Personalmangel: Immer mehr Sternsinger fehlen - vor allem auf den Dörfern

Die Tradition des Sternsingens geht auf einen mittelalterlichen Brauch zurück, der dazu diente, sich ein Zubrot zu verdienen. Im 20. Jahrhundert wurde dieser Brauch wiederbelebt. Heute gehen Kinder und Jugendliche von Tür zu Tür und sammeln Spenden. Doch immer weniger Kinder machen mit - vor allem auf den Dörfern.
Brüllingsen/Ellingsen – Das Wort des Jahres ist „Zeitenwende“. Vieles ändert sich, Corona gilt in vielen Dingen als Katalysator für zahlreiche Veränderungen. Und so ist in diesem Jahr vom „Personalmangel“ in den Ortschaften Brüllingsen, Ellingsen, Haar und Ostheide auch die Sternsingeraktion betroffen.
Adelheid Leifert, seit über 20 Jahren Küsterin der Dreikönigskirche in Brüllingsen, betreut die Sternsingeraktion in den genannten Orten. Sie sagt: „So kennen wir es eigentlich alle: Um das Fest der Heiligen Dreikönige ziehen die Sternsinger zu allen Familien, tragen ihr Lied vor, schreiben den Segen Gottes an die Häuser und sammeln Geld zur Unterstützung von Kindern in aller Welt, in diesem Jahr besonders für das Projekt von Pater Avelino in Turkana in Kenia.
Doch in 2023 ist es leider anders, es fehlt an Königen und Königinnen, die sich auf den Weg machen könnten, Fachkräftemangel eben.“ Um das Angebot dennoch aufrecht zu erhalten, werde zum einen ab dem 4. Advent in der Dreikönigskirche eine Sammelbox aufgestellt, in die jeder eine Spende einwerfen kann. Segensaufkleber zum Mitnehmen und Selbstanbringen am Haus seien dann neben der Spendendose zu finden. „Das hat es so auch in den vergangenen zwei Corona-Jahren gegeben, als die Kinder nicht in Gruppen zum Sternsingen gehen durften und auch keine Häuser besuchen durften“, sagt Adelheid Leifert. Die Aktion sei daher nicht neu. Aber: So seien auch weniger Spendengelder zusammengekommen, als in Nicht-Corona-Zeiten.
Haushalte müssen sich anmelden
Gab es in der Vergangenheit drei bis vier Gruppen mit sechs bis sieben Kindern, die an der Sternsingeraktion in den Dörfern an der Haar teilnahmen, so kommt jetzt gerade mal eine Gruppe zusammen. „Diese kleine Gruppe verbliebener Sternsinger wird am Samstag, 7. Januar von 10 bis etwa 13.30 Uhr gezielt nur zu den Haushalten gehen, die sich im Vorfeld für einen Besuch der Sänger angemeldet haben“, erklärt die Küsterin. Um 17 Uhr wird dann mit Pfarrer Ludger Eilebrecht ein Gottesdienst in Ellingsen gefeiert.
Zur Anprobe trifft sich diese Gruppe von etwa vier bis sechs Sternsingern am Dienstag, 3. Januar, um 16 Uhr im Pfarrheim in Brüllingsen. Dabei werde dann noch einmal das Sternsingerlied geübt und über das Essen am Sammeltag abgestimmt.
In 2023 ist es leider anders, es fehlt an Königen und Königinnen, die sich auf den Weg machen könnten, Fachkräftemangel eben.
Vortreffen, um gemeinsam Kronen und Umhänge zu basteln, gibt es in den genannten Orten nicht. Denn dort verfügt man über einen Fundus von über 30 schönen Kostümen für die kleinen und großen Sänger. „Normalerweise treffen wir uns einmal zur Anprobe und zum Proben der Lieder“, so Leifert. Dabei helfen auch einige Eltern mit.
Weniger Kinder in den Dörfern
Ein wenig traurig ist Adelheid Leifert schon, dass die Sternsingeraktion nur noch in solch kleinem Rahmen durchgeführt werden kann. Es gebe weniger Kinder in den Dörfern, aber es habe sich auch die Mentalität verändert. Das Thema Kirche spiele in den Köpfen eine immer geringere Rolle. „Früher ist der überwiegende Teil der Kinder als Sternsinger mitgegangen, heute geht der überwiegende Teil nicht mehr mit“, so Leifert. Sie spricht von einem veränderten Zeitgeist, ist gespannt, wie die Aktion läuft, die jetzt mit vorherigen Anmeldungen neu geregelt ist.
Ob es auch in anderen Orten der Gemeinde Möhnesee weniger Sternsinger gibt, dazu kann Pfarrer Ludger Eilebrecht noch keine endgültige Aussage treffen. „Viele Vortreffen finden erst noch statt, wir müssen schauen, wie viele Kinder dann Interesse an der Sternsingeraktion haben“, sagt der Pfarrer. In Körbecke habe es bereits ein erstes Treffen gegeben, dort hätten sich mehr Kinder als im vergangenen Jahr eingefunden. Doch da legte noch Corona das Von-Haus-zu-Haus-gehen lahm. Generell nehme die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, ab, so Eilebrecht.
Anmeldung
Wer einen Besuch der Sternsinger in Ellingsen/Brüllingsen am 7. Januar wünscht, melde sich bis zum 2. Januar 2023 bei Adelheid Leifert, entweder nach den Messen in der Sakristei, per Anruf unter 02925/4112 oder 0171/5371343 oder per Whatsapp.
In der Gemeinde Möhnesee ziehen die Kinder am 7. und 8. Januar zur Sternsingeraktion los. Dass sich Interessierte in den kleineren Dörfern anmelden müssen, wenn sie Besuch von den Sternsingern erhalten möchten, sei nicht ungewöhnlich, so Eilebrecht. Er gibt zu Bedenken, dass die Sternsingeraktion für viele Kinder eine ganz neue Welt sei, denn wegen Corona fand sie zwei Jahre lang nicht statt. „Viele Dritt- und Viertklässler nehmen zum ersten Mal teil“, sagt der Pfarrer. Hinzu käme, dass es generell weniger Kinder gebe.
Zu Jahresbeginn machen sich die Sternsinger auf den Weg, segnen die Häuser und bitten um eine Spende für arme Kinder.