Die Unterschiede zu den beiden Boots-Vorgängern sind enorm: Das 15 Jahre alte Körbecker Boot „Eule“ hatte Sportboot-Charakter; mit ihm war es eine Herausforderung, Menschen aus dem Wasser zu retten und an Bord zu holen. Das 10 Jahre alte Mehrzweckboot „Flori“ aus Günne hatte aufgrund seiner Bauart Schwierigkeiten mit der enormen Größe des Sees und manchen See-Verhältnissen. Das alles ist nun Geschichte.
In Körbecke und Günne stehen seit dem 21. Dezember zwei baugleiche Boote. Sie haben jeweils eine Ladekapazität von bis zu zwölf Personen. So können viele Menschen gleichzeitig gerettet werden, wenn beispielsweise ein Boot mit vielen Passagieren in Seenot gerät. Die beiden Vorgänger konnten bei dreiköpfiger Besatzung lediglich zwei zusätzliche Personen aufnehmen. Gleichzeitig seien „die beiden Neuen“ trotz ihrer Größe noch gut zu steuern, erklärt Florian Vesper aus Körbecke, der die beiden Boote zusammen mit seinen Kameraden Jörn Kieseheuer und Martin Nölle technisch ausgearbeitet hat. „Sie haben das technisch umgesetzt, was zuvor am Schreibtisch erarbeitet wurde“, erklärt Böddeker. Zwei Jahre dauerte der Prozess bis zur Indienststellung.
Dass es zwei neue Rettungsboote in der Gemeinde braucht, stellte die Feuerwehr im Rahmen der Brandschutzbedarfsplanung fest. „Durch ein geändertes Freizeitverhalten der Menschen, eine deutlich höhere Besucher-Frequenz am See und viele Hobby-Kapitäne gab es in den letzten Jahren deutlich mehr Wasserrettungseinsätze“, erklärt Böddeker. So wurde ein Wasserrettungskonzept erstellt, das Gefahrenpotenzial des Möhnesees ermittelt. Das Ergebnis brachte, dass die beiden alten Boote „nicht mehr den Anforderungen entsprachen, die an uns gestellt werden“. Böddeker: „Was bei anderen Feuerwehren die Drehleiter ist, sind bei uns die Boote. Sie sind in der Wasserrettung unsere Königsklasse, sie tragen direkt dazu bei, Menschenleben zu retten.“
Die Menschenrettung auf dem See ist ein perfektes Beispiel für die Zusammenarbeit verschiedener Hilfsorganisationen und Feuerwehren: „Die Hilfsorganisationen tragen einen maßgeblichen Baustein dazu bei, dass das Wasserrettungskonzept in seiner Gesamtheit greift. Dabei kommt es auch auf die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren aus Dortmund und Hamm mit ihren Tauchergruppen an. Es fügt sich zusammen, was zusammengehört“, lobte der Leiter der Feuerwehr.
Wichtig war den Planern bei der Beschaffung beider Boote die Redundanz: In beiden Bootsgruppen gibt es die gleiche Technik, sodass die Handgriffe sitzen. „Wenn wir auf den See müssen, schweben oft Menschen in Lebensgefahr. Im Einsatzfall bedeutet das Stress und Hektik – da muss jeder die Boote sicher beherrschen“, sagt Böddeker.
Mit 70 PS und nur 600 Kilogramm Gewicht trotzen die Boote auch widrigen Bedingungen: „Wenn ein Extremsurfer in Gefahr gerät, müssen die Boote trotz Wind und Wellen seetauglich sein.“ Bei der Menschenrettung spielt die Bug-Klappe eine große Rolle: „Sie ist tauchfähig, kann also unter Wasser gedrückt werden, um eine Person aus dem Wasser ins Boot zu holen“, erklärt Vesper.
In den Booten ist zudem genug Platz, um sofort mit einer Reanimation zu beginnen. Die Bauart bringt weitere Vorteile: So können die Feuerwehrleute viele mögliche Reparaturen selbst vornehmen, sodass ein Boot schnell wieder einsatzbereit ist. Zum anderen ist die Kunststoff-Schale selbstschwimmend – „egal, ob das Boot leck schlägt, es ist nahezu unsinkbar“, unterstreicht Vesper.
Für die beiden neuen Rettungsboote legte die Gemeinde Möhnesee einen „niedrigen sechsstelligen Betrag“ auf den Tisch. Die alten Boote werden voraussichtlich durch die Gemeinde verkauft.