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Knallhart-Ansage der Soester Wirte: „2G-plus ist der Killer für die Gastronomie“

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Von: Klaus Bunte

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2G-plus-Regel Gastronomie Soest Erkan Demir Ameribar
Erkan Demir in seiner „Ameribar“. Er fürchtet, dass jetzt bald noch weniger Kunden kommen. © Klaus Bunte

Die Gastronomie gehört ohnehin schon zu den am stärksten gebeutelten Branchen in der Corona-Pandemie. Mit der 2G-plus-Regel, wie sie jetzt nach dem Corona-Gipfel in Restaurants und Kneipen kommen soll, sehen die Wirte jetzt endgültig schwarz und sind stinksauer.

Soest – Er hatte erst am Montag wieder aufgemacht. Fünf Wochen lang hatte Jason Prickett geschlossen, nachdem trotz 2G-Kontrollen Besucher seines Pubs in der Ulricher Straße Impfdurchbrüche hatten. Alle News zur Corona-Pandemie im Kreis Soest lesen Sie hier.

Als noch schärferes Damoklesschwert hängt nun über seinem Haupt, wie dem der ganzen Branche, die 2G-plus-Regelung, die am Freitag, 7. Dezember, eines der Ergebnisse des Corona-Gipfels war – „und ich denke, auch die anderen Kollegen sehen das als Katastrophe. „2G hat für uns schon Einbußen bedeutet, und ich will gar nicht darüber nachdenken, was jetzt kommt. Wir können nicht immer nur draufzahlen. Seit zwei Jahren müssen wir leiden, irgendwann reicht es auch.“

Zwar sind geboosterte Personen von der Testpflicht ausgenommen, „aber das sind bislang weitgehend die älteren Mitbürger“, meint Prickett und sagt: „Ich werde es wohl eine Woche lang versuchen. Wenn es nichts bringt, werde ich abermals schließen müssen. Denn wer lässt sich denn extra testen, nur um abends ein Bier trinken zu gehen? Vielleicht schon eher, wenn er essen gehen will.“

Ich werde es wohl eine Woche lang versuchen. Wenn es nichts bringt, werde ich abermals schließen müssen. Denn wer lässt sich denn extra testen, nur um abends ein Bier trinken zu gehen?

Jason Prickett

Eben jene Spontanität bereitet auch den Restaurants Kopfzerbrechen. „Man kann dann nicht mehr um 19 Uhr sagen: Komm, der Kühlschrank ist leer, wir gehen eine Pizza essen. Um die Zeit haben die Testzentren entweder nicht mehr auf oder man kann keine Termine mehr buchen“, gibt Yvonne Hofmann, die das Brunello am Petrikirchhof betreibt, zu bedenken, dass der Besuch eines Restaurants nun größerer Planung bedarf.

„Immerhin sind viele unserer Gäste und auch einige unserer Mitarbeiter und Aushilfen schon geboostert, auch manche in meinem Alter“, so die 48-Jährige. Viele setzen daher auch weiterhin auf die Möglichkeit des „To Go“, also der Speisen zum Mitnehmen. Das dürfen auch Ungeimpfte. Nur eben zum Verzehr an den Tisch setzen, ist nicht gestattet.

2G-plus im Restaurant: Kunden werden weniger

Seine Erfahrungen damit gemacht hat auch Erkan Demir. Erst zum Oktober zog er mit der Ameribar aus privaten Gründen aus der Amper Schützenhalle in die deutlich kleinere frühere Imbissstube der Metzgerei Husemeyer an der Marktstraße.

Doch auch hier auf engerem Raum merkte er unter 2G, dass die Kunden in seinem American Diner weniger wurden: „Manche, die nur getestet waren, musste ich wieder wegschicken, einige meinten dann: Dann gehe ich eben woanders hin. Darauf konnte ich nur antworten: Da wirst Du auch nicht reinkommen. Aber 2G-plus – das wird der Killer für die Branche.“

2G-plus im Restaurant: Dann besser ganz schließen

Richtig schwarz sieht auch Margarita Burgos Luque, Inhaberin des Lamäng am Markt und des Solista im Heuss-Park. Sie hat für Samstagmorgen, 7. Januar, alle Mitarbeiter einbestellt, um zu entscheiden, wie es weitergehen soll: „Und wenn es das Beste ist, für einige Woche zu schließen, dann schließen wir eben. Wir zahlen schon jetzt drauf und hatten den schlechtesten Dezember bislang. Wie sollen wir unter diesen Bedingungen denn überhaupt noch kalkulieren? Wie Waren bestellen? Womit das Personal bezahlen, wenn die Kosten dafür höher sind als die Einnahmen?“ Denn ihr Geschäft besteht ja nicht allein aus dem Essengehen am Abend.

„Was jetzt endgültig wegfallen wird, werden die Menschen sein, die nur für einen Kaffee, während der Mittagspause oder auf ein Feierabendbier vorbeikommen. Nur, um zwischendurch für eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen vorbeizukommen, lässt sich doch niemand eigens testen. Ich bin sprachlos, um ehrlich zu sein. Welche Perspektive haben wir denn noch? Es ist ein Sterben auf Raten, ein Kampf gegen Windmühlen, man kommt sich vor wie Don Quichotte. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt. Aber irgendwann stirbt sie eben doch.“

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