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Abstimmung: Schulleitung am Möhnesee soll nicht mehr an Konfession gebunden sein

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Von: Vanessa Moesch

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Auch wenn Stühle frei blieben, das Interesse war da. Bei der Informationsveranstaltung zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule stellten sich unter anderem Pfarrerin Jutta Pothmann, Ilka Newerla von der Unteren Schulaufsichtsbehörde, Gemeindereferent Michael Klagges, Pastor Ludger Eilebrecht, die stellvertretende Schulleiterin Claudia Störmann und ein Teil der Lehrerschaft den Fragen der Eltern. Moderiert wurde die Veranstaltung von Svenja Suckstorf, Christoph Koch und Günter Wagner von der Gemeinde (vorne, von links).
Auch wenn Stühle frei blieben, das Interesse war da. Bei der Informationsveranstaltung zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule stellten sich unter anderem Pfarrerin Jutta Pothmann, Ilka Newerla von der Unteren Schulaufsichtsbehörde, Gemeindereferent Michael Klagges, Pastor Ludger Eilebrecht, die stellvertretende Schulleiterin Claudia Störmann und ein Teil der Lehrerschaft den Fragen der Eltern. Moderiert wurde die Veranstaltung von Svenja Suckstorf, Christoph Koch und Günter Wagner von der Gemeinde (vorne, von links). © Moesch, Vanessa

Um mehr Interessierte für die Stelle eines Rektors beim Grundschulverbund Möhnesee anzusprechen, wagt die Elterninitiative einen zweiten Versuch. Sie will die Bekenntnisschule in eine Gemeinschaftsschule umwandeln. Dafür braucht es aber die Mehrheit der Eltern.

Körbecke – Einige Stühle blieben leer bei der Infoveranstaltung in der Grundschule Körbecke am Mittwochabend. Dort ging es um die Umwandlung der Bekenntnisgrundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule. Im Vorfeld wurde die Elternschaft über dieses Vorhaben bereits umfassend informiert, unter anderem auch mit aktuellen Zahlen zu Konfessionen und einigen Fragen, die bereits im Vorfeld beantwortet wurden.

Ein Hauptaspekt für die Umwandlung: Die Suche nach einer neuen Schulleitung des Grundschulverbunds Möhnesee läuft schleppend, wenn nicht sogar gar nicht. Selbst die zweite Ausschreibung über die Bezirksregierung Arnsberg im Januar 2022 brachte keine neuen Bewerber hervor. Noch immer leitet Claudia Störmann die Schule kommissarisch. Und das seit August 2021.

Bewerbermangel wegen Bindung an Konfession: Änderung der Schulform geplant

Eine mögliche Erklärung für den Bewerbermangel: die Konfessionsbindung. Denn wer Rektor beim Grundschulverbund Möhnesee werden möchte, der muss der katholischen Kirche angehören. „Wir haben schon Probleme, überhaupt Stellen zu besetzen. Und ein zweites Problem ist die Menge an Bekenntnisschulen, die wir hier im Kreis Soest haben. Es gibt auch organisatorische Gründe, die für eine Gemeinschaftsschule sprechen“, führt Ilka Newerla, Schulamtsdirektorin von der Unteren Schulaufsicht des Kreises Soest, an.

Doch nicht nur die langfristig unbesetzte Rektorenstelle schlägt der Schule auf den Magen. „Viele Kinder, die keine Konfession haben und nicht am Religionsunterricht teilnehmen wollten oder eine andere Religionszugehörigkeit haben, mussten wir an Völlinghausen verweisen. Und das fiel uns sehr schwer“, macht die stellvertretende Schulleitung Claudia Störmann klar.

Eltern setzten Kreuz aus Not heraus: Aufwachsen mit katholischen Prinzipien

Eltern haben demnach ihre Kinder, die eigentlich am Ort wohnen, weiter weg schicken müssen oder haben „aus ihrer Not heraus das Kreuz gesetzt“. Ein Kreuz, mit dem sich Eltern einverstanden erklären, dass ihre Kinder nach katholischen Prinzipien erzogen werden.

