Ein ganz normaler sehr besonderer Abschied

Wenn alles seine Ordnung gehabt hätte, dann wäre Robert Krüger auf einem anonymen Urnenfeld in Hamm bestattet worden. Die Dorfgemeinschaft in seinem Heimatdorf Büecke hatte aber eine bessere Idee.
Büecke – Als die Urne in die Grabstelle hinabgelassen worden war, senkten sich die Fahnen der Schützenbrüder und der Kameraden vom Löschzug über sie zu einem letzten Gruß. Einige Tränen flossen, Blütenblätter fielen in die Erde, Trauernde nahmen stillen Abschied. Wer am Wochenende die Bestattung von Robert Krüger auf dem Körbecker Friedhof aus der Distanz sah, der konnte nicht ahnen, dass dort gerade eine sehr besondere Beisetzung stattfand – und ein besonderer Mensch von einem ebensolchen Dorf zu seiner letzten Ruhe geleitet wurde.
Wenn alles seine Ordnung gehabt hätte, dann hätte der Verstorbene auf einem anonymen Gräberfeld in Hamm eine Urnenbestattung erhalten. Das Gesetz sieht es so vor: Der 63-Jährige Büecker war am 30 Dezember nach kurzer Krankheit im Soester Klinikum gestorben – mittellos und ohne Angehörige, die sein Begräbnis hätten organisieren und bezahlen können. Damit wurde das zur Angelegenheit fürs Soester Ordnungsamt, und das sieht für solche Fälle die besagte Urnenbestattung in Hamm vor.
„Das hat der Robert nicht verdient“, waren allerdings viele der Menschen in Büecke, denen er in den über drei Jahrzehnten ans dörfliche Herz gewachsen war, ganz anderer Meinung. Und sie wurden aktiv. „Der Robert, wie ihn hier alle nur genannt haben, hat in seinem Leben so viel für das Dorf und die Bewohner getan und gegeben, da wollten wir ihm einfach etwas zurückgeben“, erklärt Ortsvorsteher Dirk Mackenroth, warum sich viele Büecker zusammen taten und Robert schließlich die Bestattung am Wochenende ermöglichten, die er sich, da waren sich alle sicher, auch gewünscht hätte.
In vielen Gesprächen wurden die rechtlichen, organisatorischen und auch finanziellen Fragen geklärt, die zu klären waren.
Dann aber war der Weg frei für die Trauerfeier und anschließende Beisetzung von Robert Krügers Urne auf dem dafür vorgesehenen Feld, mit einer Platte, wie auf allen Grabstellen ringsum, die seinen Namen tragen wird und an ihn erinnert.
Was diese Erinnerung prägen wird, hatte zuvor Trauerredner Michael Klagges, der dem Verstorbenen über Jahrzehnte nahe gestanden hatte, in bewegenden Worten skizziert. Der Robert war als junger Mann aus dem Ruhrgebiet, dem Pott, kommend nach Büecke gezogen, hatte mit viel handwerklichem Geschick auf einem Hof eine Wohnung für sich und seine Frau ausgebaut. Er wurde heimisch, war immer da und packte an, wenn bei der Feuerwehr oder den Schützen etwas zu erledigen war.
Er war oft und gerne mittendrin – aber er war auch ein Sonderling, der nach seiner Scheidung alleine lebte und sich zurückzog, der vorzugsweise nachts in seiner Werkstatt an Autogetrieben schraubte, weil er dann in Ruhe vor der Welt da draußen ungestört arbeiten konnte. Er blieb für sich – und dennoch den Büeckern nah. Und die Büecker ihm.
In den letzten Jahren seines Lebens überforderten ihn die Notwendigkeiten des Alltags zunehmend – es war kein leichter Schritt für Robert Krüger, schließlich Hilfe anzunehmen von einem professionellen Betreuer, der ihn unterstützte, wo er Unterstützung brauchte.
Auch dieser Betreuer war nach Körbecke gekommen, um Abschied zu nehmen von einem besonderen Menschen, gemeinsam mit einem besonderen Dorf.