Jetzt sind die Bürger gefragt: Wollen Sie mehr Windräder? Und wenn ja, wo? Und wie viele?

Politik und Verwaltung werden nicht müde zu betonen, dass der Bürgerwille beim Ausbau der Windenergie in der Gemeinde hohe Priorität hat – obwohl, auch das ist inzwischen hinlänglich klar geworden, die Möglichkeiten der Mitwirkung bei der Auswahl der Standorte für Windenergieanlagen (WEA) auf kommunaler Ebene schwinden. Bei einer Versammlung in der Hewingser Schützenhalle hatte Bürgermeisterin Maria Moritz eine Umfrage unter den Einwohnern der Ortsteile Theiningsen, Hewingsen und Meiningserbauer versprochen – dieses Versprechen wurde jetzt eingelöst.
Möhnesee – „Ihre Meinung ist uns wichtig!“ steht über den drei Fragen, die in einem Schreiben an alle Haushalte in den drei Ortsteilen gegangen sind, die von den Auswirkungen von acht geplanten neuen Anlagen in ihrer Nachbarschaft am meisten betroffen sind.
Dabei geben schon die drei Fragen einen Eindruck davon, dass das Thema alles andere als einfach ist:
- An welchen Standorten um Hewingsen sollen Ihrer Meinung nach WEA gebaut werden dürfen?
- Wenn die Reduzierung der Abstandsflächen mit Festsetzung des Regionalplans zu den Ortschaften auf 700 Meter reduziert und dann eventuell kaum noch Beteiligung möglich wäre, diese aber jetzt noch zu bekommen ist, wie stehen Sie dann zu einzelnen WEA?
- Wie viele neue WEA sehen Sie für den Bereich Hewingsen, Theiningsen und Meiningserbauer als noch verträglich an?
Damit greift die Verwaltung Beiträge von Bürgern in der Versammlung auf, die angesichts der bereits in ihrem Umfeld errichteten Windrädern befürchteten, dass die geplanten acht weiteren Anlagen zu einer „Umzingelung“ ihrer Dörfer führen werden.
In dem Zusammenhang war auch mehrfach auf weitere WEA hingewiesen worden, die zwar in Sichtweite von Hewingsen und Meiningserbauer geplant sind, aber auf Soester Stadtgebiet, nämlich bei Meiningsen. Zu diesen Anlagen hatte die Möhneseer Verwaltung keine belastbaren Aussagen treffen können.
Durchaus belastbar, bei allen nach wie vor bestehenden Unwägbarkeiten angesichts der politischen Großwetterlage beim Thema Ausbau der Windenergie im Land, scheint allerdings die Einschätzung der Mitwirkungsmöglichkeiten von Bürgern und Kommunalpolitik bei der Auswahl von WEA-Standorten.
Bei der weitgehend unbestrittenen Notwendigkeit, den Anteil von regenerativen Energien in Deutschland massiv und zügig auszubauen, werden Investoren, die WEA bauen wollen, an geeigneten Standorten bauen dürfen, wenn sie Mindestabstände zu Wohnbebauung einhalten – die Rede ist derzeit von 700 Metern.
Ob sie dann noch Bürger im Umfeld an den Erträgen ihrer Anlagen beteiligen werden müssen – und wenn ja wie und in welcher Größenordnung – kann derzeit nur gemutmaßt werden.
Daher drängt nach Ansicht der Möhneseer Politik und Verwaltung die Zeit, will man noch Einfluss nehmen auf die bereits in Planung befindlichen Anlagen – in diesem Fall nördlich der Haar auf der Feldflur zwischen den drei Ortsteilen.
Das ist der Plan
Insgesamt vier Investoren wollen zwischen in der Feldflur zwischen Theiningsen, Hewingsen und Meiningserbauer zusätzlich zu den in dem Bereich bereits bestehenden Windenergieanlagen acht weitere bauen – die meisten von ihnen mit einer Größe von mehr als 200 Metern. Zwei von ihnen ersetzen allerdings im Zuge eines Repowerings mehrere kleinere Anlagen.
Davon abgesehen will die „The Wind GmbH“ aus dem benachbarten Ense vier große WEA errichten, die Familie Schulte in Theiningsen eine und zwei Landwirte mit ihrem Unternehmen „Braken Wind“ eine achte. Die Standorte aller acht projektierten Anlagen sind auf einer Karte eingezeichnet, die mit dem Anschreiben an die Haushalte verschickt wurde.
Die ausgefüllten Fragebögen müssen bis zum 18. April an die Verwaltung im Rathaus in Körbecke zurückgeschickt werden.
Bei der Versammlung in der Hewingser Schützenhalle hatten alle anwesenden Investoren versichert, finanzielle Beteiligungen für die Bürger zu ermöglichen, Details zur Form dafür und zu Beträgen konnten sie aber nicht nennen. Denkbar wäre, soviel wurde aber klar, unter anderem die Beteiligung einer Genossenschaft, an der Bürger Anteile erwerben könnten, ermäßigte Stromtarife für Haushalte in den drei Ortsteilen oder auch Ausschüttungen an Vereine oder soziale und kulturelle Einrichtungen.
Und natürlich profitiere, auch dieser Hinweis fehlte nicht, die Gemeinde insgesamt – und damit alle Möhneseer Bürger – von den durchaus beachtlichen Gewerbesteuerzahlungen der insgesamt vier Investoren.
Ob sich der Eindruck aus der Versammlung am 27. März, dass ein Großteil der Bürger in Hewingsen, Theiningsen und Meiningserbauer es vorziehen würden, wenn die Windräder gar nicht vor ihrer Haustür gebaut würden, in der Umfrage bestätigen wird, das wird spätestens am 27. April deutlich werden: Dann werden die Ergebnisse der Umfrage in der Sitzung des Bauausschusses vorgestellt – die Politik will daraus dann ihre Schlüsse ziehen beim weiteren Umgang mit dem Thema Ausbau der Windenergie.