Das Exemplar, mit dem wir uns hier befassen, ist über die Jahrzehnte hinweg im Besitz der Familie erhalten geblieben. Vieles von dem, was der Autor zusammengetragen hat, ist bekannt, hat sich vielleicht auch überholt. Dennoch ist die Broschüre ein Dokument ihrer Zeit und beschreibt, wie der Talsperrenbau wahrgenommen wurde.
Kroscky selbst hat das Möhnetal vorher von Drüggelte aus durchwandert, ein für ihn „idyllisches Fleckchen Erde“. Mit viel Empathie begegnet er im Folgenden den vertriebenen Bewohnern der Dörfer, die zugunsten des Talsperrenbaus die Heimat verlassen mussten, um an anderer Stelle neu zu beginnen.
Gleichwohl erkennt der Autor den „gewaltigen Umschwung auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens“, den die zunehmende Industrialisierung mit sich brachte. Seien die ersten kleinen Stauwerke entstanden, weil Kleinindustrielle hierdurch billig Wasserkraft nutzen konnten, so benötigte später die wachsende Bevölkerung und die Industrie in den Ruhrgebietsstädten immer mehr vom Wasser der Ruhr.
Auf der Internetseite des Ruhrverbandes ist zu lesen, dass sich zur Befriedigung aller Interessen der Ruhrtalsperrenverein 1899 gründete, um den Bau von Talsperren im Sauerland zu fördern.
Man war aber auch stolz auf die neu geschaffene Möhnetalsperre, und so verfasste die westfälische Heimatdichterin Johanna Baltz eine Festhymne zur Einweihung derselben. Die neun Strophen voll bewundernder Lobpreisung durfte Kroscky mit ihrer Genehmigung abdrucken.
Die touristische Bedeutung des Bauwerkes konnte er damals schon erkennen. Nicht nur, dass er den Sperrsee entlang der 42 Kilometer langen Randwege selbst umrundet und Möglichkeiten der Einkehr oder des Bootsverkehrs zur Sperrmauer gefunden hatte. Kroscky hatte zudem die drei umliegenden größeren Städte Neheim, Arnsberg und Soest mit ihrer Historie vorgestellt und Anzeigen der dortigen Hotels und Gastronomien veröffentlicht.
So wirbt das „Hotel zur Post“, das im Zentrum der Neheimer Innenstadt stand, als mit „allem Komfort der Neuzeit ausgestattetes, weltbekanntes Haus“, mit der Nähe zur Kleinbahn-Haltestelle Richtung Möhnetalsperre. Und das „Bahnhofs-Hotel“ in Soest, das nicht nur auf zwei Billards und Hausdiener am Bahnhof verweist, verspricht für Touristen Ausnahmepreise.