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Wenn im Winter der Strom längere Zeit ausfällt, werden sich die Bürger selber helfen müssen

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Von: Achim Kienbaum

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Umgeknickte Strommasten im Münsterland
Unter der Last der Schneemassen knickten im Winter 2005 im Münsterland zahlreiche Strommasten ab. Dann brach die Stromversorgung zusammen – mit katastrophalen Folgen. © Federico Gambarini

Es ist ein Szenario, von dem heute ziemlich alte Menschen noch erzählen können, was für ihre Zuhörer aber eher Folklore mit leichtem Gruselfaktor ist: Eiskalte Wintertage, keine Heizung, kein Strom – das kann heutzutage doch wohl nicht mehr wahr sein. Ist es auch nicht. Könnte es aber durchaus werden – schon bald und mit dramatischen Folgen.

Möhnesee – Tillmann Wolff ist nicht bekannt für einen Hang zum Drama, aber das Szenario, das der Chef des Möhneseer Ordnungsamtes den Mitgliedern des Technikausschusses detailliert beschrieb, machte sichtlich Eindruck auf seine Zuhörer. Wolff beschrieb die möglichen Auswirkungen eines längeren Stromausfalles, es ging um mehr als 72 Stunden, irgendwann im Winter bei Temperaturen im Minusbereich. Und die wären wahrscheinlich katastrophal.

Für einen kürzeren Zeitraum, wie einen oder höchstens zwei Tage, wäre der Ausfall der Stromversorgung oder eine akute Gasmangellage, noch einigermaßen zu verkraften, erklärte Wolff. Sollte es aber länger dauern, so wie es zum Beispiel im Jahr 2005 nach massiven Schneefällen in Teilen des Münsterlandes war (siehe Infokasten), sollte niemand auf Hilfe von der Verwaltung mit ihren beschränkten Möglichkeiten hoffen.

„Das werden wir mit unseren Möglichkeiten einfach nicht leisten können“, redete Tillmann Wolff Klartext. Und dann zählte er auf, was tatsächlich eintreten könne.

Ohne Strom und Gas würden die Heizungen flächendeckend ausfallen und die Häuser und Wohnräume darin, auch in Seniorenheimen, auskühlen. Für eine Weile würden Akkus und Notstromaggregate noch funktionieren, das aber seit natürlich, so Wolff, zeitlich begrenzt.

Schneechaos im Münsterland

Im November 2005 setzten in weiten Teilen Norddeutschlands starke Schneefälle ein, verbunden mit einem Sturmtief. Es kam zu massiven Verkehrsbehinderungen. Schließlich brach die Stromversorgung für rund 250 000 Menschen in 25 Gemeinden im Münsterland zusammen. Die Gesamtschäden wurden später auf 100 Millionen Euro beziffert.

Nur wenige „Wärmeinseln“ im Gemeindegebiet würden noch beheizt, wie das Rathaus und die Feuerwehrgerätehäuser, die könnten aber nicht als Aufenthaltsräume für frierende Bürger vorgehalten werden – dort müsste vor allem gearbeitet werden.

Ein warmes Plätzchen, das war immerhin eine vergleichsweise gute Nachricht, könnten die Möhneseer aber immerhin im Zentralort in Körbecke finden – wenn sie es denn bis dahin aus eigener Kraft schaffen: Schule, Sporthalle und Hallenbad werden von einer Hackschnitzelheizung versorgt werden, die würde auch in so einer Lage funktionieren.

Mindestens ebenso wichtig wäre aber nachbarschaftliche Hilfe, betonte Tillmann Wolff. „In so einer extremen Notsituation müssen Bürger zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen“, erklärte er. Nicht dramatisch, aber wahr.

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