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Trotz Corona-Krise: Gastronomen am Möhnesee bleiben optimistisch

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Von: Marcel Voß, Astrid Gunnemann

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Faruk Fejzaj ist Betreiber der neuen Pfeffermühle am See. Obwohl es sich finanziell nicht lohne, biete er Außer-Haus-Verkauf an. Damit will er bei seinen Gästen präsent bleiben.
Faruk Fejzaj ist Betreiber der neuen Pfeffermühle am See. Obwohl es sich finanziell nicht lohne, biete er Außer-Haus-Verkauf an. Damit will er bei seinen Gästen präsent bleiben. © Peter Dahm

Betreiber von Cafés, Restaurants und Hotels trifft der Corona-Lockdown hart. Von Neuhaus bis Völlinghausen, von Körbecke nach Günne – die Gastronomen und Hoteliers rund um den Möhnesee sind in großer Sorge um die Zukunft ihrer Betriebe.

Möhnesee - Einer wollte in diesen Jahr so richtig durchstarten, wurde aber von der Corona-Pandemie ausgebremst: Faruk Fejzaj hat sich mit seiner neuen Pfeffermühle am See einen Traum verwirklicht. Am ersten Wochenende im September konnte das Café mit Bar und Restaurant nach langer Bauzeit endlich geöffnet werden – viele Leute hatten sich schon lange auf das neue Etablissement mit Panoramablick auf den Möhnesee gefreut und strömten herbei.

Doch der 33-Jährige hatte gerade mal zwei Monate Zeit, Gäste in seinem Haus zu bewirten. Dann musste er, wie andere Betreiber auch, Anfang November wieder schließen. „Mit so etwas hat keiner gerechnet, ich auch nicht. Das ist ein bisschen so ein Gefühl, als wenn du für viel Geld ein nagelneues Autos gekauft hast und bei der ersten Fahrt hast du einen Motorschaden, zack!“, sagt Fejzaj. Die neue Pfeffermühle sei sehr gut angelaufen. „Das Haus war immer voll, viele Gäste kamen und wollten die neuen Räume kennenlernen.“

Auftragsbuch ist voll

Die gute Nachricht bei all den trüben Corona-Meldungen: Das Auftragsbuch für die kommenden Monate ist voll. „Mein Haus ist jeden Samstag schon ausgebucht, fast für das ganze Jahr. Es sind alles Hochzeiten, die hier bei mir gefeiert werden sollen. Das ist natürlich ein beruhigendes Gefühl. Nur weiß im Moment keiner, wann die Cafés und Restaurant wieder öffnen dürfen. Ich fürchte, wir Gastronomen gehören zu den Schlusslichtern, die ihre Türen wieder aufmachen dürfen.“ Nun steht Fejzaj wie viele andere auch vor dem Problem, was er den Leuten zu Terminen sagen soll und kann. „Niemand weiß ja, wie es weitergeht, wann wirklich wieder gefeiert werden kann.“

Obwohl die Umstände schwierig sind, lässt sich der junge Familienvater – er hat zwei Kinder im Alter von vier und fünf Jahren – nicht unterkriegen, bleibt gut gelaunt und optimistisch, was die Zukunft angeht. „Natürlich habe ich viele laufende Kosten und zurzeit nur sehr wenige Einkünfte.“ Auch wenn es sich finanziell nicht lohne, hält Fejzaj einen Außer-Haus-Verkauf aufrecht. Jeden Tag von 17 bis 21 Uhr können Gäste Essen und Trinken bestellen und abholen.

An den Wochenenden gibt es auch Kaffee und andere Getränke zum Mitnehmen. „Die Nebenkosten sind eigentlich zu hoch. Doch mir ist es sehr wichtig, präsent zu bleiben, mit den Leuten kurz zu reden, zu zeigen, dass man da ist.“ Auch für seine Angestellten trage er eine Verantwortung. „Wir haben hier ein tolles Team, das super zusammenhält.“ Mit Aushilfen sind rund 60 Mitarbeiter für die Pfeffermühle tätig. 33 davon sind fest angestellt, zurzeit aber in Kurzarbeit.

Mehr Ausgaben als Einnahmen

Natürlich habe Fejzaj im Augenblick mehr Ausgaben als Einnahmen – eine Situation, die ihn besorgt. „Corona kann Existenzen vernichten, das ist schlimm.“ Bis jetzt habe er in Sachen Coronahilfen nur eine Abschlagszahlung erhalten. Dafür habe er einen Steuerberater beauftragt. „Auf die Hilfen warten wir noch.“

Im Augenblick gelte es, Kosten zu minimieren. Einige Restarbeiten, die am Neubau noch anstünden, seien erst einmal ausgesetzt worden. Die freie Zeit nutzt Fejzaj für neue Gerichte und eine neue Speisekarte.

Bei allem Übel sieht der Familienvater auch das Positive an dieser Zeit des Zuhausebleibens: „Man muss die Situation jetzt nutzen und viel Zeit mit der Familie verbringen, denn die Zeit kommt nicht wieder.“ Er hofft, dass bald wieder Normalität herrscht und die Gastronomen wieder Gäste verwöhnen können.

„Hilft zunächst für das Nötigste“

„Gott sei Dank sind wir alle gesund und munter“, sagt Meinolf Griese vom Hotel Haus Griese in Körbecke. Der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) vor Ort habe „pünktlich und wie angekündigt“ eine zweite Abschlagszahlung erhalten, ansonsten lasse die Novemberhilfe allerdings noch auf sich warten – zumindest in Gänze. „Das hilft natürlich zunächst für das Nötigste. Wenn diese Zahlungen wie auch das Kurzarbeitergeld weiterhin regelmäßig kommen, ist für uns alles gut“, so Griese.

Die Lockdown-Verlängerung hatte er schon vor Wochen prognostiziert, er geht davon aus, dass es bis Ostern so weitergeht. „Die Lage bei den Kollegen hier am Möhnesee ist natürlich alles andere als rosig. Doch höre ich nichts Dramatisches. Ich glaube, dass jeder für sich aus der Situation schlicht das Beste zu machen versucht.“

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