In den Containern, die unterhalb der Möhneseeschule in Körbecke aufgestellt wurden, gibt es 16 Wohneinheiten für jeweils vier Menschen. „Maximal könnten 64 Personen hier unterkommen. Das wäre allerdings eine absolute Druckbelegung und kaum machbar“, sagt Knut Brügge. Eine Familie lebt in einer Wohneinheit; weil die Wohnung gerade mal 30 Quadratmeter groß ist und die Verhältnisse beengt sind, bleibt sie allein und es wird kein weiterer, fremder Flüchtling zugewiesen.
Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine wird weniger. Fast alle seien in privatem Wohnraum untergekommen. Gleichzeitig stagniere das Angebot der privaten Wohnungen: Die, die etwas anbieten konnten, haben es bereits getan.
„Die Container sind eine reine Notunterkunft, eine erste Anlaufstelle, damit die Geflüchteten, die zu uns kommen, nicht auf der Straße stehen“, sagt Bürgermeisterin Maria Moritz. Die Entscheidung, die Container relativ zentral in Körbecke aufzustellen, sei eine politische gewesen, um die Integration der Geflüchteten zu fördern. Diese hätten kurze Wege zu den Schulen und Supermärkten. Moritz hofft, dass es zu vielen Kontakten und Treffen von Möhneseern und Geflüchteten kommt. Sie kenne die Bedenken einiger Bürger zum Standort. „Wir werden die Situation vor Ort im Blick behalten“, verspricht Moritz.
Flüchtlinge aus der Ukraine werden nicht von der Bezirksregierung zugewiesen, sie haben das Recht, sich einen Ort auszusuchen. Gegenwärtig werden 69 Flüchtlinge mit Wohnsitzauflage von der Gemeinde betreut (z.B. Syrer, Afghanen). 24 Geflüchtete sind zurzeit in der Alten Schule in Körbecke, 20 in der Günner Hangstraße untergebracht.
Sobald der Asylgrund anerkannt wurde, erfolgt die Zuweisung an die Städte und Gemeinden. Eine Unterbringung in der ZUE ist dann nicht mehr möglich. Bis Anfang September gab es zwischen der Gemeinde und der Bezirksregierung individuelle Zielvereinbarungen. Damit wurden bestimmte Zeiträume und Kontingente abgestimmt.
Jetzt wurde das Verfahren umgestellt: Mit einer Vorlaufzeit von 14 Tagen bekommt Möhnesee nun Flüchtlinge ausschließlich nach Quote zugewiesen, die die Gemeinde aufnehmen muss. „Unsere Quote liegt aktuell bei 38 Prozent. Um sie zu 100-Prozent zu erfüllen, müsste die Gemeinde weitere 179 Flüchtlinge aufnehmen. Die Zuweisungen erfolgen nun ‘unvorhersehbarer´ und ohne Mitspracherecht“, sagt Anja Hillmann, Sprecherin des Rathauses.
Weil die Zahl der Flüchtlinge aus aller Welt in Deutschland zurzeit wieder stark steigt, reaktivieren viele Kommunen ihre Turnhallen wie im Jahr 2015. Doch trotz der Container, die sich schnell füllen könnten, sei die Kapazität an Unterbringungsmöglichkeiten erschöpft, sagt auch Kämmerer Günter Wagner. Die prekäre Situation komme nun auf der Ebene der Kommunen an, sagt er. Die Kommunen würden alleine gelassen, jede als „Einzelkämpfer“ eigene Container kaufen. Für die Wohncontainer in Körbecke habe die Gemeinde rund 1 Million Euro, inklusive Erschließungsarbeiten, bezahlt. „Eine Koordination müsste mindestens auf Landesebene stattfinden“, so Wagner. Der Gemeinde können kurzfristig weitere Geflüchtete zum Beispiel aus Syrien oder Afghanistan zugewiesen werden.
Derweil meldete sich eine Leserin aus Günne bei unserer Redaktion, die sich darüber ärgert, dass 20 Flüchtlinge in einer viel zu kleinen Wohnung in der Schule untergebracht seien. Auf dem Platz vor der Schule sehe es verwahrlost aus. Die Mülleimer würden nicht raus gestellt. Mülltüten und Zigarettenstummel lägen herum, erklärt sie.
Die Gemeinde bestätigt, dass 20 Menschen dort untergebracht seien (17 Syrien, 1 Türkei, 2 Afghanistan). Die Unterkunft sei für 20 Leute freigegeben worden. Eigentlich war die Wohnung für Familien angedacht, die Gemeinde bekomme aber verstärkt alleinreisende Männer zugewiesen. Bürgermeisterin Maria Moritz bittet die Bürger darum, sich bei der Gemeinde zu melden, sollte es Auffälliges geben. Hausmeister Brügge würde sich dann um Weiteres kümmern.