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Mit Moos nix los? Günner fürchtet um geschützte Pflanzen, wenn Windräder im Wald gebaut werden

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Von: Achim Kienbaum

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Bleichmoos in kleinem Teich bei Brüningsen
Eher unscheinbar, aber nicht unwichtig: In einem kleinen Teich unweit des Standortes für geplante Windräder wächst dieses Bleichmoos. Noch. © Kienbaum

Seit Johannes Sanders vor einigen Jahren die Schule gegen den Ruhestand eingetauscht hat, ist die Natur zum Klassenzimmer des ehemaligen Lehrers geworden. Vor allem die Moose haben es ihm angetan – keine Pflanzen, die üblicherweise im gleißenden Scheinwerferlicht des Interesses von Naturfreunden. Im Arnsberger Wald hat er jetzt eine besonders geschützte Moos-Art gefunden – an einem Ort, an dem es eigentlich mit der Ruhe bald vorbei sein soll.

Günne – Die Pläne für insgesamt fünf Windräder, die südlich des Sees mitten im Wald gebaut werden sollen, sind höchst umstritten. Noch ist, so heißt es aus dem Rathaus in Körbecke, keine Baugenehmigung für die Anlagen beim dafür zuständigen Kreis Soest gestellt worden – und damit sind auch noch nicht die aufwändigen Prüfungen angelaufen, die der Gesetzgeber vor eine Genehmigung gestellt hat.

Johannes Sanders mit Bleichmoos
Johannes Sanders möchte nicht, dass das eher unscheinbare Moos direkt neben der Zuwegung für die Windräder bei dem Genehmigungsverfahren übersehen wird. © Kienbaum

Im Rahmen dieser Prüfungen wird auch untersucht werden, ob Bau und Betrieb der Windräder, inklusive der dafür nötigen Zuwegungen, in zulässiger Weise in die Natur ringsum eingreifen – Johannes Sanders hat da große Zweifel, nachdem er am Rande eines kleinen Teiches auf ein Torfmoos stieß, das zur Artengruppe „Sphagnum denticulatum“ gehört – auch als „Kuh-Horn-Sumpfmoos“ bekannt. Das Moos kommt zwar im Aupketal durchaus häufiger vor, „gemessen an der Anzahl der Exemplare ist das Vorkommen am Teich in der Nähe von Söbbelers Kreuz allerdings sehr beachtlich“, erklärt Johannes Sanders.

„Kalk wird vom Wind in den Teich getragen“

Er hofft daher, dass das Vorkommen erhalten und geschützt wird, und auch der Teich selbst, in dem noch andere schützenswerte Pflanzen wie Binsen und „Schwimmendes Laichkraut“ wachsen und auch Libellen und sogar Fische leben. Das empfindliche Biotop, einschließlich des Mooses, sei aber unter anderem spätestens dann gefährdet, wenn für die Windräder in der Nähe – eins davon soll nur rund 150 Meter vom Teich entfernt errichtet werden – die Zuwegung befestigt würde.

„Schon der Wegebau mit Steinen und Schotter aus dem üblichen Massenkalk würde das Wachstum der sehr empfindlichen Torfmoose beeinträchtigen“, fürchtet er. Konkret: Der Fahrweg liegt direkt neben dem Teich. Wind würde mit der Zeit unweigerlich von dort Kalkpartikel in das Gewässer tragen, was ebenso unweigerlich den „nichtalkalischen Charakter“ des Biotops verändern würde – und damit eine der Grundlagen für das Wachstums des Torfmooses.

„Kalamitätsflächen sind nicht kahl und trostlos“

Für Johannes Sanders ist dieses Moos aber nur ein Beispiel dafür, dass die sogenannten „Kalamitätsflächen“ im Arnsberger Wald zwar aus der Luft betrachtet kahl und trostlos wirken mögen, tatsächlich aber alles andere als das sind.

Alleine 19 verschiedene Moos-Arten („Sphagnen“) seien im Arnsberger Wald belegt – sie zu gefährden sei nicht akzeptabel, argumentiert er. Und hofft, dass nicht nur er selber gerade dort sehr genau auf dem Waldboden hinschaut, wo sich irgendwann einmal riesige Rotoren in großer Höhe drehen sollen, sondern auch die Gutachter, die dem Projekt ja ihren Segen ebenfalls geben müssen, das tun werden.

Im Rahmen der Einwände, die ebenfalls zum Genehmigungsverfahren für derartige Anlagen gehören, will Johannes Sanders das „Kuh-Horn-Sumpfmoos“ jedenfalls alles andere als unbemerkt verschwinden lassen.

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