Für Radfahrer gilt in Stockum: Absteigen und schieben

Bis Ende September gilt am Stockumer Damm: Durchfahrt verboten für Autos und Motorräder. Radfahrer müssen absteigen und schieben. Doch die Sperrungen, Umleitungen und Hinweisschilder führen bisweilen in die Irre, wie sich vor Ort zeigt.
Stockum – „Rücksichtnahme ist wichtig, auch bei den laufenden Arbeiten am Stockumer Damm“. Das unterstreicht Christiane Knippschild von der Presseabteilung bei Straßen-NRW – das Land ist zuständiger Straßenbaulastträger am Damm. Bis Ende September gelte: Durchfahrt verboten für Autos und Motorräder. Radfahrer müssen absteigen und über den Damm schieben. Immer. Auch Fußgänger dürfen die Gasse zwischen Brückengeländer und Bauzaun nutzen.
Wenn auch diese Gasse einmal während der Arbeitszeiten kurzfristig gesperrt sei, dann sei ein wenig Geduld und Einsicht gefordert, denn die Bauarbeiter machten schließlich nur ihren Job, damit alles zügig fertig werde. Knippschild: „Wir hören leider immer wieder von unseren Baustellen im ganzen Land, dass die Leute insgesamt unruhiger und ungeduldiger werden. Leute fahren einfach in gesperrte Abschnitte hinein, und schimpfen und diskutieren dann auch noch. Vom Stockumer Damm wissen wir, dass nicht nur Radfahrer die Verkehrsschilder nicht beachten und einfach weiterfahren. Es wird uns sogar von Motorradfahrern berichtet, die sich zwischen Bagger und Baugrube hindurchmogeln.“
Knippschild fasst noch einmal zusammen: Für Motorradfahrer und für Autos ist der Damm gesperrt bis Ende September. Für Radfahrer gilt: Absteigen und schieben – auch am Wochenende. Und: Es wird kontrolliert.
Blickwechsel um 90 Grad nach rechts, die Forststraße hinunter und damit in Richtung Neuhaus: Dort geben die Schilder an einer rot-weißen Absperrschranke Rätsel auf: Roter Kreis auf weißem Grund und ein amtliches „Anlieger frei“ erlauben Fahrzeugen aller Art die Durchfahrt, solange die Fahrer Anlieger sind. Darunter hängt ein Schild „Umleitung“, das auf die Böschung zeigt, ebenso auf ein Warnschild „Baustelle“ und ein Schild „30 fahren“. Der Umleitung die Böschung hinauf zu folgen, scheint wenig ratsam.
Mit Klemmen unter dem Umleitungsschild befestigt ist eine einlaminierte dünne Pappe „Durchfahrt Radfahrer verboten“. Amtlich sieht das nicht aus. Muss man das ernst nehmen? Auf eine schriftliche Anfrage, warum Autos und Lkw hier passieren dürfen, solange die Fahrer Anlieger sind, Radfahrer aber nicht, und ob das Umleitungsschild wirklich hilfreich sei, lässt die Bürgermeisterin ausrichten: „Die Umleitung ist für den Verkehr nach Neuhaus. Das Zusatzschild (Durchfahrt Radfahrer verboten) hat die Gemeinde in Absprache mit der Baufirma aufstellen lassen, weil sich einige Radfahrer vorher nicht an das Durchfahrtsverbot gehalten haben.“
Wie sieht es von der anderen Seite aus? Der Anzeiger hat den Test gemacht und ist von der Delecker Brücke aus über die B 229 in Richtung Arnsberg gefahren, links in den Wald abgebogen, was gar nicht ungefährlich ist, denn die nicht einsehbare Kurve aus Richtung Arnsberg spuckt immer wieder Motorradfahrer im rasanten Tiefflug aus: Ein Knie auf dem Asphalt, das nächste Überholmanöver schon in Vorbereitung, egal, ob dabei der Gegenverkehr auf der Bundesstraße in die Bremsen gezwungen wird.
7 Kilometer sind es bis Arnsberg, in der Gegenrichtung 16 Kilometer bis Soest, 5 Kilometer bis Neuhaus. Man kommt im Ort am Gasthof Tacke heraus, 7 Kilometer sind es von da bis nach Sankt Meinolf. Deutlich und mehrfach ausgeschildert auf der Strecke an Wilhelmsruh und Sankt Meinolf vorbei bis zum Stockumer Damm: Sackgasse, keine Durchfahrt zum Südufer! Wer hier weiterfährt, ist hinreichend und großformatig gewarnt.
Ein ganzes Stück vor dem Yachtclub Wamel ist auf der Forststraße dann tatsächlich kein Durchkommen mehr: Eine Absperrschranke verwehrt die Weiterfahrt. Die Beschilderung hier: Durchfahrt verboten. Darunter wieder ein selbst gedruckter einlaminierter Karton: „Für Radfahrer gesperrt“. Man sieht: In ein paar Metern liegt ein großer Sandhaufen auf der Straße. Ein Bagger löffelt und rasselt wieder davon. Ein Pärchen steht mit Fahrrädern vor der Schranke.
Meggi und Wolfgang Gehle schauen ratlos: „Wir sind von Brilon aus mit dem Rad hierher, wir filmen die Tour für unseren Youtube-Kanal, Radtouren Gehle – zwei auf Tour‘.“ Rüthen, Belecke, Möhnetal und dann den Radweg an der ehemaligen Eisenbahntrasse, so seien sie nach Möhnesee geradelt und wollten jetzt einmal rund um den See. „Schade“, sagen beide: „Man hätte vielleicht viel früher eine befahrbare Umleitung ausschildern können.“
Kaspar und Adele Hömmelink kommen in dem Moment auch mit dem Rad an und müssen anhalten. „Schade“, sagen beide. Sie wohnen in Eibergen in der Nähe vom holländischen Twente und campen derzeit am Südufer in Delecke. „Wo sollen wir jetzt herfahren, wie groß wird der Umweg?“ – Gehlens haben einen Tipp parat: „Kanzelbrücke, Wamel, Stockum, Körbecke, Delecke, Brücke, Südufer…“ Bettina und Andreas Richter aus Allagen stehen jetzt auch mit ihren Fahrrädern dabei: „So ein Mist! Wohin jetzt?“
Schon kommt das nächste Pärchen an – aus Soest. Radfahren am Möhnesee ist beliebt, das sagen alle. Bis auf die Sperrungen und die Ausschilderung. Die könnte besser sein, gerade in einer sogenannten Fremdenverkehrsgemeinde.