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Verein fördert seit 25 Jahren Kabarett, Kleinkunst und Musik

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Von: Karin Hillebrand

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Die Kulturfreunde (von links) Vorsitzender Franz Peters, die zweite Vorsitzende Dr. Claudia Hemmis und Rüdiger Dirksen (langjähriger 1. Vorsitzender) konnten für das Jubiläumsprogramm altbekannte Weggefährten engagieren, warten aber auch mit Neuem auf.
Die Kulturfreunde (von links) Vorsitzender Franz Peters, die zweite Vorsitzende Dr. Claudia Hemmis und Rüdiger Dirksen (langjähriger 1. Vorsitzender) konnten für das Jubiläumsprogramm altbekannte Weggefährten engagieren, warten aber auch mit Neuem auf. © Hillebrand

Die Förderung der „Kultur in Lippetal“ haben sich die Verantwortlichen des gleichnamigen Vereins zum Ziel gesetzt und erfüllen dieses seit nunmehr 25 Jahren. Die Idee hierzu entstand 1998 aus einer Bierlaune heraus.

Herzfeld – „Wir haben die Bullemänner in der Alten Post in Oelde erlebt. Sie traten vor höchstens 20 Leuten auf und waren fantastisch“, erzählt der Vorsitzende der Kulturfreunde Franz Peters. Bei einem Bummel durch Lippstadts Kneipen am Wochenende darauf entspann sich der Gedanke: „Wir machen das, holen Kultur nach Lippetal.“

Bloß wie, ohne eigene Bühne? „Ich war kurz zuvor auf einem Beerdigungskaffee bei Orthues – das war Liebe auf den ersten Blick“, erklärt Peters. Bereits beim Erstgespräch habe sich Wirtin Maria offen dafür gezeigt, „Ethno-Kabarett“ im westfälischen Saal auszuprobieren.

Gemeinsam mit Susanne und Rüdiger Dirksen, Ulla und Christian Steinhaus sowie Mechthild und Franz Peters wurde mit der Gründung des Vereins der rechtliche Rahmen für Vertragsabschlüsse mit Künstlern geschaffen, Orthues übernahm den zweiten Vorsitz.

„Kurz darauf haben wir die Gemeinnützigkeit beantragt. Uns war schnell klar: Das ist Ehrenamt. Unser Ziel ist die schwarze Null“, erklärt der frühere Vorsitzende Rüdiger Dirksen.

Deshalb soll es allen Beteiligten auch Spaß machen. Anregungen nehmen die Programmmacher sehr gerne entgegen. Aber „auf die Bühne kommt nur das, was uns selbst gefällt“, sagt Peters. „Wir sind Teil dieser Gesellschaft. Wenn wir es mögen, gefällt es denen hier auch“, ist der 68-Jährige überzeugt.

Mittlerweile ist der Verein bei Agenturen bekannt, hat sich deren Vertrauen erarbeitet. Jede Woche kommen Videos von Künstlern. Seit der Spielzeit 2018/2019 finden die Vorstellungen aufgrund der großen Nachfrage und steigender Sicherheitsauflagen im barrierefreien Bürgerhaus in Herzfeld statt. Vorher war es gerade der urige Charme bei Orthues, der Künstler, Verein und Publikum zusammen brachte.

„Anfangs haben wir Wirtshaustische mit Klebeband zusammengeklebt und einen Teppich darüber gelegt. Das war die Bühne, es waren keine zwei Meter Abstand zum Publikum“, erzählt Peters.

Im oberen Stock lagen auch die Privaträume der Wirtin, hier liefen die Künstler nervös den Flur auf und ab, wurden von Maria Orthues im Wohnzimmerambiente versorgt. Zwischen Vereinswimpeln und dem Blick nach draußen auf die Kirche sprang der Funke über.

„Dann wurden plötzlich die Tische weggestellt und die Party ging los. Oft saßen die Künstler nach dem Auftritt mit den Gästen an der Theke“, erzählt Claudia Hemmis, und Peters ergänzt: „Unser Publikum hat die Künstler immer wieder überrascht. Es musste sie nur jemand anzünden, dann ging es ab.“ Davon profitierte zum Beispiel auch das Improvisations-Theater „Emscherblut“.

Die heimischen Kulturliebhaber haben so einiges ausprobiert: Chanson – hat nicht funktioniert, ein Klezmer-Konzert – leider zeitgleich mit der Allerheiligenkirmes, Klassik im Haus Idenrast – zu teuer, La Marmotte mit keltischer Musik und Tanz – erfolgreich, aber in dem Segment nur ein begrenztes Angebot, eine Heine-Revue – hochwertig, jedoch zu wenig Gäste. „Es stellte sich schnell heraus, dass unser Publikum politisches Kabarett in seiner ganzen Bandbreite und a-capella-Musik schätzt“, beschreibt Dirksen die bewährte Programmausrichtung.

Manche Ensembles sind von Beginn an dabei. Jochen Rüther und Harald Funke beispielsweise, die anfangs als „Die kleinen Mäxe“ auftraten, seit längerem aber mit Thomas Philipzen als „Storno“ Inventur machen. Neben bekannten Zugpferden werden gerne unbekanntere Künstler engagiert, so mancher wurde später bekannt.

Zwölf Mitglieder hat der Verein zurzeit, sie machen grundsätzlich alles selbst: Vom Buchen der Künstler über die Programmgestaltung, Pressearbeit, Plakate, Kartengestaltung und -verkauf sowie Werbung. „Ein schöner Ausgleich zum Beruf, eine Gegenwelt“, sagt Peters, selbst früher Leiter einer Förderschule.

Aber auch die Gäste packen gerne mal mit an, räumen Stühle zusammen und stapeln sie auf. „Das ist Dorf, darüber freuen wir uns sehr.“

Jubiläums-Programm

2023: 8. August, Matthias Reuter, „Karierefreies Wohnen“ (Kabarett). 20. Oktober, Zucchini Sistaz, Tage am Meer (Musikprogramm). 17. November, Ingo Börchers, „Das Würde des Menschen“ (Kabarett). 2024: 16. Februar, La Finesse, „Grenzenlos“ (Streichquartett/ spielt alle Genres). 8. März, Wildes Holz, „25 Jahre auf dem Holzweg“ (Konzert). März/April, Storno, „Inventur“ (Kabarett). 13. April, Anny Hartmann, „Klima Ballerina“ (Deutscher Kleinkunstpreis 2023 im Bereich Kabarett).

Mit dem Jubiläumsprogramm hofft der Verein, an die Zeit vor Corona anknüpfen zu können. Während der Pandemie konnten zwar dank des treuen Publikums weiter das Programm fortgeführt werden, allerdings mit reduzierter Gästezahl und somit nicht mehr kostendeckend. Durch Spendengelder, ein Entgegenkommen der Kostenträger und das Landesprogramm „Neustart miteinander“ kam der Verein über die Runden.

An Besucherzahlen von bis zu 200 Zuschauern konnte die „Kultur in Lippetal“ bislang nicht wieder anknüpfen.

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