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Grüße aus Kolumbien: Hilfe für Frauen mit Behinderung

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Von: Thomas Brüggestraße

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Johanna Abel (rechts) und Teresa Sprenger in Kolumbien.
Johanna Abel (rechts) und Teresa Sprenger in Kolumbien. © Privat

In Kolumbien gibt es das Projekt Friese. Bei dem Projekt geht darum, dass gemeinsam mit Frauen mit Behinderung für eine inklusive Gesellschaft gearbeitet wird. Johanna Abel aus Körbecke ist vor Ort.

Körbecke – Grüße der Körbeckerin Teresa Sprenger an ihre Freunde und alle Anzeiger-Leser kommen in diesem Jahr direkt aus Kolumbien: „Alles Gute zu Weihnachten! Wer macht noch mit bei der Weihnachts-Verlosung und unterstützt unsere Arbeit für Frauen mit Behinderungen?“

Wer bis zum 26. Dezember das Projekt Friese mit einer Spende unterstützt, schreibt sie, der kommt mit in die Verlosung. „Hauptpreis ist ein Überraschungskorb im Wert von 100 Euro mit einer köstlichen Vielfalt lateinamerikanischer Produkte“, so lädt die Sonderpädagogin alle noch zum Mitmachen ein.

Teresa Sprenger und ihre Freunde haben Besuch bekommen: Johanna Abel aus Körbecke verbringt Zeit in Südamerika und nahm eine Einladung nach Choachi an. Über ihre Zeit fernab von Deutschland und ihre Ziele berichtet Johanna Abel dem Anzeiger – Whatsapp macht es möglich.

Johanna, kannst du dich einmal kurz vorstellen?

Ich bin 22 Jahre alt, gebürtige Körbeckerin und ich wohne jetzt seit mehr als zwei Jahren in Leipzig. Da studiere ich Sonderpädagogik im fünften Semester mit den Schwerpunkten Lernen und körperlich-motorische Entwicklung und Grundschuldidaktik in den Fächern Mathematik, Sachunterricht und Sport.

Du studierst Sonderpädagogik, weil?

Ja, ich habe echt sehr lange gebraucht und überlegt, was das Richtige für mich sein könnte. Durch verschiedene Praktika im heil- und sonderpädagogischen Bereich habe ich dann herausgefunden, dass mich diese Kombination aus Lehramt und der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen halt am meisten reizt.

Diese Schnittstelle aus Lehramt und Pädagogik in Kombi mit den psychologischen und soziologischen Anteilen im Studium und insbesondere die medizinischen Anteile beim Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung interessieren mich wirklich sehr.

Warum das alles? Ich sehe mich schon ein Stück weit in der gesellschaftlichen Verantwortung, wenigstens einen kleinen Teil dazu beitragen zu können, dass die Partizipation und Inklusion von marginalisierten Gruppen der Gesellschaft realisiert wird.

Wo soll die Reise hingehen?

Das kann ich jetzt noch nicht sagen, da will ich mich jetzt auch noch gar nicht endgültig festlegen. Mein Studium ist natürlich auf Lehramt ausgerichtet, bildet aber auch eine tolle und breit gefächerte theoretische Grundlage in verschiedenen Fachbereichen.

Ich glaube, dass mich unterschiedliche Praxiserfahrungen da total weiterbringen und inspirieren können, so wie jetzt zum Beispiel der Besuch bei Teresa. Und ich glaube, dass ich so auf jeden Fall meinen Weg finde.

Wo wir beim Reisen sind: Seit wann bist du in Kolumbien, wie lange möchtest du bleiben, was genau machst du in Südamerika?

Ich bin jetzt seit August in Kolumbien und bleibe noch bis Anfang Januar, und zwar habe ich im Rahmen meines Studiums eine der Praxisphasen im bildungswissenschaftlichen Modul an einer deutschen Schule in Kolumbien absolviert, in Barranquilla – übrigens etwas, was ich allen, die auf Lehramt studieren, wärmstens empfehlen kann, weil es einem mal einen wirklich total tollen Perspektivwechsel ermöglicht.

Nach dem Praktikum habe ich dann jetzt das restliche Semester genutzt, um dieses wunderschöne diverse Land zu bereisen und auch, um mir noch zwei Institutionen für Menschen mit Behinderungen anzuschauen: Es hat mich echt total gereizt, die Disziplin mal mit Abstand zu erleben – distanziert vom eurozentrischen und deutschen Blick auf Behinderungen und auch mal innerhalb einer anderen Kultur.

