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Wer die Staumauer reinigt, der arbeitet in 40 Meter Höhe über dem Wasser

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Von: Astrid Gunnemann

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Arbeiter reinigen die Staumauer
40 Meter über dem Ausgleichsweiher reinigen Jörg Schlüter und Marcus Kaiser mit dem Hochdruckreiniger die Staumauer.  © Peter Dahm

Schwindelfrei sollte man schon sein, wenn man Indstandsetzungsarbeiten an der Sperrmauer durchführt. Das ist für Jörg Schlüter, Marcus Kaiser und Markus Meisterjahn kein Thema. Sie zählen zu dem Team des Ruhrverbands, das regelmäßig in den Korb steigt und Schritt für Schritt in luftigen 40 Metern Höhe die Außenseite der Sperrmauer reinigt und ausbessert. Das mächtige Bauwerk, das aus gut 250 000 Kubikmetern Bruchsteinen besteht, ist bekanntlich schon 109 Jahre alt und braucht regelmäßige Wartung und Pflege.

Günne – Das Mauerwerk ist in drei große Felder aufgeteilt. In dieser Woche arbeiten die Männer am Feld zwischen dem nördlichen Widerlager bis zum Mauerturm 1/2. Die Mauertürme sind die architektonisch so prägnanten Türme der Sperrmauer. Die Arbeiten an der Mauer haben nach Ostern begonnen, dann wurde die Bühne eingehängt. Die Arbeiten werden – solange das Wetter mitspielt – in der nächsten Woche für dieses Feld beendet sein. Danach gehen die Wartungsarbeiten erst im nächsten Jahr weiter. „In fünf Jahren sind wir einmal komplett durch mit den Arbeiten an der Staumauer“, berichtet Jörg Schlüter.

Das Team des Ruhrverbands, zu dem sechs Mitarbeiter zählen, konzentriert seine Arbeiten auf die Möhnetalsperre. In den vergangenen beiden Jahren konnten die Arbeiten wegen Corona nicht durchgeführt werden. „Das ist aber nicht dramatisch und hat am Mauerwerk keine Schäden hinterlassen“, so Schlüter. Die Schäden seien aktuell nicht groß, und das Team schafft zurzeit zwei Bahnen mit der Mauerbefahranlage pro Tag.

Die Männer sind im Korb angegurtet, der Korb selber, der elektrisch betrieben wird, ist durch vier Seile á 8 Millimeter Stärke gesichert. „Bis jetzt ist alles zu 100 Prozent unfallfrei“, sagt Schlüter. Eine gefährliche Situation habe es noch keine gegeben. Aufpassen müsse man allerdings beim Umsteigen aus dem Korb über die Brüstung, die über eine spezielle Leiter funktioniere, merkt Markus Meisterjahn an.

Die Mitarbeiter im Korb reinigen die Mauer mit dem Hochdruckreiniger und entfernen kleine Pflanzen, die an den Bruchsteinen wachsen. Auch der Zahn der Zeit nagt am Mauerwerk. „Mit Spezialfugenmörtel sanieren wir die schadhaften Fugenstellen“, erklärt Marcus Kaiser seine Arbeit an der Sperrmauer. Die Mitarbeiter kennen „ihre“ Staumauer und die kritischen Stellen. Die liegen zum Beispiel entlang der „Gullybahnen“: Oben auf dem Weg der Staumauer sind mehrere Gullys, die Regenwasser über die Außenseite der Staumauer ableiten. Diese Ausläufe seien solch kritische Stellen und beschädigen den Stein, so dass die Mitarbeiter ihr Augenmerk darauf lenken. Auch ganz in der Tiefe, unten an der Wechselzone zum Ausgleichsweiher am Fuß der Staumauer, befinden sich kritische Punkte, denn dort herrschen wechselnde Wasserstände.

Wichtig ist auch die Arbeit des dritten Mitarbeiters. Denn der kontrolliert den auf der Staumauer abgesperrten Bereich, damit niemand zu neugierig wird und seinen Kopf zu weit über die Staumauer steckt. Außerdem, sagt Markus Meisterjahn, passe er auf, dass niemand der Passanten den Strom ausstellt und die Männer im Korb somit unbeweglich an der Mauer hängen. „Viele Besucher der Staumauer sind natürlich fasziniert von unserer Arbeit und stellen viele Fragen, die wir in der Regel auch beantworten“, sagt Markus Meisterjahn. Der auf der Mauer bleibende Mitarbeiter kontrolliert auch, dass das Wasser, das über einen Tank aus dem Möhnesee für die Reinigung per Hochdruckreiniger entnommen wird, über die Schläuche ohne Komplikationen bei den Männern im Korb auch ankommt.

Zu guter Letzt wendet sich Jörg Schlüter mit einer Bitte an die Besucher: „Ich wünsche mir mehr Rücksicht gegenüber unserer Arbeit, vor allem von den Fahrradfahrern, die hier respektlos über die Staumauer rasen.“

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