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75 Jahre Lehde in Soest: Vom Germanenschinder zum Generalunternehmer

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Die ersten Jahre. Die Lehde-Belegschaft in der Nachkriegszeit.
Die ersten Jahre. Die Lehde-Belegschaft in der Nachkriegszeit. © Lehde

Zum 75. Bestehen hat das Soester Betonbau-Unternehmen Lehde eine Firmenchronik erstellen lassen. Der Soester Autor Uwe Schedlbauer blickt in die Seele des Familienbetriebs.

Soest – Der 10. Juni 2021. Die Sonne schien und es herrschten angenehme Temperaturen. Eigentlich ideale Voraussetzungen für eine ordentliche Feier, die an diesem Tag anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Firma J. Lehde GmbH hätte steigen sollen. Eigentlich. Denn ein Virus durchkreuzte frühzeitig alle Planungen für eine gebührende Feier. 75 Jahre. Wie fing alles an, was hat sich im Laufe der Jahre alles getan und verändert, wo steht das Unternehmen heute, und wo wird es in Zukunft stehen? Die Antworten auf diese Fragen sollten in einer Chronik festgehalten werden. Es sollte aber kein Werk werden, in dem lediglich Fakten aneinandergereiht werden, sondern es sollte einen tiefen Einblick in das Seelenleben des Familienunternehmens vermitteln. „Da wir selbst zwar gute Gebäude bauen können, aber keine Bücher, haben wir den Soester Autor Uwe Schedlbauer an Bord geholt“, sagt Johannes Lehde.

Er führte Gespräche mit vielen aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern, wühlte sich durch Foto- und Dokumentenarchive und vermengte dann die persönlichen Geschichten mit den Fakten und Fotos zu einer lebhaften Chronik, die auf fast 180 Seiten quasi die DNA von Lehde entschlüsselt und – eingebettet in die historischen Ereignisse der jeweiligen Epochen – erlebbar macht.

Präsentieren die Chronik „75 Jahre Lehde – vom Germanenschinder zum Generalunternehmer“ (von links) Johannes Lehde, Uwe Schedlbauer und Martin Butz.
Präsentieren die Chronik „75 Jahre Lehde – vom Germanenschinder zum Generalunternehmer“ (von links) Johannes Lehde, Uwe Schedlbauer und Martin Butz. © Lehde

75 Jahre Lehde in Soest: „Immer mit der Zeit gegangen“

„Unser Unternehmen ist immer mit der Zeit gegangen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte es an allen Ecken und Enden an Wohnraum. Material zum Bauen war knapp. Unser Großvater Hans Lehde entwickelte die Lehde-Decke und Tausende Menschen bekamen rasch wieder ein Dach über dem Kopf“, erinnert sich Lehde-Geschäftsführer Martin Butz: „Als die größte Wohnungsnot gelindert war, ging es an den Bau von Hallen für die Industrie und die Besatzungsmächte, von Schulen und Turnhallen und Kirchen. Es folgten Lagerhallen und Krankenhäuser. Alles Projekte, die in unserem Stahlbetonfertigteilwerk produziert und vor Ort von uns montiert wurden.“

„Als wir Anfang der 2000er-Jahre ins Unternehmen einstiegen, entwickelten wir das ‚Schlüsselfertige Bauen‘. Damit haben wir uns nicht nur breiter, sondern auch erfolgreich für die Zukunft aufgestellt“, denkt Johannes Lehde an eine wesentliche Weichenstellung zurück: „Dabei hatten wir das große Glück, dass uns mein Vater Reinhold als damaliger Geschäftsführer völlig freie Hand ließ“.

Reinhold Lehde war 1975 in die Firma seiner Eltern Johannes und Maria eingestiegen. Bei seiner Geburt im Jahre 1946 war gerade der erste Auftrag der noch jungen Firma bezahlt worden. Reinhold Lehde wurde also schon von Kindesbeinen an mit dem Bauen á la Lehde geprägt. „Als Schüler habe ich Nägel aus den Schalungen rausgezogen und krumme dann gerade gekloppt“, erinnert sich Reinhold Lehde an seine ersten Aufgaben im väterlichen Betrieb und an die Zeit, als „noch nichts weggeschmissen wurde!“ Etwas später mit 15 Jahren half er dann immer mal wieder in der Schlosserei aus: „Eines Tages sollte ein Geselle eine Achse zusammenschweißen. Meine Aufgabe bestand darin, sie festzuhalten. Meine Augen waren zwar mit einer Brille geschützt, meine Arme aber leider blank. Ich habe mir die fürchterlich verbrannt“, blickt er noch heute schmerzvoll auf dieses Ereignis zurück. Nach dem Tod seines Vaters 1994 trat Reinhold Lehde in die Geschäftsführung ein und entwickelte zusammen mit seiner Mutter Maria das Familienunternehmens zu einem – auch weit über die Grenzen Soests hinaus – erfolgreichen Unternehmen weiter und sorgte dann für eine reibungslose Staffelübergabe an die dritte Familiengeneration.

Mit mehr als 130 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro gehört Lehde heute in Soest zu einem der größten Arbeitgeber. „Wir haben uns in über 75 Jahren als Spezialist für Stahlbetonfertigteile und als Generalunternehmer im Schlüsselfertigbau einen Ruf erarbeitet, der auch weit über die Grenzen von Soest hinaus strahlt“, weiß Butz.

Kontakt

Wer ein Exemplar der Chronik haben möchte, kann sich melden bei Martina Engler, Telefon 02921/89060 oder per Mail: info@lehde.de

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