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Vorbereitungen für Aufnahme von Ukraine-Flüchtlingen sind angelaufen

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Von: Thomas Brüggestraße

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Vorbereitungen für Flüchtlinge in Sporthalle Völlinghausen
Der Boden der Turnhalle in Völlinghausen wurde mit einem Vlies abgedeckt. © Peter Dahm

Es ist alles auf einmal: Es ist ein Hilferuf der Gemeinde an die Bevölkerung, freien Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Es ist ein Riesen-Dankeschön an alle Freiwilligen, die sich bis jetzt schon für Flüchtlinge aus der Ukraine eingesetzt haben. Und es ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Not der Menschen, die vor dem Krieg flüchten, riesengroß ist.

Möhnesee – Wobei nicht klar ist, wann genau die erste große Welle an Flüchtlingen auch in Möhnesee eintreffen und wie lange Hilfe nötig sein wird. Bürgermeisterin Maria Moritz und der Beigeordnete Günter Wagner sind da im Gespräch mit dem Anzeiger ganz deutlich: „Es geht nicht um kurze Hilfe, und dann ist alles wieder vorbei. Bei dieser Hilfe gehen wir alle auf die Langstrecke. Es ist, wie es ist, und die Kommunen sind zur Hilfeleistung verpflichtet. Die Menschen, die sich hierher vor dem Krieg flüchten, haben alles Recht der Welt, dass wir ihnen helfen.“

Günter Wagner: „Wann die Busse kommen, das wissen wir nicht. Die Bezirksregierung wird uns anrufen, und dann müssen wir funktionieren. Wie viele Menschen kommen werden, auch das wissen wir nicht.“ Maria Moritz ergänzt: „Wir bitten alle Menschen in Möhnesee, jetzt in dieser Not nicht wegzuschauen und mitzuhelfen, wo es möglich ist.“

Dringend benötigt werden Menschen zum Übersetzen aus dem Ukrainischen, aus dem Russischen, aus dem Englischen ins Deutsche und andersherum. Wer hierbei oder bei privatem Wohnraum helfen kann, wird gebeten, sich kurzfristig im Rathaus in Körbecke zu melden.

Was tut sich zurzeit? Die Turnhalle in Völlinghausen, danach die in Günne, und wenn die Not noch größer wird, auch die alte Ballsporthalle in Körbecke, sie werden für die Erstaufnahme vorbereitet.

Das läuft bereits

In Völlinghausen laufen die Vorbereitungen bereits: Es wurde geputzt, danach wurde der Hallenboden vorbereitet. Das bedeutet, er wurde zunächst mit einem Vlies abgedeckt, darauf kommen Holzplatten. Das soll den Turnhallenboden vor der bevorstehenden Belastung schützen. Zelte werden aufgestellt, damit Familien oder Gruppen ein Mindestmaß an Privatsphäre haben, dazu Klappbetten mit Matratzen. Zusätzlich soll es ein Spielbereich für Kinder geben und einen Bereich für die Verpflegung.

„Jede Menge Arbeit“, sagt Günter Wagner dazu: „Wir sind mit Hochdruck dabei, im Laufe der Woche alles fertig zu bekommen, niemand, der sich hierher flüchtet, soll ohne Obdach sein.“

Aktuell privat untergebracht sind in Möhnesee bereits die ersten 47 Flüchtlinge, meistens allein reisende Mütter mit Kindern. Die Erstaufnahme in Völlinghausen und darüber hinaus in weiteren Turnhallen ist für einen kurzfristigen Zeitraum geplant und dient vor allem einer ordnungsgemäßen Registrierung: Wer in der Gemeinde angemeldet ist, erhält im Anschluss eine Registrierungsnummer über die Kreisverwaltung und hat dann Anspruch auf eine Grundsicherung.

Wohnen im Container

Weil alle davon ausgehen, dass das Kriegsgeschehen und die daraus resultierende Not für die Menschen in der Ukraine nicht kurzfristig beendet sein wird, bereitet sich auch die Gemeinde Möhnesee auf einen längeren Aufenthalt von Menschen aus der Ukraine vor: Vier Stellplätze für Wohncontainer sind bereits festgelegt: Die ersten vier großen und acht kleinen Wohncontainer für bis zu 100 Personen sind bestellt und werden auf dem Grundstück westlich der Jöppelhalle in Körbecke aufgestellt. Der Zeitpunkt ist noch unklar, denn Wohncontainer sind aktuell ein knappes Gut und für Körbecke vermutlich erst in zwei bis drei Monaten zu haben.

