Begonnen hatte die Arbeit an der Tafel bereits nach den Sommerferien. Jetzt zum Schluss wurde es doch noch etwas hektisch, damit sie rechtzeitig fertig wurde. Sicher, man hätte sagen können, man wartet noch ein Jahr. Dann jährt sich die Katastrophe zum 80. Mal. Der Grund dafür ist aber nicht einmal die plötzliche Aktualität, die die Tafel durch den Ukraine-Krieg erhält. Vielmehr zählen zu den Schülern ja auch Zehntklässler, die die Sekundarschule im Sommer verlassen werden. Sie sollten das Werk ja noch zu Ende mitgestalten können.
Etwas länger zurück liegen bereits die Anfänge des Engagements der Schule für die deutsch-britische Freundschaft. Das sei vor drei Jahren gewesen, als Großbritannien aus der EU austrat. „Da wollten wir den Briten symbolisch die Hände reichen“, erinnert sich Projektleiter Meinolf Padberg. Entscheidend mitgewirkt daran habe damals schon die Gruppe Jugendpower Günne – an der Schule gibt es verschiedene Jugendgruppen, 2016 von Padberg ins Leben gerufen und eingeteilt nach den jeweiligen Dörfern, in denen die Schüler wohnen. „Es sind Demokratiegruppen, die außerschulisch in ihren Orten aktiv sind und den Ortsvorsteher mitteilen, was sie dort für verbesserungswürdig halten“, so der Lehrer.
Mit diesen Jugendlichen, zirka zwei Dutzend, haben die Projektleiter Meinolf Padberg und Nicole Voßen deren Idee umgesetzt: Eine riesige Gedenktafel aus Alu in einem Alu-Rahmen, auf der man das Thema Frieden nicht nur durch eine weiße Taube und einen symbolisch dargestellten Handschlag einfangen wollte. „Wir wollten auch ein Signal setzen für die ganze Welt. Aus der Idee, im Hintergrund eine Weltkugel zu zeigen, entstand dann aber die, alle 198 Flaggen der Welt zu zeigen“, sagte Padberg.
Die Flaggen entstanden in Fleißarbeit, handgemalt auf winzigen Keilrahmen, die mit doppelseitigem Klebeband auf der Tafel aufgesetzt wurden. „Sicher, man hätte es sich einfach machen können, ausdrucken, aufkleben, fertig“, meint Padberg. „Aber so dreidimensional wirkt es einfach viel besser.“ Allein einige extrem filigrane Muster, wie zum Beispiel die Kastelle und Schilder im Wappen Portugals, wurden gedruckt und geklebt. Padberg: „Der künstlerische Anspruch wäre es natürlich gewesen, alles komplett zu malen, aber wir fanden bislang noch keine Acrylstifte, die fein genug dazu gewesen wären. Aber das lässt sich nachholen, denn wir können die Keilrahmen ja immer wieder abnehmen und austauschen.“ Die Flaggen folgen keiner bestimmten Anordnung, sind bewusst beliebig angeordnet. Das dominierende Element ist dennoch die Sperrmauer. Wem die Zeichnung bekannt vorkommt: Sie ist eine leichte Abwandlung des Logos, das die Schule anlässlich des 100. Geburtstags des Sees vor neun Jahren entworfen hatte. Finanziert wurden die Materialien vom Heimatcheck, mit Unterstützung der Firmen Ohrmann Montagetechnik und Neuhaus Druck.
Einen festen Ort für die Tafel gibt es noch nicht. Klar ist nur, dass sie, um nicht Wind und Wetter ausgesetzt zu sein, in Innenräume ausgestellt werden soll – dauerhaft in der Schule, aber gerne auch leihweise und auf Zeit in öffentlichen Gebäuden. Am Dienstag, dem Jahrestag der Katastrophe, kam sie dennoch für drei Stunden an die frische Luft – direkt auf die Sperrmauer.
Padberg: „Zwar hielten sich dort nur relativ wenige Menschen zwischen 15 und 18 Uhr auf, aber wir hatten sehr interessante Gespräche und es gab große Anerkennung für das Kunstwerk.“
Überlegungen, womit die Schule sich in die Gedenkfeierlichkeiten zum 80. Jahrestag in einem Jahr einbringen wird, laufen bereits.