Möhnesee ist deutlich voller als sonst - ungewöhnlicher Anblick an Nachbar-Talsperre

Der Möhnesee und auch die anderen Talsperren des Ruhrverbandes sind voller als sonst zu dieser Zeit. Das ermöglicht eine Spur von Entspannung.
Möhnesee – In der Möhnetalsperre werden aktuell (Stand: 6. März) 127,78 Milliarden Liter Wasser gestaut. Bis zum Vollstau fehlen nur 5 Prozent. Der derzeitige Stauinhalt liegt elf Prozent über dem langjährigen Mittel eines 3. März. Insgesamt sieht es gut und voll aus in den Talsperren des Ruhrverbandes: Nimmt man alle Stau-Werte zusammen, liegen sie 7,8 Prozent unter dem Gesamt-Vollstau – sonst stauen sich zu dieser Zeit sechs Prozent weniger Wasser in den „riesigen Badewannen“, wie Ruhrverbands-Sprecherin Britta Balt die Talsperren nennt. „Die Werte sind für uns sehr erfreulich. Sie bedeuten, dass wir dem kommenden Sommer mit einer gewissen Gelassenheit entgegenblicken können.“
Das viele Wasser verdankt der Ruhrverband den überdurchschnittlichen Niederschlägen der vergangenen Wochen und Monate. Die „Februar-Nässe“ lag laut Ruhrverbands-Daten bei 99 Prozent des langjährigen Mittels. „Mehr Punktlandung geht kaum“, urteilt Balt.
Wetter 2023: Im Januar hat es 50 Prozent mehr geregnet als sonst
Entscheidend war aber vor allem der Januar: „Da hat es 50 Prozent mehr geregnet, als sonst. Darum sind die Talsperren so voll.“ Im Oktober, November und Dezember lagen die Niederschlagswerte jeweils deutlich unterm Durchschnitt, nur der September stach mit 168 Prozent heraus. Für den vergangenen Sommer braucht es keine tiefgehenden Analysen: „Er war irrsinnig trocken.“ Im August fielen beispielsweise nur 15 Prozent des langjährigen August-Mittels. Und weil davon auszugehen ist, dass auch der vor uns liegende Sommer mit solchen Extremwerten in die Statistiken eingehen wird, spart der Ruhrverband jetzt schon Wasser, wo er nur kann.
Möhnesee: Warum nicht mit einem Überlauf zu rechnen ist
Übrigens: Mit einem Überlauf und den damit verbundenen spektakulären und seltenen Bildern, ist hingegen nicht zu rechnen. „Einen Überlauf wollen wir durch unsere Steuerung nach Möglichkeit vermeiden. Wenn die Möhnetalsperre überläuft, sind wir am Limit der Steuerung, dann ist die Badewanne voll.“ Zuletzt stand es im Flutkatastrophen-Sommer 2021 „auf Messers Schneide“. Jede kleine Bugwelle, die über den Möhnesee glitt, sorgte für mehrere Mini-Überläufe, die die Sperrmauer auf der Weiher-Seite hinunterliefen.

Ungewöhnliche Anblicke gibt es im Sommer wohl an einer Talsperre in 17 Kilometern Luftlinie Entfernung: Der Wasserspiegel im Vorbecken Amecke der Sorpetalsperre wird ab Mai um etwa drei Meter unter Überlaufschwelle des Vorbeckens abgesenkt. Dann sollen rund 40 000 Kubikmeter Sediment ausgebaggert werden, die sich im Laufe der Jahre im Zulaufbereich angesammelt haben. Bereits jetzt wird der Vorbecken-Pegel um 50 Zentimeter gesenkt, damit sich im Uferbereich keine Wasservögel zum Brüten niederlassen.
Ist mit solch einer Maßnahme auch am Möhnesee zu rechnen? Irgendwann. „Das muss immer mal wieder, alle paar Jahrzehnte gemacht werden“, erklärt Britta Balt. Wann es am Möhnesee das nächste Mal soweit ist, wisse man aktuell jedoch noch nicht. Nennenswerte Auswirkungen auf den Wasserstau der Möhnetalsperre hat die Sorpesee-Maßnahme übrigens nicht.
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