Der ehrenamtliche Geschäftsführer betont stets, was der Zuschuss sein soll. Nämlich kein Eintreten für sämtliche aufgelaufenen Kosten. Sondern „Hilfe zur Selbsthilfe“: Das heißt: Wer bei den Stadtwerken in Verzug gekommen ist, der muss sich auch mit den Stadtwerken um eine Lösung bemühen. Dass Nachbar in Not einen Teil der Kosten dann übernimmt, kann nur Teil der Lösung sein.
Ein entsprechendes Angebot wird Jungbluth auch an diesem trüben Donnerstagnachmittag, zwei Tage vor Heiligabend, machen. Die junge Mutter, die vor ihm sitzt, ist in einer verzweifelten Lage. Dass sie überhaupt herkommen und um Hilfe bitten muss, schon das versetzt sie in eine emotionale Ausnahmesituation.
Genau für solche Fälle aber gebe es die Aktion „Nachbar in Not“, beschreibt Heinz Jungbluth. Sie soll kein Ersatz sein für staatliche Leistungen – „das kann nicht unsere Aufgabe sein. Und das ist auch nicht das, was die Spender wollen.“ Das formuliert er auch als Erwartung an die entsprechenden Stellen, wenn er auf das kommende Jahr blickt. Dann, davon ist er überzeugt, werden die hohen Strom- und Gas-Abschläge noch viel mehr Menschen in finanzielle Notlagen zwingen – „dann sind zuerst mal Sozialämter und Jobcenter gefragt.“ Doch er weiß auch: Nicht jeder, der sie braucht, wird öffentliche Unterstützung erhalten. Rentner, Alleinerziehende: Sie sind die größte Risikogruppe.
Es ist wohl kein Zufall, dass die Gründung von „Nachbar in Not“ zurückgeht auf einen hohen städtischen Beamten. Der ehemalige Stadtdirektor Dr. Gerhard Groot bat zu seinem Abschied einst, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen für Soester zu spenden, die das Geld dringend nötig haben. Das war 1975. Seit vielen Jahren schon betreuen Heinz Jungbluth und Sigrid Schöbel die Aktion. Auch sie beide wissen aus ihrer eigenen beruflichen Tätigkeit – lange im Sozialamt der Stadt Soest – dass nicht jede finanzielle Notlage mit staatlichen Mitteln gelöst werden kann. Ihre Erfahrung hilft Ihnen auch dabei, dass die Hilfe wirklich dort ankommt, wo sie benötigt wird.
Denn ganz ohne Nachweis der Bedürftigkeit geht es natürlich nicht. „Wir sind es schon den Spendern schuldig, dass wir die Angaben auch überprüfen.“ Ist das Konto wirklich leer? Lehnt das Jobcenter den benötigten Zuschuss wirklich ab? Häufig kommen die Anfragen von Wohlfahrtsverbänden, mit denen „Nachbar in Not“ eng zusammenarbeitet – ihre Vertreter sitzen auch im Beirat der Aktion. Hier werden die Anträge zweimal jährlich in den Sitzungen besprochen.
2022 hat „Nachbar in Not“ allein für Menschen in Soest rund 60 000 Euro an Unterstützung geleistet. Der Soester Anzeiger, seit dem Jahr 2000 Partner der Soester Hilfsinitiative, hat in diesem Jahr weitere rund 40 000 Euro an Menschen in Werl, Wickede, Ense, Warstein, Welver, Möhnesee, Bad Sassendorf und Lippetal ausgezahlt.
Die Aktion „Nachbar in Not“ ist für Soester, die Hilfe brauchen, ab dem neuen Jahr wieder donnerstags von 14 bis 17 Uhr im Rathaus im Rahmen einer Sprechstunde erreichbar. Kontakt: Heinz Jungbluth, h.jungbluth@soest.de, Telefon 02921/103-9050. Spendenkonto bei der Stadt Soest: Sparkasse Soest IBAN DE86 4145 0075 0003 0086 53
Der Soester Anzeiger ist per Email erreichbar: Für Hilfesuchende aus Werl, Wickede, Ense (lokales-werl@soester-anzeiger.de), Warstein (warstein@soester-anzeiger.de), Welver, Möhnesee, Bad Sassendorf und Lippetal (stadtredaktion@soester-anzeiger.de), außerdem per Telefon unter 02921/688 223. Spendenkonten Soester Anzeiger: Sparkasse Soest, IBAN: DE97 4145 0075 0000 0682 88; Volksbank Soest, IBAN: DE25 4146 0116 0000 6664 00