Waldbrandgefahr
So gefährlich ist die Trockenheit schon jetzt: Feuerwehr warnt vor Leichtsinnigkeit - darauf müssen Sie achten
Möhnesee – Die Feuerwehr Möhnesee warnt mit Blick auf die herrschende Trockenheit vor leichtsinnigem Handeln – ein Fall am Mittwochnachmittag zeigt, wie berechtigt die Sorge ist.
Möhnesee/Kreis Soest - Gegen 16.40 Uhr meldeten am Mittwochnachmittag mehrere Anrufer einen Wohnungsbrand am Normannenweg in Körbecke. Vor Ort eingetroffen, waren die Einsatzkräfte jedoch mit einer ganz anderen Lage konfrontiert, wie Möhnesees Feuerwehr-Leiter Christian Böddeker erklärt: „Im Bereich eines Wohnhauses brannte eine Hecke – die Flammen waren anfangs so groß, dass es so aussah, als würde das Haus brennen.“ Jemand hatte das Feuer entfacht, indem er mit einem Gasbrenner Unkraut abflammen wollte – das Feuer griff auf die Hecke über: „Solche Einsätze gibt es leider regelmäßig im Jahr“, so Böddeker.
Im schlimmsten Fall hätte das Feuer erst auf die Hecke und dann möglicherweise auf den Dachstuhl des Hauses übergegriffen, wie es Anfang April beinahe bei einem Brand an der Möhnestraße in Warstein-Sichtigvor geschehen wäre. Der Unkraut-Verbrenner war sich der Gefahr seines Handelns offenbar bewusst, hatte er doch einen Gartenschlauch für den Ernstfall bereit liegen gehabt. „Die Brandausbreitung ist so erheblich – gerade bei Hecken mit ätherischen Ölen in den Nadeln – da kann man mit einem Gartenschlauch nicht viel ausrichten“, unterstreicht Böddeker und mahnt zur Vorsicht.
Das gilt auch für die Situation in den Wäldern des Kreises Soest und ganz NRW: Obwohl der Sommer noch vor der Tür steht, herrscht in Südwestfalen bereits die dritte von fünf Waldbrand-Gefahrstufen. Problematisch würden laut Christian Böddeker die durch den Borkenkäfer beschädigten Waldflächen: „Es gibt viele kahl geschlagene Bereiche, das Totholz ist extrem getrocknet“, blickt er auf die hohe Brandlast in den Wäldern.
Trockenheit: Corona-Krise bringt weiteres Problem im Wald
Zudem würde die aktuelle Corona-Krise ein weiteres Problem verursachen: Das gestapelte Holz wird seltener aus dem Wald abtransportiert, da es derzeit keine Abnehmer gibt, trocknet es aus und wird zur Gefahr. Positiv stellt Böddeker heraus, dass die Menschen sensibel reagieren würden, wenn sie etwas Auffälliges bemerken: „Die kleinste Rauchentwicklung wird über den Notruf gemeldet – und das ist absolut richtig so! Denn gerade bei Waldbränden spielt der Zeitfaktor für uns eine entscheidende Rolle. Je eher ein Feuer entdeckt wird, desto besser können wir es bekämpfen.“
Waldbrandgefahr durch Trockenheit: "Wir sind vorbereitet"
Trotz der Warnung vor der hohen Brandgefahr, die sich in den kommenden Wochen und Monaten noch steigern wird, betont Böddeker aber auch: „Wir sind vorbereitet.“ Da Waldbrände am Möhnesee kein neues Phänomen sind, kann die Feuerwehr auf einen gewissen Erfahrungs-Schatz zurückgreifen. So sei man bereits „mit kleinen, handlichen Schläuchen“, Waldbrandrucksäcken, in denen die Einsatzkräfte einen kleinen Wassertank auf dem Rücken tragen und einem mobilen Löschwasser-Zwischenbehälter mit 10.000 Litern Volumen ausgestattet.
„Auch einsatztaktisch haben wir uns bewusst weitergebildet“, sagt Böddeker. Der Fokus lag dabei auf der Wasserförderung über lange Strecken und der Errichtung eines Pendelverkehrs vom Ort der Löschwasserentnahme zur Einsatzstelle. Eine große Waldbrandübung zwischen Möhnesee und Warstein im vergangenen Oktober mit Feuerwehren aus ganz NRW sorgte ebenfalls für weitere Routine.
Wegen Waldbrandgefahr: Pläne für Löschteiche
Gemeinsam mit der Forstbehörde stecke die Feuerwehr zudem aktuell in der Entwicklung von Plänen, Löschteiche im Wald anzulegen. In Sachen Einsatzkleidung sei die Feuerwehr Möhnesee ebenfalls gut aufgestellt: „Von vielen Seiten wird ja leichtere Schutzkleidung für die Brandbekämpfung im Wald gefordert. Wir haben noch leichte Baumwolljacken aus Altbeständen, die auch unter Gesichtspunkten der Unfallverhütungsvorschrift noch genutzt werden dürfen.“
Als „unglücklich“ bezeichnet Böddeker die Folgen der aktuellen Coronavirus-Pandemie für die Feuerwehr: „Wir können derzeit nicht schulen wie gewohnt. Vor allem an der praktischen Handhabung scheitert es aktuell. Das wollen wir abmildern, indem wir Schulungsvideos an die einzelnen Einheiten verteilen.“ Zudem seien Übungsdienste per Videokonferenz geplant.
Durch Homeoffice: Größere Tagesverfügbarkeit
Einen einzigen „positiven Aspekt“, obwohl Böddeker ihn eigentlich so nicht nennen will, habe die aktuelle Situation: die Tagesverfügbarkeit vieler Einsatzkräfte. „Wir sind tagsüber gut aufgestellt, weil viele von uns aus dem Homeoffice arbeiten. Die sind dann für Einsätze am Tag verfügbar.“ Einen Rückgang der Einsätze, wie von anderen Feuerwehren zu hören, gebe es am Möhnesee nicht: „Wir fahren weiter regelmäßig unsere drei bis vier Einsätze in der Woche – und die werden ganz normal abgearbeitet.“
Trockenheit sorgt für Gefahr: Darauf müssen Sie achten
Autofahrer weichen auf Parkmöglichkeiten am Waldrand aus Wehrführer Christian Böddeker appelliert an den gesunden Menschenverstand: Feuerwehr-Zufahrten – grundsätzlich, aber vor allem in dem Wald – sollten nicht zugeparkt werden. Weil öffentliche Parkplätze wegen der Corona-bedingten Kontaktsperre vielerorts gesperrt sind, würde mancher Autofahrer auf Parkmöglichkeiten am Waldrand ausweichen. Dabei müsse daran gedacht werden, dass heiße Katalysatoren von Fahrzeugen schon in der Vergangenheit für Waldbrände verantwortlich waren. „Solche Auswirkungen, die aus fahrlässigem Handeln heraus entstehen, haben viele nicht vor Augen.“ Übrigens gilt seit März auch wieder Rauchverbot in Wäldern.