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Seltsame Anrufe verboten, aber wohl nur ein Spaß

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Die seltsamen Anrufe unter eigener Nummer, die eine Möhneseerin erhielt, gingen von einem Internetportal aus, das Spaßanrufe anbietet. © dpa-tmn

MÖHNESEE -  Hinter dem dubiosen Anruf, der kürzlich Karin Rahmann von der ADAC-Yachtschule in Körbecke erreichte, steckt wohl keine kriminelle Energie.

Vielmehr ist das Telefonat, bei dem Rahmann im Display ihre eigene Nummer sah und eine seltsame Geschichte über die Schwiegermutter des Anrufers erfuhr, ein schlechter Scherz gewesen. Darauf wies Wolfgang Lückenkemper, Sprecher der Soester Polizei hin. Anders als sein Kollege Frank Meiske, der am Mittwoch die Vermutung geäußert hatte, es könnte sich um eine neue Form des Enkeltricks handeln, ist sich Lückenkemper sicher: „Hier tobt nicht das Verbrechen.“ Er hat allerdings auch einen entscheidenden Vorteil bei der Beurteilung der Situation: Er wurde nämlich vor einiger Zeit selbst Opfer eines solchen Scherzanrufes.

Ausgangspunkt dieser Anrufe ist eine Internetseite. Das sogenannte „Telefonspaßportal“ bietet kostenlos verschiedene Szenarien an, mit denen man seine „Opfer“ reinlegen kann. Beim Szenario „Der Hacker“ etwa kann man in einem Feld einfach eine Telefonnumer eingeben. Der entsprechende Teilnehmer erhält dann einen automatisch generierten Anruf. Mit der Stimme der Kunstfigur „Horst Schlämmer“ wird als erstes gefragt, welche Nummer man im Display sehe. Tatsächlich sieht der Angerufene dann die eigene Nummer. Die verwirrende Erklärung folgt so gleich: „Ich sammle Beweise gegen meine Schwiegermutter.“ Aus diesem Grund habe sich der Anrufer an den Telefonverteilerkasten angeschlossen. Weitere solcher Scherzanrufe gibt es zum Beispiel unter den Titeln „Sie sind im Radio“ oder „Ihr Auto hat einen Platten“.

Rahmann bestätigte den Inhalt des Gesprächs, nur sei es bei ihr eine andere Stimme gewesen. Gestern meldete auch eine Frau aus Soest, dass sie am Donnerstagnachmittag einen ähnliches Telefonat entgegen genommen habe.

Aus Sicht der Polizei sind diese Anrufe aber kein Grund zur Besorgnis. „Wenn diese Anrufe genutzt worden wären, um damit Daten auszuspähen oder auf kriminelle Weise Geld zu verdienen, häten wir schon entsprechende Anzeigen bekommen“, so Lückenkemper.

Verfahren gegen Spaßportal eingeleitet

Die Bundesnetzagentur hat da weniger Humor: Sie habe bereits vor einiger Zeit ein Verfahren gegen den Betreiber der Seite eingeleitet, sagte deren Sprecher René Henn. Denn unter einer Nummer anzurufen, die einem selbst nicht gehört, ist nach dem Telekommunikationsgesetz verboten. Die dafür genutzte Technik des „Call-ID-Spoofing“ sei zudem in anderen Fällen tatsächlich schon für kriminelle Zwecke genutzt worden, etwa um Verbraucher zum Abschluss von Verträgen zu bewegen.

Dass die Sache rechtlich nicht einwandfrei ist, wissen die Betreiber des Spaßportals anscheinend selber: So weisen sie ihre Nutzer darauf hin, dass diese Form der Manipulation der Anrufernummer nur dann erlaubt sei, wenn es sich bei der Nummer um die eigene Nummer handele, oder der Anschlussinhaber damit einverstanden sei.

Rahmann ist froh, dass nicht mehr hinter dem seltsamen Anruf steckt und verärgert darüber, dass sie so viel Zeit investiert hat, um ihren Internetanschluss neu einzurichten. Spaß hat ihr der Anruf wahrlich nicht bereitet.  - dom

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