„Weil so viele Jahre lang praktisch nichts gemacht worden ist, kommt jetzt so viel zusammen“, fasste Erlmann seine Sicht der Probleme zusammen. In der Kalkulation, die er mit Unterstützung eines Fachunternehmens erstellt, unterscheidet er dabei zwischen Kosten für den Austausch der Anlage und andere Arbeiten, die in dem Zuge sinnvollerweise ebenfalls ausgeführt werden sollten. In der Summe kommt diese Kalkulation auf knapp 4 Millionen Euro, verteilt auf zwei Jahre. Dabei wären zunächst Außenarbeiten zu erledigen – bei denen die Halle weiterhin genutzt werden könnte – im nächsten Jahr müsste die Sportstätte dann allerdings mehrere Monate lang geschlossen werden
Alle Fraktionen sahen sich außerstande, angesichts dieses Informationsstandes eine Summe für die ersten Sanierungsarbeiten in den Haushalt für das laufende Jahr einzustellen – stattdessen folgte das Gremium schließlich der Empfehlung von Kämmerer Günter Wagner, zunächst lediglich 50 000 Euro für ein Gutachten vorzusehen, das eine gründliche Bestandsaufnahme der Schäden in der Halle und der Folgen daraus liefern soll. Vertreter aller Fraktionen zeigten sich empört darüber, dass offenbar bereits seit Sommer vergangenen Jahres klar gewesen sei, dass „etwas Großes auf die Gemeinde zukommt“, wie es Uwe Gronert (Grüne) formulierte, die Verwaltung aber mit keiner Silbe etwas davon angedeutet habe. „Erst jetzt im Rahmen der Haushaltsberatungen wird das plötzlich aus dem Hut gezogen, und wir sollen Millionen dafür bewilligen“, kritisierte unter anderem Gerhard Bruschke (SPD).
Wie Hubert Betten (CDU) unterstrichen auch andere Mitglieder des HFA die Wichtigkeit der Halle, besonders für den Schulsport, und mahnten an, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit sie so lange wie möglich genutzt werden könne. Betten schlug deshalb vor zu prüfen, ob der Status der Halle als „Versammlungsstätte“ nicht entfallen könne – und damit auch die Notwendigkeit einer baldigen vorgeschriebenen gutachterlichen Prüfung. Die nämlich könne, so hatte die Verwaltung gewarnt, zur sofortigen Schließung führen. Ein Beschluss über Bettens Vorschlag wurde allerdings nicht gefasst. Stattdessen werden, so der Beschluss, zeitnah Sondersitzungen der Fachausschüsse stattfinden.
Das Bild, das die Verwaltung in der Sondersitzung des Hauptausschusses abgab, als es um die Schäden an der Ballspielsporthalle ging, war maximal unglücklich: Die Bürgermeisterin war erkrankt, Bauamtsleiter Jürgen Schmidt wegen dringlicher terminlicher Verpflichtungen verhindert. Und das bei einem Thema, das zumindest das Potenzial hat, sich zu einem handfesten Skandal zu entwickeln – wenn es das nicht schon ist.
Noch viel schlimmer war dann aber das Bild, das mit den Aussagen des Mitarbeiters entstand, der ins Feuer geschickt wurde, um der Politik Antworten auf drängende Fragen zu geben. Gerade weil es so plausibel erscheint, dass eine 1988 gebaute und intensiv genutzte Halle in über 30 Jahren Verschleißerscheinungen zeigt, ist es völlig unverständlich, warum es zumindest in den vergangenen 15 Jahren niemand aufgefallen ist, dass diese Verschleißerscheinungen von der bereits 2005 damit beauftragten Wartungsfirma aus Mülheim/Ruhr bei den routinemäßig durchgeführten Kontrollen weder festgestellt, noch behoben – und damit auch nicht in Rechnung gestellt – wurden.
Niemand, das umfasst hier ausdrücklich sowohl die Verwaltung als auch die Politik. Vor diesem Hintergrund sind es durchschaubare Empörungsreflexe der Fraktionen, wenn sie im Zorn vereint fragen, warum sie denn von der Verwaltung nicht bei den ersten aufziehenden dunklen Wolken im vergangenen Juli zumindest mal klammheimlich auf drohendes Ungemach hingewiesen wurden.
Das ändert freilich nichts daran, dass die Reparatur der Schäden sich nicht auf die reine technische Behebung der Mängel an der Halle beschränken darf – wenn sie denn erst einmal belastbar benannt sind.
Jenseits aller Aufregung müssen Fragen gestellt und beantwortet werden: Nach dem Sinn oder Unsinn des ritualisierten Aufschiebens von werterhaltenden Arbeiten an kommunalem Bestandsinventar, zum Beispiel. Nach Verantwortungen und Zuständigkeiten ebenfalls. Und ja, wenn persönliche oder systemische Versäumnisse nachgewiesen werden, auch nach Konsequenzen für die Verantwortlichen dafür.
Und diese – wie viele andere – Antworten dürfen ganz sicher nicht, werte Möhneseer Politik, in nichtöffentlichen Zirkeln verbleiben. Werden sie auch nicht. - Achim Kienbaum