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Möhnesee sendet ein Friedenslicht

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Von: Thomas Brüggestraße

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Mit Transparenten und Reden bekräftigten die Menschen ihren Wunsch nach Frieden.
Mit Transparenten und Reden bekräftigten die Menschen ihren Wunsch nach Frieden. © Uta Müller

Eine Brücke ist das Symbol für das Verbindende. Dafür, dass Menschen zueinander finden können. Die Fußgängerbrücke in Körbecke war für die Initiatoren der Möhnesee-Schule deshalb der beste Ort, um ein Friedenslicht in die Welt zu senden. Ein Licht gegen den Krieg in der Ukraine, gegen Terror und Gewalt überall auf der Welt.

Möhnesee - „Wir wollen Frieden auf Erden“, sangen die vielen Schüler und Lehrer am Freitagabend gegen viertel vor acht auf der Brücke, ließen dazu mit ihrer Menschenkette Taschenlampen und Handylampen erstrahlen, achteten für die Choreografie auf die Lichtzeichen, die von einem Boot auf dem See kamen.

Viele weitere Möhneseer machten mit: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren, ganze Familien waren dem Aufruf der Möhneseeschule gefolgt. Auch die Jugendfeuerwehr trat in Einsatzkleidung mit an, um ein deutliches Zeichen zu setzen. Wie viele Möhneseer und Freunde von außerhalb am Ende mitgemacht haben, ließ sich unmöglich exakt zählen.

Fest steht: Alle waren beeindruckt von der Atmosphäre

Fest steht: Alle waren beeindruckt und ergriffen von der Atmosphäre und davon, dass die kurzfristig aufgezogene Veranstaltung ohne Probe reibungslos und ohne Störungen funktionierte. „Die schrecklichen Ereignisse und Bilder mitten in Europa schockieren uns sehr und machen uns alle betroffen und nachdenklich. Deswegen möchten wir gemeinsam ein Zeichen für Frieden setzen und ein Licht senden vom Möhnesee in die Welt“, hieß es in der Einladung der Möhneseeschule: Um 19 Uhr am 25. März sollten alle an die Seetreppe kommen, dort ein, zwei Lieder singen und dann für ein großes Friedens-Licht gemeinsam zur Fußgängerbrücke ziehen.

„Ich bin tief beeindruckt“, so begrüßte Schulleiterin Sabine Baukmann die vielen Menschen, die der Einladung gefolgt waren. „Wir mussten einfach etwas tun“, berichtete ergänzend eine Lehrerin dem Anzeiger: „Schüler sind nicht blind und taub für die Welt. Natürlich haben haben alle aufmerksam die Nachrichten verfolgt, und natürlich waren alle genau informiert über die Vorgänge in der Ukraine – und schockiert über die Gewalt. Fassungslos, dass so etwas in diesen Tagen überhaupt möglich ist. Hier, ganz nah bei uns. Einige haben auch Verwandtschaft in der Ukraine, in Nachbarländern. Natürlich sind sie sehr besorgt. Wir haben im Unterricht über den Krieg gesprochen, im Lehrerkollegium auch, und wir wussten schnell, dass wir etwas tun müssen – alleine schon, damit wir aus unserer Hilflosigkeit herauskommen. So ist die gemeinsame Idee für diese Friedenslichtaktion entstanden. Viele haben spontan zugesagt, dass sie sich engagieren wollen.“

Thore Becker und Julian Schwarz aus der 8c sowie Civan Akinci und Hafizullah Haidari aus der 10a hielten die großen Transparente mit dem Logo der Möhneseeschule und mit Aufrufen zum Frieden. Zentrale Botschaft: „Es ist jederzeit möglich, den Hass zu überwinden.“

Gegen Krieg, Hass und Völkermord

Hannes Wader, Ikone der Friedensbewegungen und der Ostermarschierer von einst, klang aus den Boxen, die Lieder mahnten gegen Krieg und Hass und Völkermord. „Wir alle unterstützen heute, dass es in Europa keinen Krieg mehr geben soll – Krieg will hier keiner haben“, sagte Hafizullah Haidari, und Civan Akinci ergänzte: „Wir hoffen, dass alle die Augen aufmachen, und sehen, wie wir hier ein Licht für den Frieden anmachen. Wir alle sind froh, dass wir hier leben, ohne Krieg – warum kann das nicht überall so sein?“

Schülersprecherin Alisa Rexhaj aus der 10a und Schulleiterin Sabine Baukmann unterstrichen in ihrer Begrüßung, dass die Aktion ein Licht sende an alle, die auf der Flucht und sonstwie bedrängt sind. Alisa Rexhaj zitierte Isaac Newton: „Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenige Brücken“, und sie zitierte Willy Brandt: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“

„We shall overcome“ und „Hevenu shalom alechem – wir wollen Frieden auf Erden“ sangen alle gemeinsam am Fuß der Seetreppe und Pastor Ludger Eilebrecht begleitete dazu mit Gitarre und Mundharmonika. Langsam wurde es derweil dunkel, und alle zogen dann gemeinsam über die Seeufer-Promenade zur Fußgängerbrücke, wo sie sich zu einer langen Menschenkette aufreihten. Dabei ließen die Teilnehmer ihre Handys und Taschenlampen aufleuchten und stimmten schließlich spontan erneut das Lied „Wir wollen Frieden auf Erden“ an. Danach Freudenrufe, Abklatschen, Ende einer Dreiviertelstunde, die nachwirken dürfte.

„Es ist so furchtbar traurig, wie die Dinge laufen“, sagte eine Dame im Pulk, der unterwegs war zur Fußgängerbrücke: „Wir sind früher mitgelaufen bei den Demos und haben verlangt: ,Schwerter zu Pflugscharen! Frieden schaffen ohne Waffen!‘ Und wie soll es jetzt werden? Frieden schaffen mit noch mehr Waffen? Wir alle haben doch gedacht, so etwas wie jetzt, das könnte uns nicht mehr passieren.“

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