„Familientreffen“: Weka-Mitarbeiter treffen sich 30 Jahre nach dem Ende einer Ära

Das Kaufhaus Weka schloss vor 30 Jahren. Die ehemaligen Mitarbeiter feierten jetzt das Wiedersehen mit vielen Erinnerungen und alten Fotos.
Soest – Walburga Drewes begann 1953 ihre Lehre im Kaufhaus Weka. Bis 1962 arbeitete sie dort, wanderte durch alle Abteilungen, dann wurde sie schwanger, später war sie noch einmal kurz in dem Warenhaus tätig, dann schulte sie um. „Kaufhäuser waren schon etwas Besonderes, man bekam die unterschiedlichsten Artikel in einem Haus. Samstags wurden Berliner vor der Tür verkauft, beim Ausverkauf standen die Leute Schlange“, erinnert sich die heute 84-Jährige.
Das Kaufhaus Weka in Soest: Wiedersehen nach 30 Jahren im Saal des Domhofs
Carla Lachnitt wird in diesem Monat 91. Fünf Jahre, von 1973 bis 1978, arbeitete sie in der Weka, saß nachmittags im Restaurant des Kaufhauses an der Kasse. „Es war immer so schön, ganz ausgezeichnete Kollegen, ein sehr schönes Betriebsklima, hatten viele schöne Feiern zusammen.“ Im Saal des Domhofs, beim großen Wiedersehen 30 Jahre, nachdem das Kaufhaus geschlossen hatte, kennt Drewes nur noch eine weitere frühere Kollegin, Lachnitt zehn. Denn aus den frühen Jahren sind nur noch wenige übrig. Umgekehrt geht es Heinz Carrie. Der 52-Jährige hatte die Idee zu dem Treffen, trommelte die alte Mannschaft zusammen und musste schließlich einen Saal mieten, weil er mit der Idee offene Türen einrannte. „Ich kenne circa die Hälfte“, überschlägt der Amper grob. Er machte bei der Weka seine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel, leistete dann seinen Zivildienst, und als der endete, war schon das eingeläutet, was alle hier den „Untergang“ nennen.
Das Kaufhaus Weka in Soest: Erinnerungen an den „Untergang“
An den können sich einige noch besser erinnern, als ihnen lieb ist. Brigitte Hoffmann etwa, Mitarbeiterin von 1975 bis zum Ende in 1993, sagt, dass „das nicht schön war, für keinen von uns.“ Erika Mach, von 1980 bis zum Schluss angestellt, ergänzt: „Denn so etwas wie die Weka, wo man alles bekam, wo die Mitarbeiter so toll zusammenhielten, wo mittags die halbe Stadt essen ging, das gibt es heute nicht mehr, nur noch lauter kleine Lädchen.“ Genaue Details zum „Untergang“ weiß Hannelore Arndt noch – kein Wunder: Nachdem sie 1959 in der Verwaltung angefangen hatte, arbeitete sie sich im Laufe der Jahre in die Geschäftsführung hoch. 78 ist sie heute, immer noch berufstätig, seit 65 Jahren, denn nach dem Ende in Soest 1993 und dem in Lippstadt zwei Jahre später machte sie mit ihrer Familie aus dem dortigen Laden ein Sportgeschäft.
Das Kaufhaus Weka in Soest: Ein Kaufmann mit Leib und Seele
Sie erzählt: „Der damalige Eigentümer der Immobilie, der auch zuständig gewesen war für den Neubau, die Vergrößerung auf 4000 Quadratmeter, überraschte uns damit, dass er den Komplex bei Nacht und Nebel an einen Kölner Immobilienmakler verkauft hatte. Der war kein Kaufmann, hatte nur den Profit im Auge. Von da fing die Sache an zu bröckeln. Nicht vermietete Lokale in der Hanse-Passage mussten wir selber auf eigene Kosten umbauen und füllen. Er baute eine Frischeabteilung ein, die nie genutzt wurde. Unser Chef, der Inhaber Werner Tabler, der war dagegen mit Leib und Seele Kaufmann, der selber noch mit anpackte, Berliner einpackte und Brötchen aufbackte. Der opferte zum Schluss sogar seine Lebensversicherung, um damit Anteile an unserem schwächelnden Einkaufsverband Kaufring zu kaufen, und starb nach drei Jahren Kampf als armer Mann an Darmkrebs. Irgendwann konnten wir die Verluste nicht mehr auffangen.“ Die Kette von Insolvenzen innerhalb des Kaufrings setzte sich fort, die Kaufring AG selber meldete nach einem gescheiterten Sanierungsprozess im März 2002 Insolvenz an und wurde abgewickelt. Allmählich setzte in Soest das Kaufhaussterben ein, später auch in den Großstädten. Ungefähr zeitgleich mit Weka kehrte auch Kaufhof Soest den Rücken, 2000 ebenso der Nachfolger Kerber, ebenfalls im Kaufring.
Das Kaufhaus Weka in Soest: „Die Ära ist vorbei. Und wenn etwas weg ist, kann man es nicht wiederholen.“
Tabler habe das Unternehmen „hart, aber gerecht“ geführt, „wenn der kam, standen alle stramm, aber wenn einer Sorgen hatte, hat er immer geholfen. Es war wirklich wie eine große Familie. Soest und Lippstadt haben zusammen rauschende Personalfeste gefeiert“, schwelgt Arndt in Erinnerungen. Kein Wunder also, dass die farbstichigen alten Fotos, die an diesem Abend rumgehen, fast immer bei diesen Feiern entstanden. Arndt: „Die Soester waren immer etwas lockerer, wenn sie nach Lippstadt kamen, sie hatten im Bus schon vorgeglüht und trafen singend ein.“ Sie kennt natürlich die meisten der Anwesenden, „aber ich habe sie nicht immer gleich wiedererkannt.“ Arndt: „Die Ära ist vorbei. Und wenn etwas weg ist, kann man es nicht wiederholen.“