Ab Januar geht es für mich dann weiter nach Zentralamerika, und da werde ich dann noch bis Ende Februar ein wenig reisen.

Wie ist die Stimmung, so weit weg von zu Hause, Kolumbien ist ja nicht mal eben um die Ecke? Wie klappt es mit der Sprache? Sprichst du Spanisch, kommst du gut zurecht?

In Kolumbien fühle ich mich absolut wohl, das Land begeistert mich total. Mein Spanisch aus der Schulzeit, das musste ich wieder auffrischen. Für die tägliche Konversation reicht es auf jeden Fall – und die Leute hier sind zum Glück sehr geduldig mit mir.

Corona – wie ist es damit in Kolumbien? Wie vorsichtig musst du sein?

Von der Corona-Politik bekomme ich hier kaum bis gar nichts mit, also es ist auf jeden Fall deutlich weniger präsent als jetzt in Deutschland oder so. Ich habe mich schon fast über die Frage gewundert, weil – ich habe das echt gar nicht mehr im Kopf.

Was ich so mitbekommen habe, ist, dass die medizinische und gesundheitliche Versorgung insgesamt total schlecht ist. Ich glaube, die Leute haben hier oft auch andere Sorgen als die Frage nach dem Coronavirus – ich kann aber insgesamt nicht viel dazu sagen.

Du und das Projekt Friese, das hängt jetzt wie zusammen?

Das ist eine gute Geschichte: Ich kannte Teresa und ihr Projekt irgendwie nur vom Hörensagen aus Körbecke und ich wusste, dass sie in Kolumbien ist. Als klar war, dass ich nach Kolumbien komme, habe ich mich einfach mal bei Teresa gemeldet, habe mit ihr telefoniert.

Sie hat mir ein bisschen was erzählt, und das hat mich neugierig gemacht. Ich habe gefragt, ob ich mal vorbeikommen kann, mir das Projekt anschauen, vielleicht irgendwie ein bisschen mithelfen. Es war alles super unkompliziert, sie hat mich eingeladen, und jetzt bin ich hier.

Was gefällt dir, was ist nicht ganz so toll dort unten? Gibt dir deine Zeit in Südamerika das, was du dir vorgestellt hast? Kannst du es anderen jungen Leuten empfehlen, auch mal ein Praktikum bei Teresa zu machen und bei den Menschen, die ihr so am Herzen liegen? Was muss man denn dafür alles können und tun?

Wie gesagt, gefällt mir Kolumbien super, super gut und ich kann ein Praktikum oder einen Freiwilligendienst bei Teresa wirklich nur absolut empfehlen. Ich konnte jetzt leider nur drei Wochen hier sein, weil ich das Praktikum für mein Studium abschließen musste, und die Fundación jetzt auch in die Weihnachtsferien geht.

Also, ich würde auf jeden Fall empfehlen, hier mit mehr Zeit hinzukommen, um die Teilnehmerinnen und das Projekt intensiver kennenlernen zu können. Insgesamt hatte ich hier eine ganz tolle und eindrucksvolle Zeit und habe mich von Anfang an willkommen und wohl gefühlt.

Möhrenernte mit Johanna Abel in Kolumbien.
ham_vwd347d498da7523bbfb5e8af487ed38dee.jpg © Privat

Das ist die Stiftung

Die Stiftung Friese setzt sich in Kolumbien seit 2014 ein für Selbstbestimmung, Autonomie und für die Teilhabe von Frauen mit Behinderung. Die Abkürzung Friese steht für die Begriffe Freiraum, Inklusion, Educación (spanisch für Bildung, Ausbildung), Sostenibilidad (Nachhaltigkeit) und Enthusiasmus – die Anfangsbuchstaben der deutschen und spanischen Begriffe formen den Projektnamen. Der deutsche Verein Freundeskreis Friese fördert und begleitet das von Teresa Sprenger geleitete Projekt in Choachi in Kolumbien. Der Verein ist Ansprechpartner für Interessierte und alle, die spenden möchten. Teresa Sprenger zu ihrer Arbeit: „Unser Projekt Friese arbeitet gemeinsam mit Menschen mit Behinderung und deren Familien für eine inklusive Gesellschaft, in der jeder Mensch Wertschätzung und Respekt erfährt. Wir leben die Gesellschaft der Vielfalt und tragen den Gedanken in die Gesellschaft, Diversität als Ressource zu sehen und zu schätzen.“

Infos
Für Spenden
www.betterplace.org/p114530
Über den Verein: fundacion-friese.org

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