Tambourcorps Brüllingsen feiert ein Jahrhundert Marschmusik: „Wir wollen die Gemeinschaft leben“

Für leidenschaftliche Marschmusik ist das Tambourcorps Brüllingsen ebenso bekannt wie für ausgelassene Stimmung – das bewiesen die Mitglieder einmal mehr bei den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Bestehens ihres Corps am Wochenende auf Hof Hunecke.
Brüllingsen – Ein Jahrhundert ganz im Zeichen der Musik liegt hinter dem Tambourcorps und so startete das Festprogramm nach der Begrüßung standesgemäß mit einem musikalischen Freundschaftstreffen, dem ein Festumzug durchs Dorf folgte. Nach der Dirigentenbesprechung zogen zwölf Musikvereine, angeführt vom Tambourkorps Stockum, dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Neuengeseke und dem Tambourkorps Mülheim-Möhne, durch die Straßen von Brüllingsen.
Im Rahmen der anschließenden Bühnenspiele stellten die Musiker auf der Bühne ihr Können beim Spielen einzelner Stücke aus ihren Programmen unter Beweis, während vor der Bühne ganz andere Qualitäten gefragt waren. Dazu gehörten Kraft und Ausdauer beim Maßstemmen, Präzision beim Maßstrichtrinken, Geschicklichkeit und Geschwindigkeit beim Melken sowie Treffsicherheit beim Flaschenwerfen.
Bei einem 100-jährigen Jubiläum darf der Blick auch gerne mal zurückgehen. Am meisten zu berichten hat wohl Stefan Hüttenschmidt, denn der erste Tambourmajor und erste Vorsitzende ist bereits fast ein halbes Jahrhundert Mitglied beim Brüllingser Tambourcorps und seit 1992 Teil des Vorstands. „Ich bin seit 1975 mit dabei“, erinnert sich der 57-Jährige, der als Neunjähriger angefangen hat, bei Tambourcorps Brüllingsen zu spielen.
„Für uns ist unter anderem das Schützenfest in Echthausen immer etwas Besonderes“, erzählt der Stellvertretende Löschgruppenführer. „Entstanden ist der Kontakt, weil wir bei dem Freibierfest 2006 aushelfen sollten. Das hat uns dann so viel Spaß gemacht und wir sind so herzlich aufgenommen worden, dass wir seitdem jedes Jahr dort spielen.“ Daher durften die Schützen aus Echthausen bei der Jubiläumsfeier in Brüllingsen natürlich nicht fehlen und reisten zum musikalischen Frühschoppen am Sonntag an.
Gerne erinnert sich Stefan Hüttenschmidt auch an das Bundesschützenfest des Sauerländer Schützenbundes, das 2019 in Medebach stattgefunden hat, zurück. „Wir haben seinerzeit unsere Schützen aus Brüllingsen Ellingsen Haar und Ostheide begleitet.“ Als dort Daniela Kotewitsch, die erste Wameler Schützenkönigin, den Vogel abschoss und damit auch erste Bundesschützenkönigin überhaupt wurde, ließen es sich die Brüllingser Musikfreunde nicht nehmen, mit ihr in die Halle einzumarschieren und zu gratulieren. „Das war schon eines der Highlights, denn Daniela Kotewitsch wohnt in Brüllingsen und war auch früher bei uns im Spielmannszug.“
Und dann fällt ihm noch eine Anekdote ein. „Vor ein paar Jahren haben wir mal in Echthausen gestanden und einer der älteren Schützen dort hat gefragt, während er zu mir rüberschaute: 'Und der ältere Herr dort vorne, wer ist das?' Darauf hat einer unserer Musiker geantwortet, dass das der Nachbar sei, den würden sie schon mal mitnehmen, damit er sonntagnachmittags nicht zu Hause sitzt“, erzählt der 57-Jährige mit einem Lachen und ergänzt: „Wir sind eben immer für einen Spaß zu haben, verstehen uns als eine Gemeinschaft und sind ein super Team.“
Bei den Vorbereitungen zu der 100-Jahr-Feier hat sich Stefan Hüttenschmidt daher auch zurückgehalten und die nächste Generation machen lassen. „Die Ideengeber waren in erster Linie Gesa Dreses und Anna Hüttenschmidt und die beiden und auch die restliche Truppe haben top zusammengearbeitet.“
Besonders am Herzen liegt dem Tambourcorps Brüllingsen der Nachwuchs. „Man muss die Jugend fördern und das machen wir seit Jahren. Im Tambourcorps haben wir ein Durchschnittsalter von 25 Jahren“, sagt der erste Tambourmajor und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Und wenn ich morgen aufhöre, haben wir ein Durchschnittsalter von 23 Jahren.“ Aber ans Aufhören denkt er noch lange nicht. „Wir wollen weitermachen wie bisher und die Gemeinschaft leben. Wir haben jetzt 24 aktive Spielleute und acht in Ausbildung.“ Darunter der jüngste Musiker, der gerade einmal acht Jahre alt ist und an der Flöte ausgebildet wird.
Wie gut das Tambourcorps ins Dorfleben integriert ist, zeigten die zahlreichen Besucher ohne Uniform. Wie sie genossen es auch die vielen angereisten Gäste der Spielmannszüge und Schützenvereine aus der Umgebung, gemeinsam mit den Jubilaren zu feiern. Am Samstagabend sorgte ein DJ bei der Scheunenfete für Partystimmung.

