Doch unterm Strich, so Martin Bongwald, Leiter der Jugendherberge Möhnesee, zahle der Gast nur unwesentlich mehr, trotz des neuen „Energiezuschlags“. Denn: In der Coronazeit hatte der DJH-Verband einen „Hygienezuschlag“ pro Übernachtung eingeführt. Dieser Zuschlag lag bei 2 beziehungsweise 2,50 Euro, ist aber nun abgeschafft worden, sodass der Gast tatsächlich nicht 3 beziehungsweise 3,50 Euro, sondern nur einen Euro pro Übernachtung mehr zahlt.
Die Preise legt übrigens ein Preiskomitee des Landesverbands Westfalen-Lippe fest, darüber entscheidet nicht die Jugendherberge Möhnesee allein. Es gibt verschiedene Kategorien der Jugendherbergen – je nach Ausstattung und Lage. Die Jugendherberge Möhnesee befindet sich in der höchsten Kategorie.
Und noch ein Novum erklärt Martin Bongwald: Zum ersten Mal seit vielen Jahrenwird die Jugendherberge in den Wintermonaten komplett schließen. Vom 20. November bis zum 19. März ist die Jugendherberge dicht. „Das ist mit dem Verband abgestimmt und unsere Reaktion auf die stark gestiegenen Energiepreise.“ In den Monaten November, Dezember, Januar und Februar buchen in der Regel viel weniger Gruppen und Einzelreisende Übernachtungen unter der Woche. Klassenfahrten finden eigentlich in dieser Zeit nicht statt.
Wohl sei das Haus an den Wochenenden gut gefüllt mit verschiedenen Gruppen wie etwa Chören oder Orchestergruppen, die sich zu einem Probenwochenende am Möhnesee treffen, DRK, Feuerwehr, Sportgruppen, DLRG und andere. Solche Gruppen kommen an den Wochenenden normalerweise im Winter gerne an den See. Nicht so in diesem Jahr. Man müsse Energie sparen und es würde sich schlicht nicht lohnen, die ganze Woche das Haus geheizt zu lassen, wenn nur am Wochenende Gäste kommen. Man habe auch überlegt, die Heizung während der Woche herunterzufahren und dann am Wochenende wieder hochzufahren. Doch ob das aus energietechnischer Sicht klug sein, das bezweifelt Bangwald.
Man müsse viel heizen, damit das Haus mit Speisesaal und Tagungsräumen angenehm warm ist. Leid tut dem Leiter auch, dass die Jugendherberge in diesem Jahr auch über Silvester geschlossen bleibt. Denn zum Jahreswechsel fanden sich stets zahlreiche Gäste ein. „Bis jetzt musste ich nur einer Gruppe absagen, die schon für den Winter gebucht hatte“, so Bongwald.
Überhaupt würden die Gäste verständnisvoll auf die Maßnahmen der Jugendherberge reagieren – sei es auf den „Energiezuschlag“ und auf die Schließung.
Nicht nur die Energie, quasi alles werde teurer in Zeiten der Inflation: Lebensmittel, insbesondere Milchprodukte, aber auch beim Toilettenpapier und Reinigungsmittel – von dem die Jugendherberge bei ihren 334 Betten jede Menge braucht – mache die Preisspirale nicht halt. „Wir bezahlen für alles mehr, das bekommen wir natürlich zu spüren“, sagt Martin Bongwald. Hilfreich sei da eine Einkaufskooperation, die der Verband mit anderen, ähnlichen Häusern geschlossen habe.
Das Haus ist vor einige Zeit kernsaniert worden. Das Gebäude, das 100 Jahre alt ist, ist energetisch gedämmt. Geheizt wird mit Öl, Gas braucht die Jugendherberge nur in ganz geringen Mengen. Und Strom wird natürlich verbraucht. Die Ölheizung hat große Tanks, das kam dem Haus zugute, als es noch vor der großen Energiekrise „vollgetankt“ hat. Die Warmwasseraufbereitung ist erst knapp 1,5 Jahre alt und auf dem neuesten Stand.