„Auch aus diesem Grund wollen wir noch mal einen Versuch für die Umwandlung starten“, so Störmann. Das Vorhaben, eine Gemeinschaftsschule zu werden, ist in der Tat nicht neu. Bereits im Jahr 2015 gab es einen Anlauf, die alten Strukturen aufzubrechen. Bei einer Abstimmung scheiterte es jedoch an der Zwei-Drittel-Mehrheit für die Gemeinschaftsschule.

Umwandlung in Gemeinchaftsschule nur durch Elterninitiative möglich

Die Gemeinde hat im Voraus geprüft, ob eine Umwandlung funktioniert. Rechtlich hat sie aber dazu nicht die Möglichkeit. Jedoch kann eine Umwandlung auf die Initiative von Eltern erfolgen.

Dafür braucht es bei einem sogenannten Einleitungsverfahren mindestens zehn Prozent der Eltern, die sich für das Vorhaben aussprechen. Das Einleitungsverfahren ist nach Günter Wagner von der Gemeinde, der an diesem Abend Bürgermeisterin Maria Moritz vertritt, „erfolgreich“ gewesen.

Fragen der Eltern werden beantwortet: Neues Fach für Religionsabwähler

„Ist es denn personell abgedeckt, wenn eine sonstige Religionsgruppe angeboten wird?“, fragt ein Vater, und Störmann beantwortet diese Frage eindeutig mit Ja. Es gebe entweder eine weitere Person, die die Kinder betreut, oder sie werden in einer anderen Klasse untergebracht und nehmen dort am Unterricht teil.

Newerla greift dieses Thema ebenfalls auf, denn „es soll ein Fach für Kinder geben, die keinen Religionsunterricht machen. Das Fach nennt sich praktische Philosophie“. Dafür müssen die Lehrkräfte jedoch speziell ausgebildet sein.

Kirche ist mit Umstellung einverstanden: Angebote bleiben erhalten

Eine Mutter fragt zudem, ob auch die Kirchenvertreter den Schritt der Umwandlung begrüßen würden. „Eine Verschlechterung würde es dadurch nicht geben, das Angebot bleibt ja weiterhin erhalten. Es wird weiterhin Gottesdienste geben, ebenso wie die Seelsorge.

Und wer daran teilnehmen möchte, ist immer herzlich willkommen“, erklärt Pastor Ludger Eilebrecht vom Erzbistum Paderborn. „Die Arbeit mit den Kindern ist immer etwas Schönes. Das geht uns durch die Umstellung nicht verloren“, so Gemeindereferent Michael Klagges. Die Arbeit mit der Kirche solle in jedem Fall aufrecht erhalten werden. „Das haben wir auch viel im Lehrerkollegium besprochen“, ergänzt Störmann.

Keine finanziellen Nachteile: Abstimmungsverfahren per Briefwahl

Und finanziell? Da würde sich auch nichts ändern, denn an der Finanzierung des Grundschulverbunds ist die katholische Kirche nicht beteiligt.

Insgesamt besuchen 393 Schüler den Grundschulverbund Möhnesee, knapp 46 Prozent (182) davon sind katholisch. In der Zeit vom 3. bis zum 16. März (16 Uhr) gibt es nun das Abstimmungsverfahren per Briefwahl.

Rege Teilnahme gewünscht: Nicht abgegebene Stimmen zählen als Gegenstimme

Am 17. März erfolgen die Auszählung und die öffentliche Bekanntmachung des Ergebnisses. „Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, dass nicht abgegebene Unterlagen als Gegenstimme gewertet werden. Aus diesem Grund bitten wir noch einmal um eine rege Teilnahme an dieser Abstimmung“, macht Svenja Suckstorf von der Gemeinde, die die Infoveranstaltung mitmoderiert, klar.

Die Umschläge können entweder im Rathaus oder an den Schulstandorten Körbecke und Günne abgegeben oder aber auch per Post wieder zurückgesendet werden. Um eine Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule zu erreichen, müssen sich mehr als 50 Prozent der Eltern dafür aussprechen.

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