Möhnesee/Kreis Soest
Hähnchenmast: Landwirte wollen bei Entscheidung beteiligt werden
Die Resolution „Zukunftsorientierte Nutztierhaltung“, die in der jüngsten Sitzung des Kreistages verabschiedet wurde (wie berichtet) bleibt nicht ohne Reaktion.
Josef Lehmenkühler, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest, und Kreislandwirt Joachim Pehle greifen das Thema auf. Sie schreiben:
„Gerne hätten wir Landwirte uns mit Fachverstand eingebracht, da wir uns schon seit geraumer Zeit mit der Tierwohlthematik intensiv beschäftigen. Wie kann es sein, dass die, um die es geht, bei politischen Diskussionen nicht einbezogen werden? Dieses ist leider ein grundsätzliches Problem und betrifft auch uns Landwirte.
„Tierwohl ist zu wichtig“
Tierwohl ist zu wichtig, als dass es rein politisch motiviert diskutiert wird; die Tiere und nicht politische Interessen sollten im Mittelpunkt stehen. Wir haben mit der Landwirtschaftskammer im Kreis Soest eine Behörde, die wissenschaftlich neutral arbeitet und die die Erkenntnisse der letzten Jahre gerne eingebracht hätte. Gerade mit Haus Düsse gibt es hier ein bedeutendes Kompetenzzentrum vor Ort.
Die Vorschläge der Borchert-Kommission sind in vielen Bereichen noch in der Diskussion, in anderen liegen sie noch gar nicht auf dem Tisch. Sich an Vorschläge zu binden, die man noch nicht im Detail kennt, halten wir für gefährlich.
Zudem gibt es Zielkonflikte, die man politisch nicht einfach ausblenden kann. Wer sich beispielsweise auf der einen Seite massiv für die Wiederansiedlung des Wolfes einsetzt, kann auf der anderen Seite in der Resolution nicht die Weidetierhaltung fordern und die Tiere den daraus resultierenden Gefahren aussetzen. Uns sind viele Schilderungen aus betroffenen Regionen in NRW von Rinder- Schaf- oder Pferdehaltern in Erinnerung, die nach dem Einbruch des Wolfes in ihre Herden – trotz aller Schutzmaßnahmen – traumatisiert und verzweifelt waren.
Diese Bilder wird man nicht wieder los. Jede Medaille hat zwei Seiten, wenn man sich jeweils nur eine heraus sucht, funktioniert es nicht. Die bestehenden Zielkonflikte müssen mit Fachverstand diskutiert werden. Wer auf der einen Seite die bäuerlich geprägte Landwirtschaft im Kreis Soest erhalten will, auf der anderen Seite aber durch immer höhere Auflagen gerade die kleinen und mittleren Betriebe zur Aufgabe zwingt, wirkt wenig glaubwürdig. Wenn wir unsere Landwirtschaft im Kreis Soest erhalten wollen, kann man ihr nicht mit verschärftem ‚Soester Recht‘ die Wettbewerbskraft nehmen. Betroffene sollten bei einer Diskussion über ihre Zukunft auch beteiligt werden!“