Windböen entwurzeln Bäume

Anfällige Buchen: Förster Andreas Schwan macht auf die Gründe aufmerksam und gibt einen Ausblick in die Zukunft des Waldes.
Starke Windböen in den vergangenen Tagen ließen den einen oder anderen Waldspaziergänger wie verwurzelt stehen und staunen oder in Windeseile das Weite suchen: Ganze Wurzelplatten erhoben sich aus dem Waldboden. Einzelne Bäume wurden komplett entwurzelt, Äste fielen von den Kronen.

Windböen am Möhnesee: Gefährliche Äste
Herabfallende Zweige, das sagt Förster Andreas Schwan vom Landesbetrieb Wald und Holz, seien eine Gefahr für Spaziergänger, die während starker Böen unter den Fittichen des Forstes unterwegs sind; und das nicht, nur während es windet. „Natürlich während des Sturms, aber auch zwei oder drei Tage danach ist es risikoreich, im Wald spazieren zu gehen“, warnt Schwan vor Ästen, die sich in den Kronen beim Hinunterfallen verheddert haben und erst später auf den Boden fielen.
Der Wald ist nicht mehr das, was er einmal war.
Windböen am Möhnesee: Anfällig wegen Trockenheit
Dass vereinzelte Bäume anfälliger für Starkwetterereignisse sind und leichter umknicken, das sei eine indirekte Folge der Trockenheit in den vergangenen Jahren, erklärt Schwan. „Der Wald ist nicht mehr das, was er einmal war.“ Der Förster bedauert das Brachland, welches durch das Absterben der großen Fichten-Monokulturen entstanden ist. Dies führe dazu, dass heute Bäume am Waldrand stünden, die „normalerweise mitten im Wald stehen und nicht dem Wind angepasst sind“, erklärt Schwan. „Dieses Kollektiv aus Bäumen, die sich gegenseitig schützen, das gibt es nicht mehr“, sagt er.
UNTERSCHIEDE: Windwurf/-bruch
Sturmholz, auch Windwurf oder Windbruch genannt, bezeichnet die aufgrund von starken Stürmen oder Orkanen entwurzelten oder geknickten Bäume. Bei Windwurf reicht die Verankerung des Baumes im Boden durch die Wurzeln nicht aus und der Stamm wird samt Wurzelballen umgeworfen. Beim Windbruch hält die Bodenverankerung stand, jedoch wird die Biegefestigkeit des Stammes überschritten und er bricht. Windwürfe treten häufiger auf, wenn der Boden durch Feuchtigkeit aufgeweicht ist; Windbrüche dagegen öfter, wenn der Boden trocken ist, die Wurzeln fest verankert sind und stattdessen der Stamm nachgibt. Die größten Windbruchschäden verursachten zum Beispiel die Orkane Wiebke 1990, Lothar 1999, Kyrill 2007 und Friederike 2018.
Windböen am Möhnesee: Blick in die Zukunft
Trotzdem will Schwan nicht zu schwarz malen und auch die positiven Seiten in Betracht ziehen: „Ich empfehle bei Spaziergängen, dass gerade Schulklassen und Kindergartengruppen in den Wald gehen und ihn fotografieren und nach drei, fünf, zehn Jahren wiederkehren und sich die Veränderung anschauen.“ Der Revierleiter ist sich sicher, dass sich der Wald noch nie so schnell verändert habe wie in der heutigen Zeit – im positiven und im negativen Sinne.
Die Aufforstung fände statt, der Wald werde sich erholen, ist Schwan auch dahingehend überzeugt. Man müsse allerdings in die Zukunft blicken, nicht nur die kurzfristige Entwicklung ansehen.