Tourismus-Experten erwarten noch mehr Tagesgäste

Gut möglich, dass im kommenden Sommer noch viel mehr Menschen aus dem Ruhrgebiet an den schönen Möhnesee kommen wollen. Weil die Sauerlandlinie A45 bei Lüdenscheid wegen der maroden Rahmede-Talbrücke gesperrt ist, wird die schnelle Anbindung von Dortmund oder Bochum ins Sauerland oder zum Biggesee beschwerlich. Deshalb gibt es die Prognose, dass viele Ausflügler auf die A 44 umschwenken und den Möhnesee anstreben könnten.
Möhnesee – Dass die Tourismus-Experten mit dieser Möglichkeit rechnen, bestätigt Thomas Weber, der Geschäftsführer des Vereins Sauerland-Tourismus. Zugleich beschäftigen sich die Experten mit möglichen Folgen dieser Prognose. An besucherstarken Wochenenden ist der Möhnesee ohnehin überlaufen, ein weiteres Anwachsen der Tourismusströme erscheint nicht wünschenswert. Zum einen stöhnen die Einheimischen schon jetzt wegen dem Verkehr und zugeparkten Anliegerstraßen. Aber auch den Tagesgästen wäre nicht gedient. Wer drei mal den See umrundet hat und noch immer keinen Parkplatz hat, dem vergeht die Freizeitlaune. Lange Wartezeiten in einer übermäßig ausgelasteten Gastronomie sorgen schnell für weiteren Frust.

Diese Probleme kennen auch die Tourismusexperten, betont Thomas Weber, deshalb werde an verschiedenen Lösungen gearbeitet. Zum einen gehe es darum, auch als Alternative zur A45, weitere Anfahrtsrouten zu vermitteln, um die Menge an Ausflüglern in der Region zu verteilen. Bei diesen Anreisetipps, zum Beispiel über das Internet verbreitet, spiele auch die Bahn eine wichtige Rolle. Dies gelte zum Beispiel für die Ruhr-Sieg-Bahn, die von Hagen nach Siegen führt und nach der Unterbrechung wegen des Unwetters 2021 seit Februar wieder verkehrt.
Eine Entzerrung der Touristenströme soll zudem erreicht werden, indem Gäste, die zeitlich flexibel sind, motiviert werden, lieber donnerstags oder freitags an den Möhnesee oder die anderen Ziele zu reisen. Alle touristischen Angebote stehen ihnen dann auch zur Verfügung, mit dem Unterschied, dass es nirgendwo so überlaufen sein dürfte wie an den Wochenenden.
Als ein besonders erstrebenswerter Baustein erscheinen zudem Echtzeitmeldungen per Internet, an welchen touristischen Zielen es jeweils besonders voll ist und welche Alternativen sich bieten. Ein solches System muss allerdings erst noch aufgebaut werden. Erforderlich sind zum Beispiel Verkehrsmessungen oder Zählungen zur Auslastung von Parkplätzen.
Dabei gelte es auch Dinge wie den Datenschutz zu berücksichtigen, so Weber. Zudem müssen die kommunalen Partner von Sauerland-Tourismus mitmachen. Weber: „Wir robben uns langsam an eine Lösung heran.“
Eine Entzerrung und ausgewogene Verteilung der Tourismusströme nutze letztlich allen Tourismusorten und Gastronomie-Betrieben. Entspannte Gäste sind allemal angenehmer und kommen eher noch einmal wieder.