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Dauercamper wollen sich nach Kräften wehren

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Von: Ludger Tenberge

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Der ADAC-Campingplatz im Seepark profitiert von seiner tollen Lage. Dass die Dauercamper ihre Standplätze in den drei ersten Reihen vom See aus gesehen räumen sollen, um dort touristische Standplätze einzurichten, führt zu viel Verdruss.
Der ADAC-Campingplatz im Seepark profitiert von seiner tollen Lage. Dass die Dauercamper ihre Standplätze in den drei ersten Reihen vom See aus gesehen räumen sollen, um dort touristische Standplätze einzurichten, führt zu viel Verdruss. © Peter Dahm

Die Dauercamper auf dem ADAC-Campingplatz im Seepark wollen sich nicht ohne Weiteres von ihren attraktiven Standplätzen vertreiben lassen. Die Prüfung der vertraglichen Grundlagen, Einschalten eines Rechtsanwalts und gegebenenfalls weitere Maßnahmen werden von einigen Dauercampern angekündigt.

Körbecke – Die Pläne des ADAC Westfalen mit Sitz in Dortmund, zugunsten von Wohnmobilen und touristischen Campern den unteren Teil des Platzes in Körbecke neu zu strukturieren, hat unter den Dauercampern jedenfalls viele und teils heftige Reaktionen hervorgerufen. Viele wollen dafür nicht auf andere Stellplätze umziehen.

Einer von ihnen ist Jürgen Freund, der darauf verweist, dass viele der Dauercamper seit Jahrzehnten und teils schon in der zweiten oder dritten Generation einen Standplatz auf der Anlage gemietet haben. Als erste Maßnahme haben die Dauercamper Freund zufolge ein Protestschreiben verfasst und Unterschriften gesammelt. „Wir haben schon 120 Unterschriften, der ganze untere Platz hält zusammen“, berichtet Freund.

Viele Dauercamper hätten auch beim ADAC in Dortmund direkt angerufen, um ihrer Verärgerung Luft zu machen. Geprüft werde von den Dauercampern derzeit, ob ein Anwalt eingeschaltet werden soll.

Jürgen Freund bestätigt zwar, dass die Verträge über die Standplätze jeweils für ein Jahr laufen, sie seien aber über lange Zeiträume hinweg stets stillschweigend verlängert worden. Nach 30 oder 40 Jahren Laufzeit mit regelmäßiger Verlängerung entspreche die vertragliche Bindung laut Einschätzung eines Rechtsanwalts eher einem normalen Mietvertrag. Freund: „Da kriegt man die Leute nicht so einfach weg.“

Wir haben schon 120 Unterschriften, der ganze untere Platz hält zusammen.

Dauercamper Jürgen Freund

Besonders betroffen sind seiner Schilderung zufolge einige Dauercamper, die gemäß den neuen Plänen des ADAC bereits zum zweiten oder dritten Mal von ihrem Standplatz vertrieben würden. Erst von Delecke Nord bei der Umwandlung in einen Wohnmobilplatz nach Körbecke, dann von dort, als wegen der Anlage des Seeparks und der Promenade viele Dauercamper ihre Plätze räumen mussten.

Auch mit der Gemeindeverwaltung beziehungsweise Bürgermeisterin Maria Moritz haben die Dauercamper bereits das Gespräch gesucht. Hilfe erhoffe man sich, weil ein Teilstück des Campingplatzes der Gemeinde gehört und weil die Dauercamper seit Jahren die Zweitwohnungssteuer entrichten.

Berechnet wird diese Abgabe bei Wohnmobilen oder Wohn- und Campingwagen laut Paragraf vier der einschlägigen Satzung nach der Nettostandplatzmiete. Bei schätzungsweise etwa 1 200 Euro pro Standplatz und Jahr und einem Steuersatz von zwölf Prozent kann die Gemeinde bei 120 betroffenen Dauercampern immerhin rund 17 500 Euro pro Jahr verbuchen.

In einem Gespräch mit der Redaktion sahen Bürgermeisterin Maria Moritz und Erster Beigeordneter Günter Wagner die Gemeinde in dem Konflikt allerdings außen vor. Letztlich gehe es um vertragliche Angelegenheiten zwischen den einzelnen Dauercampern und dem Campingplatz.

Wann und wie es mit den ADAC-Plänen weiter geht, ist Campingplatzbetreiber Ralf Brock zufolge noch nicht weiter geklärt. Mitte Juni werde es entsprechende Gespräche beim ADAC geben: „Es steht noch nichts fest.“

Was allerdings bereits ganz eindeutig feststeht, das ist die Verärgerung der Dauercamper. Dabei steht der Betreiber gewissermaßen zwischen den Fronten: „Für mich“, berichtet Brock, „ist das eine unangenehme Situation.“

Verlust des Stellplatzes bedeutet eventuell auch finanzielle Einbußen

Wenn die Dauercamper ihren bisherigen Standplatz verlassen müssen, verlieren sie nicht nur einen bevorzugten Platz, sondern eventuell auch viel Geld. So berichtet ein Dauercamper aus Ostwestfalen, dass er erst vor acht Wochen mit dem ADAC einen Mietvertrag für einen Dauercampingplatz in Körbecke abgeschlossen habe. Der Vertrag geht wegen jährlicher Laufzeit bis zum 31. Dezember 2022. Von dem Vorbesitzer habe man einen Wohnwagen gekauft für 4000 Euro. Zudem wurden 3000 Euro investiert in ein neues Vorzelt, ein neues Türschloss, eine neue Kücheneinrichtung und weiteres. Da der Standplatz zur dritten Bauphase gehört, die in 2025 geplant ist, könne der Standplatz noch zwei weitere Jahre genutzt werden. Bei Auslaufen des Vertrags müsste auf dem alten Stellplatz alles zurück gebaut werden. Steht in Körbecke kein neuer Standplatz zur Verfügung, wäre dies mit einigen Kosten verbunden. Da die „alten“ Wohnwagen nicht mehr auf die Straße gebracht werden können, müsste dann eine ordnungsgemäße Entsorgung erfolgen. „Wir alle sind sehr geschockt und nicht in bester Stimmung“, berichtet der Dauercamper. Zugleich erhebt er gegen den ADAC den Vorwurf, dass bis vor wenigen Wochen noch neue Verträge abgeschlossen wurden. Es sei davon auszugehen, dass zum Zeitpunkt seines Vertragsabschlusses den Beteiligten des ADAC die Umstrukturierungspläne bereits bekannt waren. Gleichwohl sei in der Nachbarschaft noch vor zwei Wochen ein Vertrag abgeschlossen worden. Erst jetzt sei ein Verkaufsverbot erteilt worden.

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