1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Möhnesee

Streitgespräch um eine Fällaktion

Erstellt:

Von: Ludger Tenberge

Kommentare

Im Zuge der Fällarbeiten an der Kreisstraße 8, im Bereich der Möhnestraße zwischen dem Abzweig nach Theiningsen und der Sperrmauer, wurden teils auch ziemlich große Bäume gefällt.
Im Zuge der Fällarbeiten an der Kreisstraße 8, im Bereich der Möhnestraße zwischen dem Abzweig nach Theiningsen und der Sperrmauer, wurden teils auch ziemlich große Bäume gefällt. © Peter Dahm

Das Holz ist inzwischen abgefahren. Nur die Baumstümpfe zeigen noch an, wie dicht der Baumbestand gewesen ist und dass auch mancher recht stattliche Baum der Säge zum Opfer gefallen ist. Möglicherweise zu Unrecht? Dieser Frage stellten sich Vertreter des Kreises aufgrund einer dezidierten Kritik aus Günne bei einem Termin vor Ort.

Günne – Die Fällarbeiten an der Kreisstraße 8 zwischen dem Abzweig nach Theiningsen und der Sperrmauer haben bei Karl-Heinz Wilmes erheblichen Unmut ausgelöst. Art und Umfang der Arbeiten seien nicht fachgerecht und nicht nachvollziehbar, findet der Günner. Dass die Baumfällungen sehr wohl fachgerecht und auch erforderlich waren, bekräftigten demgegenüber Bernd Dohle und Holger Meermann vom Kreisbauhof.

In dieser Bewertung war zwischen den beiden Positionen auch nach dem Streitgespräch vor Ort keine Übereinkunft zu erzielen. Wilmes beharrte darauf, dass gesunde, standfeste und teils bereits 30 oder 40 Jahre alte Bäume ohne Grund gefällt worden seien. Bauhofleiter Bernd Dohle und Holger Meermann, Sachgebietsleiter für Gartenbau, Baumkontrolle und Grünpflege beim Kreis Soest, hielten dem entgegen, dass es sehr wohl verschiedene gute Gründe für das Fällen gegeben habe.

In der Bewertung der Fällaktionen blieben die Meinungen von Karl-Heinz Wilmes sowie Bernd Dohle und Holger Meermann vom Kreis unvereinbar.
In der Bewertung der Fällaktionen blieben die Meinungen von Karl-Heinz Wilmes sowie Bernd Dohle und Holger Meermann vom Kreis unvereinbar. © Peter Dahm

Ein Grund für das Fällen sei die Zwieselbildung, indem Bäume sich schon bodennah in mehrere Stämme aufteilen. Dies führe oft zu einer geringen Standfestigkeit. Die Verkehrssicherung sei ein weiterer Grund für Fällmaßnahmen. Trockene Bäume stellten für den Straßenverkehr und auf Radwegen nun einmal eine Gefahr dar.

Entlang des Baubetriebshofs des Ruhrverbands wurden die Bäume und Sträucher demzufolge entnommen, weil der dort bestehende Zaun zum Ruhrverband freizuhalten sei. Im weiteren Verlauf Richtung Günne seien etliche Bäume gefällt worden, um im Bereich der Kurve die Sichtachse für die Autofahrer freizuhalten.

Auf der Gegenseite wiederum seien etliche Ulmen gefällt worden, weil die Bäume wegen eines Pilzbefalls trocken waren und dadurch eine Unfallgefahr darstellten. Außerdem sei die dort stehende Hecke auf rund 50 Metern Länge auf den Stock gesetzt worden, so Meermann. Dies sei eine übliche Pflegemaßnahme, die Heckensträucher würden alsbald wieder ausschlagen.

Den Baumschnitt im Bereich der Kurve Richtung Sperrmauer begründet der Kreis mit Erhalt der Sichtachse, einige Bäume seien wegen Pilzbefalls gefällt worden.
Den Baumschnitt im Bereich der Kurve Richtung Sperrmauer begründet der Kreis mit Erhalt der Sichtachse, einige Bäume seien wegen Pilzbefalls gefällt worden. © Peter Dahm

Karl-Heinz Wilmes, von 1975 bis 2014 Kreistagsmitglied und lange Zeit Vorsitzender des Kreisausschusses für Umwelt und Naturschutz, beharrte jedoch auf seiner Meinung. Der Bereich der Kurve sei nie ein Unfallschwerpunkt gewesen, die Sichtachse daher nicht erforderlich. Sei sie doch, beharrte Meermann. Für Autofahrer, die von Günne kommend Richtung Theiningsen abbiegen wollen, müsse der Gegenverkehr überschaubar bleiben. Und dass unter anderem eine stattliche Roteiche gefällt wurde, begründete Meermann mit einem Pilzbefall.

Unvereinbar blieben die Standpunkte auch in der Frage der Baumpflege. So kritisierte Wilmes, der Kreisbauhof habe wie im Bereich der Sperrmauer wiederholt Bäume „totgepflegt“, weil starke Äste abgesägt wurden, was den Befall durch Pilze befördere. Dass dies eine Gefahr für Bäume bildet, bestätigte Meermann. Gleichwohl sei es oft unvermeidlich, Äste wegen der Verkehrssicherungspflicht oder zum Freihalten des Fahrbereichs zu entnehmen.

Auch den Hinweis des Kreises, dass in den vergangenen Jahren in erheblichem Maß Bäume nachgepflanzt wurden, wollte Wilmes nicht gelten lassen. Für den Klimaschutz und die Umwelt seien die ausgewachsenen Bäume viel wertvoller. Erhalt sei wichtiger als das Nachpflanzen. Ein Punkt, dem Dohle und Meermann durchaus zustimmen würden – wenn nicht die Verkehrssicherheit zu beachten wäre.

Auch interessant

Kommentare