Krach um Baukosten fürs Rathaus

Möhnesee - Der Umbau des Rathauses kommt vom Bauablauf ganz gut voran, finanziell entwickelt sich die Sache allerdings unerfreulich. Nach aktuellem Stand vom 21. März liegt die Bausumme bei 1,37 Millionen Euro, wobei noch etwa 10.000 Euro für die Außenanlagen und 50.000 Euro für die Ausstattung hinzukommen.
Dies hat die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) am Donnerstag ergeben. Gemäß Bauantrag vom 29. September 2016 lagen die Gesamtkosten noch bei zirka 742.000 Euro. Seither waren jedoch mehrfach Kostensteigerungen erfolgt. Die Suche nach den Ursachen und nach einer wirksamen Kontrolle für künftige Bauvorhaben der Gemeinde standen für die Sitzung des HFA auf der Tagesordnung. Weder die eine noch die andere Frage konnten jedoch bereits konkret geklärt werden. Da die Ausschussmitglieder die umfangreiche Dokumentation der Verwaltung über den Stand des Rathausumbaus erst per Tischvorlage erhalten hatten, war eine Diskussion auf dieser Grundlage noch nicht möglich.
Dem in dieser Situation einzig vernünftigen Vorschlag Ferdi Eickhoffs (CDU), das Thema in einer Sondersitzung des HFA nach den Osterferien ausgiebig zu diskutieren, stimmten die Ausschussmitglieder einmütig zu. Somit bleibt nun ausreichend Zeit, während der Ostertage die vermeintlichen faulen Eier in dem Ablauf des Bauvorhabens zu suchen.
Als Reaktion auf die Kostensteigerung beim Rathausumbau sowie bei den Baumaßnahmen „Flohzirkus“ im Haus des Gastes und des Gerätehauses Völlinghausen (siehe Kasten) hatte die SPD-Fraktion die Einführung eines Finanzcontrollings beantragt. Dass ein geeignetes Instrument gefunden werden muss, war im Ausschuss und auch seitens der Verwaltung Konsens. Insbesondere verwies Gerhard Bruschke (SPD) auf weitere kostenträchtige Vorhaben wie den Bau des neuen Lehrschwimmbeckens. Daher sei zu prüfen, ob man bei größeren Bauvorhaben gegen Personalkostenerstattung das Rechnungsprüfungsamt einer Nachbarkommune einschaltet. Diskutiert wurde auch, den Rechnungsprüfungsausschuss der Gemeinde einzuschalten oder einen Vergabeausschuss zu bilden. Wie dies konkret ausgestaltet werden soll, blieb jedoch der nächsten Ratssitzung vorbehalten. Im Grundsatz stimmte dieser Ausschuss jedoch einmütig für die Einführung eines Finanzcontrollings.
Bürgermeister Hans Dicke führte weitere Möglichkeiten an, um Entwicklungen wie beim Rathaus zu vermeiden. Das Problem bestehe erstens darin, wenn ein Architekt seinen Verpflichtungen nicht nachkomme. Durch die Einschaltung eines Projektbetreuers könne man dies jedoch in den Griff kriegen. Zudem müssten Kostenschätzungen vor der Ausschreibung abgeklopft werden, sind die Ausschreibungen erst gelaufen, seien Änderungen nicht mehr möglich. Ergänzend schlug Bauamtsleiter Burkhard Schulte vor, Kostenschätzungen bezüglich einer Preisdurchschnittsbasis abschätzen zu lassen, und danach im Ausschuss zu entscheiden, ob ausgeschrieben wird oder nicht. Ganz aus der Verantwortung lassen wollte Bruschke den Bürgermeister und seine Mitarbeiter allerdings nicht: „Das muss einer erfahrenen Verwaltung doch auffallen, wenn ein Architekt nicht sauber arbeitet.“
Vehement verwahrten sich Bürgermeister Dicke und seine Mitarbeiter im Übrigen gegen den Vorwurf, der Rathausumbau sei nicht gemäß den beschlossenen Plänen erfolgt. Im Bauverlauf seien lediglich kleine Änderungen vorgenommen worden. Konkret: Das im hinteren Bereich der Touristik geplante Lager kommt in den Keller von Haus Plesser, für den frei gewordenen Raum wird, damit er besser nutzbau wird, eine Wand versetzt. Zudem wird zwischen der Touristik und dem Empfangsbereich des Rathauses eine Glaswand eingezogen. „Alles nachvollziehbar, so weit alles gut“, lautete als Reaktion auf diese Ausführungen die Einschätzung von Albert Prange (BG). - tbg