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Windrad-Anlieger klagen über zu viel Lärm in der Nacht

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Von: Michael Dülberg

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Rotmilane am Rotor eines Windrads soll dieses Foto aus Wildesee zeigen, das Klaus Clissa-Haverkemper aufgenommen hat. © Clissa-Haverkamp

Löchtenknapp -  „In der Nacht bei Regen und Wind unerträglich“, so schildern Anwohner die Belastungen durch die 180 Meter hohen Windenergieanlagen in „Wilde See“ und „Löchtenknapp“.

Die Betroffenen sagen, sie hätten die nächtlichen Geräuschemissionen von 22 bis 6 Uhr regelmäßig gemessen und festgestellt, dass der Grenzwert des Schalldrucks von 45 dB(A) häufig überschritten wird. Bei Regen und Wind oder ab Windstärke vier würden sogar 80 dB(A) und darüber erreicht. „Meine Tochter, deren Schlafzimmer zu den Windanlagen im Norden ausgerichtet ist, kann nachts die Fenster nicht öffnen, sonst wird sie von den Geräuschen der Rotoren immer wieder aus dem Schlaf geholt“, beschreibt Nachbarin Gabi Frie vom Löchtenknapp die Situation. 

"Man glaubt, eine befahrene Autobahn zu hören" 

Dabei liegen die Windräder nördlich von ihrem Haus, aber die Geräusche würden auch bei Südwestwind zu ihr herüber dringen. „Tagsüber stört das nicht weiter, weil man beschäftigt ist, aber nachts ist es schon extrem störend und bei Nebel oder Regen verstärkt die Feuchtigkeit in der Luft noch die Lautstärke. Man glaubt, eine befahrene Autobahn zu hören oder Düsenflugzeuge“, beschreibt Frie die windig feuchten Nächte.

Josef Hessing wohnt südwestlich der Windräder. Auch bei ihm kämen die Geräusche an, auch wenn der Südwestwind die Windräder erst einige hundert Meter hinter seinem Zuhause erreicht. Noch lauter höre er die rotierenden Flügel jedoch bei Ostwind, wenn der Luftstrom die Geräusche der Windräder mit sich nimmt. 

Hessing ärgert sich, weil der Gemeindeweg „Am Löchtenknapp“ nach der Bauphase der Windenergie-Anlagen im vorigen Jahr, bei der die schweren Zulieferer-Lkw Schäden verursacht hätten, nicht wieder ordentlich instand gesetzt worden sei. Man habe nur ein bisschen geflickt, sagt der Anlieger. Als Jäger macht er die Beobachtung, dass sich Wild und Enten aus dem Bereich der Windräder zurückgezogen hätten. Er will, dass die Flächen aus seinem Jagdgebiet herausgenommen werden. Es sei nicht einzusehen, dass für dieses lebensfeindliche Gebiet auch noch Jagdpacht gezahlt werden müsse. 

Problem mit dem Schlagschatten

Klaus Clissa-Haverkemper ist Nachbar der Windräder an der „Wilden See“. Er habe eines Tages festgestellt, dass der wiederkehrende Schlagschatten der Windräder morgens auf sein Haus fiel. Das dokumentierte er mit einem Video und meldete es an den Kreis Soest. Der habe eine fehlende Programmierung der Anlagen festgestellt. Die Firma Prowind stellte daraufhin den Mangel ab. Das aber habe dem Turmfalken, der in einer der Scheunen auf dem Hof nistete, nicht mehr genützt. Er habe sein Revier nach der Inbetriebnahme der Windräder verlassen. Nicht so die Rotmilane: Sie beobachte Clissa-Haverkemper regelmäßig im Umfeld der Windräder an der „Wilden See“. 

Clissa-Haverkemper berichtet, dass die Messungen der nächtlichen Geräusche inzwischen an die Rechtsanwältin der Interessengemeinschaft „Pro Natur Beckum-Lippetal“, Dr. Jutta Engbers in Frisoythe und der Behörde Bauen, Wohnen und Immissionsschutz beim Kreis Soest übermittelt habe. Eine Reaktion habe es von Amts wegen bislang nicht gegeben.

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