In der Zwischenzeit werden auch in Wamel an der alten Schule, auf dem Parkplatz des Atriums am Südufer und auf dem Dreieck Grundstück zwischen neuer Schwimmhalle und Berlingser Weg alle nötigen Anschlüsse vorbereitet, damit auch hier Wohncontainer aufgestellt werden können. Günter Wagner und Maria Moritz beschreiben: „Wir brauchen Leitungen für Strom, Wasser, Abwasser. Für jeden Wohncontainer müssen passend Bodenpfeiler gesetzt werden, auf die der Container dann zu stehen kommt. Für alle diese Planungen ist im Rathaus ein zweiter sogenannter ‚Stab für außergewöhnliche Ereignisse‘ eingerichtet worden, abgekürzt SAE.“

Ehrenamtliches Engagement unverzichtbar

Natürlich bringe das alles die Gemeinde auch wieder in Personalnot, denn einerseits gebe es ja immer noch die Pandemie, und auch Mitarbeiter der Verwaltung würden krank, und andererseits sei schwer abzuschätzen, wie viel zusätzliches Personal genau in so einer Notlage benötigt werde. Genau deshalb sei die Gemeinde dankbar für alles ehrenamtliche Engagement, was sich bisher gezeigt habe. Wagner: „Wir werden diese Hilfe auch weiterhin dringend brauchen.“

Kinder und Eltern senden ein Friedenslicht

„Die Möhnesee-Schule sendet ein Licht in die Welt“. Unter diesem Motto steht eine Veranstaltung der Sekundarschule am kommenden Freitag, 25. März. Eingeladen dazu sind Schüler, Eltern und Erzieher der Sekundarschule, der Grundschule Möhnesee und der Kindergärten am Möhnesee. Iin einem Schreiben heißt es: „Die schrecklichen Ereignisse und Bilder mitten in Europa schockieren uns sehr und machen uns alle betroffen und nachdenklich. Deswegen möchten wir am Freitag, 25. März, gemeinsam ein Zeichen für Frieden setzen und ein Licht vom Möhnesee in die Welt senden.“

Um 19 Uhr trifft man sich daher an der Seetreppe, um ein Friedenslied zu singen. Anschließend geht es auf die Fußgängerbrücke, wo man eine Lichtaktion mit Handy-Taschenlampen startet. Aus Sicherheitsgründen bittet man darum, keine Kerzen oder Fackeln mitzubringen, es darf nur elektrisches Licht genutzt werden.

Außerdem wird seitens der Organisatoren empfohlen, während der Veranstaltung einen Mund-Nasenschutz zu tragen.

Noch eine große Unbekannte bleibt für die Gemeinde: Weil die Pandemie immer noch nicht zu Ende ist, müssen nach wie vor alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um eine Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Maria Moritz und Günter Wagner wissen: „Nur 35 Prozent der Flüchtlinge aus der Ukraine sind geimpft, das sind die Zahlen, die man uns sagt. Die meisten sind nur einmal geimpft, die wenigsten geboostert. Wer geimpft ist, hat nicht unbedingt einen Impfstoff bekommen, der in der EU zugelassen ist, gilt also rein rechtlich als ungeimpft. Natürlich haben wir das auf dem Schirm, natürlich ist das eine Aufgabe, die wir lösen müssen.“

Ersthelfer angestellt

Als erster Schritt sind zwei Ersthelfer als Teilzeitkräfte bei der Gemeinde angestellt worden: Sie sollen für alle ankommenden Flüchtlinge die ersten Ansprechpartner sein, Fragen zur Unterbringung, Zukunftsplanung und auch zum Impf-Status klären und für eine Schutzimpfung werben.

Wer aus der Ukraine in Möhnesee ankommt, bekommt ein Willkommenspaket mit einer Erstausstattung für die persönliche Hygiene und ein paar netten Kleinigkeiten für die Kinder, ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Auch bei diesem Thema sucht die Gemeinde mit Hochdruck nach einer Großküche, die für die Turnhalle in Völlinghausen und später in den weiteren Orten das Essen anliefern kann. Wagner: „Für die Versorgung mit Getränken in Völlinghausen haben wir uns schon einmal mit dem DORV-Laden abgestimmt, das funktioniert schon einmal. Alles weitere müssen wir abwarten und nacheinander abarbeiten. Fest steht: Das wird kein Sprint, das wird ein Marathon.“

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