Rollstuhlfahrer müssen im Friedwald draußen bleiben

Wer zur Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen ist, oder wer die Unterstützung eines Rollators beim Gehen benötigt, für den kann der Friedwald südlich des Möhnesees an vielen Stellen ein Ort sein, an dem es einfach nicht weiter geht. Ein Soester Rollstuhlfahrer beschreibt das Problem – eine einfache Lösung dafür scheint es aber nicht zu geben.
Möhnesee – Als Benedikt Ungerland an der Urnenbestattung einer Freundin im Friedwald teilnehmen wollte, musste er feststellen, dass das nicht möglich war. Während sich die Trauergemeinde auf den Weg zu dem ausgewählten Baum im Friedwald machte, an dem die Verstorbene ihre letzte Ruhe fand, musste der 60-Jährige umdrehen: Der Weg war derart rau und uneben, dass er mit dem E-Rollstuhl, den Ungerland nutzt, nicht passierbar war (siehe Infokasten).
Probleme hatte aber nicht nur der körperbehinderte Soester, auch vielen älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind und deshalb auf einen Rollator angewiesen sind, fällt die Teilnahme an den immer populärer werdenden Urnenbestattungen im Friedwald schwer.
„Ich verstehe natürlich, dass man einen kompletten Friedwald nicht barrierefrei gestalten kann“, erklärt Ungerland. „Aber vielleicht wäre es ja möglich, zumindest einen kleinen Teil so herzurichten, dass er auch für Menschen mit Rollstühlen erreichbar ist“, regt er an.
Beratung ist wichtig
Der Wunsch, an Beisetzungen teilnehmen zu können oder auch später die Urnengrabesuchen zu können, ist das Eine, die Eigenarten eines Waldes, auch eines Friedwaldes, das Andere – das ist Benedikt Ungerland völlig klar.
Er ist sich auch einig mit der Friedwald GmbH bei der Einschätzung, dass die Frage der Erreichbarkeit bereits bei der Auswahl von Bäumen Gegenstand der Beratung sein sollte. „Schließlich geht es dabei vor allem um die Wünsche der Person, die dort einmal bestattet werden will“, erklärt er. Das müsse im Zweifel selbstverständlich im Mittelpunkt stehen.
Bei Franziska Bittel, von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Friedwald GmbH, findet diese Anregung zwar viel Verständnis, eine wirklich befriedigende Lösung des Problems kann sie aber nicht anbieten. „Wir berücksichtigen natürlich schon bei der Planung der insgesamt 79 Standorte im Bundesgebiet, dass die Bäume so gut wie möglich zugänglich sind“, erklärt sie. „So scheiden extreme Hanglagen zum Beispiel aus. Aber wir wollen auch nicht soweit eingreifen in die Natur, dass wir asphaltierte Wege durch den Friedwald anlegen.“
Wie gut erreichbar Bäume sind, hänge natürlich auch von der Topographie in der Region ab: „Im Schwarzwald ist es nun einmal hügeliger als in der Lüneburger Heide“ so Bittel. Das habe natürlich entsprechende Auswirkungen auf die Zuwegung zu den Bäumen – und damit auch, ob sie leicht erreichbar sind oder nicht.
Hinzu komme auch, dass sich Menschen unterschiedlich sicher fühlen mit ihren Hilfsmitteln: „Was für die einen noch passierbar ist, ist für die anderen einfach zu unsicher.“
All das heiße aber nicht, dass die Friedwald GmbH nicht nach Möglichkeiten suche, in den Anlagen auch in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen die Teilnahme an Beisetzungen oder später auch den Besuch von Grabstätten zu ermöglichen.
Eine Option ist die Anlage von Andachtplätzen, die es inzwischen, so Franziska Bittel, an allen Standorten des Unternehmens gebe – auch am Möhnesee, genauer im zuletzt fertiggestellten Abschnitt in der Nachbarschaft des Torhauses.
Die Fläche, gut befestigt und nur wenige Meter vom Parkplatz entfernt, wird für Trauerfeiern genutzt, bevor anschließend die Urnen an den Bäumen beigesetzt werden. So ist sichergestellt, dass auch Rollstuhlfahrer würdevoll von den Verstorbenen Abschied nehmen können.
