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Gastronomen berichten von immer ausgefalleneren Wünschen

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Von: Thomas Brüggestraße

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Der Ring als Symbol der ewigen Verbundenheit.
Der Ring als Symbol der ewigen Verbundenheit. © Christina Falkenberg

Immer weniger Paare wollen kirchlich heiraten, das sei ein seit Jahren feststellbarer Trend. Und immer weniger Paare wollen unbedingt im Rathaus sitzen oder im Fachwerkhaus Stockebrand im Trauzimmer, wie das in Möhnesee möglich ist.

Völlinghausen – Stattdessen seien selbst orchestrierte Feiern an frei gewählten Orten voll im Trend, und dort wolle man dann auch den Standesbeamten haben. Es gebe für diese freien und selbst gestalteten Hochzeiten weitaus mehr Anfragen als Platz im Terminkalender – im eigenen Haus und beim Standesamt. Das berichteten jetzt Teilnehmer des Gastronomen-Stammtisches des Dehoga-Verbands Möhnesee beim Treffen im Golfclub auf dem Köbbinghof.

Dass ein Standesbeamter zu den Menschen kommt und nicht die Menschen in die Amtsstube, das sei inzwischen problemlos möglich. Das Ja-Wort sei aber immer noch ein an Formalien gebundener rechtlicher Akt, das erläuterten Möhnesees stellvertretende Standesbeamtin Anja Baumann und Bürgermeisterin Maria Moritz – die hat inzwischen selber einen Lehrgang abgeschlossen, um rechtlich bindend verheiraten zu dürfen.

Der Antrag auf Eheschließung bringe zunächst einmal amtliche Nachforschungen zu den Personen mit sich, erläuterte Baumann weiter: Sind es beim Pärchen die, für die sie sich ausgeben? Sind beide Partner unverheiratet? Wohnen sie in der Gemeinde oder woanders, waren sie dann auch in beiden Gemeinden im Rathaus? Das seien die wichtigsten von vielen weiteren Fragen.

Urkunden müssten ausgefertigt und amtliche Mitteilungen vorab am Wohnort des Paares ausgehängt werden. Einspruchfristen seien zu beachten. Dann müsse es jemanden geben, der die amtliche Zulassung zum Verwaltungsakt habe: Einen Urkunden-Standesbeamten, der den gesamten Prozess begleiten darf oder zumindest einen Eheschließungs-Standesbeamten, der einen Lehrgang absolviert, eine amtlich „saubere Weste“, und dem man die Befähigung zuerkannt hat.

Das schildern die Gastronomen als ihren Alltag: Die Paare wünschen sich eine standesamtliche Trauung vorweg. Wenn sie auch feiern wollen, dann haben sie sich für danach einen Hochzeitsredner bestellt, besondere Programmpunkte eingeplant – vor allem aber suchen immer mehr Paare den ganz besonderen Ort für den Moment des rechtlich bindenden Ja-Worts: „Ja, ich will“ im Korb unter einem Heißluftballon, während der ein paar Runden über dem Möhnesee fährt? So etwas?

„Ja, zum Beispiel“, hieß es aus der Runde: „Jede Anfrage ist eine Herausforderung für sich, mal witzig, mal kurios, mal absolut knifflig – oder von jedem etwas. Wie auch immer: Wir nehmen die Aufgabe als Dienstleister natürlich gerne an. Wir freuen uns, wenn wir angefragt werden, wenn wir den Menschen den schönsten Tag des Lebens bereiten und ausgestalten sollen. Wenn wir ihnen für ihre Trauung und für die Feier danach besondere Wünsche erfüllen können. Wann sie es wollen und wo sie es wollen.“

Die Corona-Pandemie habe den Terminstau noch verstärkt: „Meine Terminbücher platzen förmlich, und ich kann nicht planen“, berichtete eine Teilnehmerin. Die Gemeinde will gegensteuern: „Wir haben den Trend gesehen“, sagte Bürgermeisterin Maria Moritz: Zwei Mitarbeiter seien derzeit in der Fortbildung, ab Anfang 2023 könne man dann flexibler arbeiten. Die beiden neuen Eheschließungsbeamten seien vor allem für Termine an Wochenenden eingeplant – man wisse, dass die von den Gastronomen angefragten Termine für „Event-Hochzeiten“ selten mitten in der Woche lägen. Maria Moritz zum Personal-Engpass: „Stichwort interkommunale Zusammenarbeit: Auch da gibt es Gespräche, dass wir uns für Hochzeitstermine gegenseitig aushelfen. Wir freuen uns natürlich auch, wenn die Leute Schlange stehen, um bei uns am schönen Möhnesee zu heiraten.“

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