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Adam-Kaserne: Pläne sind reif für das neue „Belgische Viertel“

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Von: Holger Strumann

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Auf dem Areal der Adam-Kaserne laufen bereits Erdarbeiten. Im Hintergrund die alten Militärblocks, die erhalten bleiben.
Auf dem Areal der Adam-Kaserne laufen bereits Erdarbeiten. Im Hintergrund die alten Militärblocks, die erhalten bleiben. © Dahm

Soest –  Auf dem Weg, die alte Militärbrache der Adamkaserne in ein chices neues Wohnviertel umzuwandeln, ist die Stadt ein weiteres Stück vorangekommen. Der Stadtentwicklungsausschuss hat den überarbeiteten Plänen für das „Belgische Viertel“ einstimmig zugestimmt.

Jetzt wird das Konzept öffentlich gemacht, so dass auch Bürger und Behörden mitreden können.

Der Leipziger Planer Karlfried Daab, dessen Büro bereits 2012 beim städtebaulichen Wettbewerb um die Zukunft der Kaserne den ersten Preis errungen hat, stellte jetzt die neuesten Korrekturen vor. War anfangs noch davon die Rede, bis auf die denkmalgeschützten Blöcke möglichst viele alte Militär-Gebäude dem Erdboden gleichzumachen, bleiben nun doch sechs der sieben Blöcke stehen.

Weil die so massig sind, muss allerdings der breite Gründstreifen, der das Gelände künftig durchziehen und die wuchtigen Blöcke von den kleinteiligen Neubau-Quartieren trennen soll, angeknabbert werden.

Rund 1000 Quadratmeter Grün gehen verloren, so Daab. Angeknabbert wird aber auch der neue Komplex, der gleich vorn rechts im Eingangsbereich der Kaserne hochgezogen werden soll. Ein Soester Investor hat sich für einen der bestehenden Militärblöcke erwärmt, will ihn kaufen und sanieren und direkt daneben einen Neubau mit Wohnungen platzieren. Zu eng, zu klotzig, hatte im Spätsommer noch der Gestaltungsbeirat befunden, jetzt kommt der Neubau eine Spur schlanker daher.

Die Bau-Politiker lobten, wie sehr sich Planer Daab um Details für das Viertel gekümmert habe. Die gehen so weit, dass für die einzelnen kleinen Neubau-Quartiere unterschiedliche Fassadenfarben und -materialien vorgegeben werden, ab 300 Quadratmeter ein Baum und ab 600 Quadratmetern zwei Bäume zu pflanzen sind. Schützende Hecken im Garten zum Nachbarn dürfen zwei Meter hoch wachsen, zur öffentlichen Straße nur einen Meter aufragen.

Um die Flächen für die Zufahrten knapp zu halten, gibt es sogar spezielle Regelungen, wie in den engen Zubringern rangiert werden darf: So sollen sich die Nachbarn gegenseitig gestatten, mit ihrem Wagen mal einen oder zwei Meter rückwärts nebenan auf fremden Grund zu drehen.

Andererseits sind die Straßen damit so schmal, dass hier kein Bus mehr durchkommt.

„Einst war die Kaserne unser Sorgenkind“, resümiert CDU-Fraktionschef Rolf Meiberg, „jetzt gibt es ein schlüssiges Konzept.“ Und das sollte nach Ansicht der Soester Wirtschaftsförderin Prof. Monika Dobberstein lieber heute als morgen verwirklicht werden. Sie kümmert sich seit einem Jahr um die Vermarktung und stellt fest: „Im Moment ist der Markt so verrückt wie nie; die Gelegenheit zum Verkauf extrem günstig.“

Sanierung lohnt sich

Noch vor Jahren und auch bei der (am Ende gescheiterten) Bewerbung für die „Regionale Südwestfalen“ hat jeder Verantwortliche oder potenzielle Investor die sieben alten Militärblöcke mit spitzen Fingern angefasst: Zu alt, zu marode, zu unwirtschaftlich.

Nun auf einmal klingt das ganz anders. Wirtschaftsförderin Dobberstein rechnet vor, dass sich sogar der Erhalt von sechs der sieben Klötze lohnt. Ihre Rechnung sieht so aus: „In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise wegen der niedrigen Zinsen immer weiter gestiegen. So wäre zu anderen Zeiten für sanierte Eigentumswohnungen auf der Adam-Kaserne vielleicht das 11-fache der Jahresmiete gezahlt worden.

Das heißt: Einmal angenommen, die Miete beträgt 100 /m²/Jahr, dann bedeutet das 11-fache einen Verkaufspreis von 1 100 Euro pro Quadratmeter Mietfläche. Damit könnte ein Bauträger die Sanierungskosten nicht darstellen. Derzeit werden aber Preise von bis zu 24-fach gehandelt. Dies würde bei der angenommenen Miete einem Verkaufspreis von 2 400 Euro pro Quadratmeter Mietfläche entsprechen. Unter diesen Voraussetzungen kann eine Sanierung dann doch wirtschaftlich werden.“

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