„Mordsgefährlich“: Bürger protestieren gegen Raser am Möhnesee - auch Demo ist denkbar

Stockum – Nicht nur die Stockumer sind eingeladen, am Mittwoch ein Zeichen zu setzen gegen Verkehrslärm und Raserei: Alfred Glaremin, Andreas Rohe und weitere Mitstreiter suchen Hilfe und weitere Unterstützer für ihre Bürgerinitiative, wenn sie um 17 Uhr an der Biberstraße (L 857), ein Transparent aufhängen, passend zum morgigen Vatertag.
„Ey Du, mach mal langsam!“ steht darauf deutlich zu lesen. Es soll alle Raser mit zwei oder vier Rädern unterm Hintern, alle Krachmacher und Dröhner, alle Gänge-Hochschalter und „Poser“ daran erinnern, dass links und rechts der Straßen immer auch Leute wohnen – und die könnten sich gestört fühlen von dem ständigen Brummen, Knattern, Quietschen und Kesseln innerhalb einer Stunde.
Sie haben die Nase voll, das wird sofort deutlich beim Gespräch mit den beiden Stockumern. „Und wir sind da bestimmt nicht alleine – in Stockum nicht, in ganz Möhnesee nicht“, finden beide – und sie haben Recht: Der Verkehrslärm ist aktuell ein Reizthema – auch in der Politik.
„Lärm nimmt von Jahr zu Jahr zu“
„Der Lärm nimmt von Jahr zu Jahr zu“, unterstreicht Alfred Glaremin. Warum? „Weil Strecken im Sauerland an den Wochenenden gesperrt werden für den Motorradverkehr – an der ‚Wilden Wiese‘ in Sundern, am ‚Ochsenkopf‘ oder bei Rönkhausen – überall da wollen sie die Motorradfahrer nicht haben. Seitdem weichen die in großen Pulks aus auf den Möhnesee. Für alle Anwohner in Seenähe, besonders am Süd- und Nordufer, da ist der Lärm inzwischen unzumutbar laut geworden, auch in den Zubringerstraßen.“ Glaremin fügt hinzu: „Es sind nicht nur die Motorradfahrer, die hier aufdrehen und auf sich aufmerksam machen – es sind auch viele Autofahrer, die ihre Kisten aufmotzen, die gesehen und gehört werden wollen. Die knallen hier die Biberstraße rauf und runter, den See entlang, über den Stockumer Damm – es ist laut, rücksichtslos und mordsgefährlich!“
Andreas Rohe zur Banner-Aktion: „Für uns ist das ein erster Schritt – der Bürgermeister hat unserer Aktion seine Unterstützung schon zugesagt. Wir wollen aber noch mehr erreichen: Wir möchten alle Möhneseer mit ins Boot holen, um unserem Protest Nachdruck zu verleihen. Wir möchten, dass sich etwas tut, dass es gute Gespräche gibt zwischen der Gemeinde auf der einen Seite und dem Land und dem Kreis als den Zuständigen für Veränderungen. Wir wissen ja, dass die Gemeinde alleine da wenig ausrichten kann.“
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Rohe weiter: „Ich glaube, man sonnt sich in einer günstigen Unfallstatistik, und deshalb tut sich nichts...“ Dabei könnten so schlimme Unfälle wie erst kürzlich in Neuhaus jederzeit auch vor seiner Haustür in Stockum passieren, so sehr werde ohne Rücksicht gerast.
Was genau ist die Forderung der Initiative? Da müssen Andreas Rohe und Alfred Glaremin nicht lange überlegen: „Wir möchten Geschwindigkeitsbegrenzungen – hier in Stockum in der Biberstraße und am Damm und am Ende auch in ganz Möhnesee, wenigstens an den Wochenenden. Wir möchten auch sichere Querungshilfen – die gibt es rund um den See nirgends. Und hier für Stockum wünschen wir uns einen Kreisverkehr am Damm und eine Versetzung des Ortsausgangsschildes an der Biberstraße, viel weiter ortsauswärts nach Norden, damit langsamer gefahren wird.“
Mit dem einen Transparent soll sich der Protest nicht erschöpfen. „Wir liebäugeln auch mit einer Sonntags-Demo, so nachmittags um drei. Wir würden aus Protest auch für eine Zeit die Kreuzung dort blockieren und so auf unsere Anliegen aufmerksam machen. Wir wollen, dass sich endlich was tut: Immer wieder gab es Versprechungen – passiert ist nichts, aber dafür hat der Lärm zugenommen und es ist für alle immer gefährlicher geworden!“
BG lehnt Tempo-Regelung ab
Christian Wolf, Ratsmitlied für die Bürgergemeinschaft (BG) und Vorsitzender des Ausschusses für Bauen und Verkehr, wohnt ebenfalls in Stockum ganz nah am See. Er unterstützt nicht nur deshalb die Initiative: Für ihn ist Lärmschutz auch Gesundheitsschutz – nicht nur für die Möhneseer, sondern auch für alle, die hier Urlaub machen. „Wo und wie kann ein Naherholungsgebiet funktionieren, wenn der zu- und abfließende Verkehr, wie auch der Spazierverkehr, mit seinen unvermeidlichen Emissionen dem Ziel der Erholung zuwider läuft? Möhnesee ist eine Touristengemeinde mit ländlichem Bezug.“
Die BG unterstütze die Entwicklung eines touristischen Leitbildes am Möhnesee unter Bewahrung des Charakters. Die Zieldefinition dürfe die Interessen unserer Bürger nicht außer Acht lassen. Eine pauschale Tempo-50-Regelung um den See lehnt die Fraktion aber ab. Erforderlich sei zunächst eine umfangreiche Datenerhebung.