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Neue Rettungsboote setzen Maßstäbe: Feuerwehr sticht doppelt modern in See

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Von: Daniel Schröder

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Neue Rettungsboote für die Feuerwehr Möhnesee
„Florian Möhnesee 1-RTB 2-1“ und „Florian Möhnesee 2-RTB 2-1“ sorgen jetzt für noch mehr Sicherheit auf dem See.  © Daniel Schröder

Die Feuerwehr Möhnesee hat pünktlich zum Ende des Jahres zwei nagelneue, baugleiche Rettungsboote in Dienst gestellt. Sie bieten den Einsatzkräften deutlich mehr Rettungsmöglichkeiten und heben die Sicherheit der Menschen auf dem Möhnesee auf eine noch höhere Stufe.

Möhnesee – Am Möhnesee wird in diesen Tagen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es für die Feuerwehr kein „schlechtes Wetter“ gibt. Trotz Wind, Kälte und Regen nutzen die Mitglieder der beiden Bootsgruppen aus Körbecke und Günne derzeit jede Möglichkeit, auf den See zu kommen. Dafür opfern sie zum Teil sogar ihren Urlaub.

Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, wurden die beiden nagelneuen Rettungsboote in die Gemeinde überführt. Seitdem gilt es für die „Rettungs-Seemänner (und -Frauen)“ der Feuerwehr, mit ihren neuen Seefahrzeugen vertraut zu werden. „Den Einsatzkräften gilt mein großer Dank. Seitdem die Boote eingetroffen sind, werden die Motoren gefühlt gar nicht mehr kalt, weil sich jeder der Erfordernisse bewusst ist, dass im Einsatzfall alles klappen muss. Davor ziehe ich den Hut“, betont Christian Böddeker, Leiter der Feuerwehr Möhnesee.

Feiertagen und Schlechtwetter zum Trotz: Die Mitglieder der beiden Bootsgruppen nutzten und nutzen jede Möglichkeit, um mit den neuen Booten vertraut zu werden.
Feiertagen und Schlechtwetter zum Trotz: Die Mitglieder der beiden Bootsgruppen nutzten und nutzen jede Möglichkeit, um mit den neuen Booten vertraut zu werden. © Daniel Schröder

Die Unterschiede zu den beiden Boots-Vorgängern sind enorm: Das 15 Jahre alte Körbecker Boot „Eule“ hatte Sportboot-Charakter; mit ihm war es eine Herausforderung, Menschen aus dem Wasser zu retten und an Bord zu holen. Das 10 Jahre alte Mehrzweckboot „Flori“ aus Günne hatte aufgrund seiner Bauart Schwierigkeiten mit der enormen Größe des Sees und manchen See-Verhältnissen. Das alles ist nun Geschichte.

Rettungsboote Möhnesee: Zwölf statt fünf Menschen pro Boot

In Körbecke und Günne stehen seit dem 21. Dezember zwei baugleiche Boote. Sie haben jeweils eine Ladekapazität von bis zu zwölf Personen. So können viele Menschen gleichzeitig gerettet werden, wenn beispielsweise ein Boot mit vielen Passagieren in Seenot gerät. Die beiden Vorgänger konnten bei dreiköpfiger Besatzung lediglich zwei zusätzliche Personen aufnehmen. Gleichzeitig seien „die beiden Neuen“ trotz ihrer Größe noch gut zu steuern, erklärt Florian Vesper aus Körbecke, der die beiden Boote zusammen mit seinen Kameraden Jörn Kieseheuer und Martin Nölle technisch ausgearbeitet hat. „Sie haben das technisch umgesetzt, was zuvor am Schreibtisch erarbeitet wurde“, erklärt Böddeker. Zwei Jahre dauerte der Prozess bis zur Indienststellung.

Feuerwehr Möhnesee: „Was bei anderen Feuerwehren die Drehleiter ist, sind bei uns die Boote“

Dass es zwei neue Rettungsboote in der Gemeinde braucht, stellte die Feuerwehr im Rahmen der Brandschutzbedarfsplanung fest. „Durch ein geändertes Freizeitverhalten der Menschen, eine deutlich höhere Besucher-Frequenz am See und viele Hobby-Kapitäne gab es in den letzten Jahren deutlich mehr Wasserrettungseinsätze“, erklärt Böddeker. So wurde ein Wasserrettungskonzept erstellt, das Gefahrenpotenzial des Möhnesees ermittelt. Das Ergebnis brachte, dass die beiden alten Boote „nicht mehr den Anforderungen entsprachen, die an uns gestellt werden“. Böddeker: „Was bei anderen Feuerwehren die Drehleiter ist, sind bei uns die Boote. Sie sind in der Wasserrettung unsere Königsklasse, sie tragen direkt dazu bei, Menschenleben zu retten.“

Auf den Booten finden im Ernstfall jeweils bis zu zwölf Personen Platz.
Auf den Booten finden im Ernstfall jeweils bis zu zwölf Personen Platz. © Daniel Schröder

Die Menschenrettung auf dem See ist ein perfektes Beispiel für die Zusammenarbeit verschiedener Hilfsorganisationen und Feuerwehren: „Die Hilfsorganisationen tragen einen maßgeblichen Baustein dazu bei, dass das Wasserrettungskonzept in seiner Gesamtheit greift. Dabei kommt es auch auf die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren aus Dortmund und Hamm mit ihren Tauchergruppen an. Es fügt sich zusammen, was zusammengehört“, lobte der Leiter der Feuerwehr.

Rettungsboote am Möhnesee: „Wenn wir auf den See müssen, schweben oft Menschen in Lebensgefahr“

Wichtig war den Planern bei der Beschaffung beider Boote die Redundanz: In beiden Bootsgruppen gibt es die gleiche Technik, sodass die Handgriffe sitzen. „Wenn wir auf den See müssen, schweben oft Menschen in Lebensgefahr. Im Einsatzfall bedeutet das Stress und Hektik – da muss jeder die Boote sicher beherrschen“, sagt Böddeker.

Mit 70 PS und nur 600 Kilogramm Gewicht trotzen die Boote auch widrigen Bedingungen: „Wenn ein Extremsurfer in Gefahr gerät, müssen die Boote trotz Wind und Wellen seetauglich sein.“ Bei der Menschenrettung spielt die Bug-Klappe eine große Rolle: „Sie ist tauchfähig, kann also unter Wasser gedrückt werden, um eine Person aus dem Wasser ins Boot zu holen“, erklärt Vesper.

Dank der Bug-Klappe hat die Feuerwehr völlig neue Möglichkeiten bei der Menschenrettung.
Dank der Bug-Klappe hat die Feuerwehr völlig neue Möglichkeiten bei der Menschenrettung. © Daniel Schröder

In den Booten ist zudem genug Platz, um sofort mit einer Reanimation zu beginnen. Die Bauart bringt weitere Vorteile: So können die Feuerwehrleute viele mögliche Reparaturen selbst vornehmen, sodass ein Boot schnell wieder einsatzbereit ist. Zum anderen ist die Kunststoff-Schale selbstschwimmend – „egal, ob das Boot leck schlägt, es ist nahezu unsinkbar“, unterstreicht Vesper.

Und die Vorgänger?

Für die beiden neuen Rettungsboote legte die Gemeinde Möhnesee einen „niedrigen sechsstelligen Betrag“ auf den Tisch. Die alten Boote werden voraussichtlich durch die Gemeinde verkauft.

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