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Trüffel aus dem eigenen Garten: Geduld hat sich für Christian Becker ausgezahlt

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Von: Astrid Gunnemann

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Christian Becker hat eigene Trüffel geerntet
Im August hat Christian Becker seine ersten Trüffel geerntet, worauf er acht Jahre gewartet hat. Die schwarzen Knollen sind die essbaren Burgundertrüffel, die hellbraunen so genannte Holz- oder Hohltrüffel, die ungenießbar sind.  © Christian Becker

Christian Becker ist glücklich und und auch ein bisschen stolz: Nach acht Jahren ist es ihm in diesem Sommer zum ersten Mal gelungen, eigene Trüffel zu ernten.

Möhnesee-Ellingsen – Dabei hat er viel Geduld bewiesen und seine eigene Plantage seit acht Jahren vorbereitet. Im August konnte er nun – ganz regional – seine Trüffel aus Ellingsen zum ersten Mal genießen. Helfen tun ihm bei der Ernte seine beiden Hunde, die eigens zum Finden von Trüffeln ausgebildet wurden. Die Knollen liegen fünf bis zehn Zentimetern tief im Boden und werden von den Hunden erschnüffelt und ausgebuddelt.

Schon im Jahr 2014 hat Becker mit der Anlage seiner Plantage begonnen. Eine Hecke, bestehend aus Hainbuche, Baumhasel, Haselnuss und Rotbuche wurde auf seinem Grundstück angepflanzt. Die Hecke bestand aus 50 mykorrhizierten Trüffelbäumen, 50 weitere Bäume hatte Becker selber mykorrhiziert. „Die Pilzsporen hatten die gekauften Bäume beim Kauf bereits dabei“, sagt Becker. Bis jetzt betraf die Ernte rund zwei Kilo der feinen Delikatesse. Für die Ernte der Trüffel gebe es zwei Zeitfenster, eines im Sommer und eines im Winter.

Becker nutzt die Trüffel, die in etwa die Größe eines Golfballes besitzen, nur für den privaten Gebrauch. „Trüffel dürfen nicht verkocht werden“, weiß Becker. Im Hause Becker werden sie pur gegessen, zum Beispiel gehobelt auf einer Mahlzeit.

Es sei ein Irrtum, das Trüffel nur in Italien oder dem Mittelmeerraum wachsen. Die Soester Börde sei reich an Trüffeln, weil der Boden kalkhaltig sei. Aber: Es sei verboten, sie aus öffentlichem Boden auszugraben. Auf der Plantage von Christian Becker wachsen neben den Burgundertrüffeln auch Holz- oder Hohltrüffel. Diese seien jedoch nicht zu genießen.

Wer in den vergangenen Wochen im Arnsberger Wald unterwegs war, der traf auf jede Menge Leute, die mit Körben oder Tüten zum Pilzsammeln unterwegs waren. Auch Pilzfan und Pilzkenner Christian Becker war häufig unterwegs. Pflücken darf man soviel, wie man für den Eigenbedarf benötigt, so sagt es das Gesetz. Die meisten Einheimischen oder auch Gäste aus dem Ruhrgebiet würden sich in der Regel nicht weiter vom Parkplatz als ein bis zwei Kilometer entfernen, meint Becker. Er selber geht weit in den Wald hinein, zum Beispiel in den Gebieten Hirschberg und Oeventrop. „Da ist man so gut wie allein“. Becker resümiert: 2022 war eines der besten Pilzjahre der vergangenen Jahre. Becker: „Man kann für das Jahr 2022 von einer Steinpilzschwemme sprechen.“

Vermutlich im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Fichtensterben, das besonders stark den Arnsberger Wald betrifft, habe sich die Verbreitung und das Aufkommen der Pilze im Wald verändert. Bis zum Jahr 2017 habe Becker viele Mischpilze im Arnsberger Wald gefunden. Zu Mischpilzen zählen unter anderem Maronen, Steinpilze, Ziegenlippe, Wald-Champignons, Täublinge, Stockschwämmchen und Perlpilze.

Becker ist seit 40 Jahren leidenschaftlicher Pilzsammler und sagt: „Bis 2017 fand man durchgängig viele Mischpilze im Arnsberger Wald, darunter weniger Steinpilze.“ Diese Situation habe sich in den Jahren 2021 und 2022 umgedreht: Beide Jahre waren extrem reich an Steinpilzen, dafür sei die Menge der Mischpilze zurückgegangen. Becker ist sich sicher, das hat etwas mit der Veränderung des Waldes zu tun. Dennoch gebe es weiterhin Flächen, wo der Wald noch intakter sei, etwa südlich von Hirschberg und am Stimmstamm. Dort fände man auch weiterhin viele Mischpilze. Becker erklärt: Die diesjährige Pilzsaison ist vorbei, vereinzelt finde man noch Exemplare, doch das Angebot sei dürftig.

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