Möhnesee Obwohl die Wechselwirkung von Herz und Psyche seit Langem durch Studien belegt ist, gebe es bislang in Deutschland kaum Möglichkeiten für eine ganzheitliche Therapie, berichtet die Klinik Möhnesee in einer Pressemitteilung. Die Erfahrung, dass der Körper, etwa bei einem Herzinfarkt, nicht mehr mitmacht, sei sehr belastend für den Körper und die Psyche. „Oft haben Betroffene Angst, das Erlebte könne sich wiederholen. Dann kann schon der Gang zum Supermarkt zu einer Tortur werden“, berichtet Stefanie Zerres von der Dr. Becker-Klinikgruppe: „Umgekehrt können Angstzustände, Panikattacken oder Depressionen Einfluss auf den Körper und das Herz nehmen – ein Teufelskreislauf entsteht.“
Die neue Fachabteilung der Klinik Möhnesee mit Dr. Markus Borries als psychokardiologischem Chefarzt will den Patienten entsprechende Hilfe bieten. Dabei geht es unter anderem darum, dass die Rehabilitanden wieder Vertrauen zum eigenen Körper aufbauen. Mittels einer umfangreichen Diagnostik erheben Ärzte und Psychologen die körperlichen und psychopathologischen Befunde und legen die Therapie fest. Hierzu zählen Sport- und Bewegungstherapie, Einzeltherapie und Gruppensitzungen. Hinzu kommen Informationsveranstaltungen über kardiologische Erkrankungen, psychische Störungen oder Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen. Deshalb können die Ernährungsberatung oder eine Therapie zur Tabakentwöhnung den Therapieplan vervollständigen.
„Ein wichtiges Ziel dabei ist es, dass die Rehabilitanden über Wissensvermittlung, neue Erfahrungen und Austausch mit anderen Betroffenen wieder Vertrauen zum eigenen Körper aufbauen“, betont Stefanie Zerres.
„Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Patientinnen und Patienten nun diese sogenannte duale Reha anbieten können, also eine Reha, die gleichzeitig auf die Behandlung kardiologischer und psychosomatischer Erkrankungen abzielt“, sagt Chefarzt Dr. Markus Borries: „Denn wenn Patienten nachgewiesenermaßen unter beiden Krankheitsbildern leiden, ist eine psychokardiologische Reha viel nachhaltiger als eine monodisziplinäre Maßnahme.“
Insofern sei die Entscheidung der Deutschen Rentenversicherung (DRV), die Klinik Möhnesee als Fachabteilung für Psychokardiologie zuzulassen, überfällig gewesen, da psychosomatische Erkrankungen und Herz-Kreislaufleiden bundesweit zunehmen, erläutert Chefarzt Borries: „Und wir wissen gerade von Herzpatienten, dass begleitende psychische Erkrankungen eine ungünstige Prognose in Bezug auf Sterblichkeit und Lebensqualität haben. Es ist also gut und richtig, dass wir hier die Gesundheitsversorgung weiter verbessern.“
Ein psychokardiologisches Therapieangebot gibt es in der Klinik Möhnesee zwar schon länger, die eigenständige Fachabteilung wurde im Rahmen des Projekts im Mai dieses Jahres eingerichtet. In dieser Fachabteilung Psychokardiologie wurden bisher beziehungsweise werden aktuell insgesamt bereits 32 Patienten behandelt. Geplant ist eine Belegung von 25 Patienten in der Fachabteilung Psychokardiologie, so Zerres.