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Steigende Kosten bedeuten das Aus für den „DORV“-Laden

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Von: Thomas Brüggestraße

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Steigende Kosten führen zum Aus für das 2010 eröffnete Geschäft in Völlinghausen
Steigende Kosten führen zum Aus für das 2010 eröffnete Geschäft in Völlinghausen . (Archivfoto) © Peter Dahm

Am 31. Oktober ist Schluss: Der DORV-Laden, das „Dorfzentrum für ortsnahe Rundum-Versorgung“ in Völlinghausen wird schließen.

Völlinghausen – Weil der Wareneinkauf immer teurer wird, weil die Energiepreise durch die Decke gehen, weil die Personalkosten steigen werden mit der Erhöhung der Mindestlöhne. In der Summe sei damit der ehrenamtlich geführte Dorfladen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, heißt es vom Vorstand des Trägervereins.

„Wir bedauern diese Entscheidung sehr, wir sehen aber keine Möglichkeit, das DORV-Zentrum in irgendeiner Weise weiterführen zu können“, das schreiben Vorsitzender Thomas Matthiae, Kassierer Johannes Mertens und Schriftführer Hans-Joachim Linnhoff jetzt in einem Brief an die Vereins-Mitglieder der DORV-Gemeinschaft Völlinghausen, an Kunden, Freunde und Unterstützer des DORV-Ladens. Die Entscheidung sei am 13. September gemeinschaftlich von der Geschäftsführung des Ladens und dem geschäftsführenden Vorstand des Trägervereins gefällt worden – „nach einer ausführlichen Situationsanalyse“.

DORV-Laden: Vor 14 Jahren wurden die Pläne konkret

Vor 14 Jahren wurden die Pläne für einen ehrenamtlich geführten Dorfladen erstmals konkret vorgestellt: Bürger gründen einen Verein und stemmen sich aus eigener Kraft gegen die schlechte Versorgung, nachdem 2007 mit der Metzgerei der letzte Laden im Ort dichtgemacht hatte, ziehen einen kleinen Supermarkt auf mit Frischetheke für Fleisch, Wurst, Obst, mit einer Backstation für knusprige Brötchen, vielleicht sogar mit einer Poststelle, einer medizinischen Grundversorgung, einem kleinen Café als idealer Gelegenheit für Klönschnack.

Die Idee stammte vom allerersten Dorfladen in Jülich, und die Aktiven dort um ihren Frontmann Heinz Frey gaben damals in der Heidberghalle in Völlinghausen Tipps für eine erfolgreiche Gründung. Was anderswo „auf dem platten Land“ funktionierte, das könnte auch in Völlinghausen wunderbar klappen, davon waren damals die vielen Zuhörer überzeugt: Im ehemaligen Gasthof Lüchtefeld sei nach einem notwendigen Umbau Platz genug, man könne getrost durchstarten. Anteilscheine für die Mitgliedschaft im Trägerverein verkauften sich bestens.

2010 öffnete das DORV-Zentrum mit vielen Vorschuss-Lorbeeren. Von einem Leuchtturm-Projekt für die Region sprachen alle. Der Laden erlebte ein Auf und Ab, nachdem die erste Begeisterung abgeebbt war: Der Umsatz blieb hinter den Zielen zurück, die Arbeit blieb an den immer gleichen Leuten hängen – mehrmals gab es Aufrufe auf den Versammlungen und im Anzeiger, um die Menschen in Völlinghausen zu erinnern: „Wer schlau ist, kauft vor Ort ein – damit das DORV Zukunft hat“.

Es half nicht. Weil viele trotz der Begeisterung fürs Projekt nicht in Völlinghausen einkauften, sondern außerhalb, weil nach Angaben der Zwangsverwalter-Gesellschaft „der organisatorische Unterbau nicht auf verlässlichen Füßen stand“, rutschte der Laden voll in die Miesen – Florens Septimus von Bockum-Dolffs übernahm im Oktober 2013 die Insolvenzverwaltung. Er legte ein Konzept zur Sanierung vor und führte das Bürgerprojekt erfolgreich aus der Krise. Am 31. Oktober 2014 wurde das Insolvenzverfahren aufgehoben.

Der neue Geschäftsführer blieb drei Jahre, dann gab es personelle Wechsel auf diesem Posten und im Trägerverein, und zwischendurch auch Spendenaufrufe, um neue Truhen und Kühltheken anschaffen zu können. Klimmzüge, aber sie gelangen.

„Der Laden braucht Geld. Er soll doch fortbestehen. Wer kann helfen? Anpacker fehlen: Viel muss eingeräumt werden. Wer steht gern früh auf? Mitglieder fehlen. Der DORV-Verein braucht sie jetzt. Wer tritt jetzt noch bei?“ Mit diesen Fragen wandten sich Geschäftsführerin Jutta Kuntz und Trägervereins-Schriftführer Hans-Joachim Linnhoff im Juni 2022 an die Öffentlichkeit – weil die Preise stiegen und stiegen. Für den Einkauf, für Energie. Und jetzt mit dem höheren Mindestlohn.

„Ein wirtschaftlicher Betrieb ist in keiner Weise mehr möglich“, zu dem Schluss sind jetzt alle Entscheider gekommen. Nochmal in die Insolvenz gehen wolle man nicht, man werde stattdessen wohl oder übel den Schlüssel endgültig herumdrehen und abschließen – exakt acht Jahre nach dem Freischwimmen aus der Insolvenz.

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