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Ukraine-Flüchtlinge sollen in ehemaliges Bordell im Kreis Soest ziehen

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Von: Michael Dülberg

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Hinter hohen Zäunen verbergen sich die Besucher des Bordells „Traumraum“ an der Bundesstraße 475 bei Heintrop. Das Etablissement wird demnächst schließen und mit seinen Mitarbeiterinnen nach Arnsberg umziehen. © Dülberg, Michael

Die Gemeinde Lippetal im Kreis Soest hat ein ehemaliges Bordell gekauft. Dort sollen möglicherweise schon bald Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden.

Lippetal – „Wir haben schon mit dem Umzug ins Gewerbegebiet Dieselstraße bei Arnsberg begonnen“, das sagt die Chefin des Bordells „Traumraum“ aus Heintrop. Seit acht Jahren waren „Nicole“ und ihre Sexarbeiterinnen aus dem Soester Nordosten kommend dort im ehemaligen Kleinbahnhof im Dienst. Doch jetzt ist Schluss mit dem einzigen Etablissement dieser Art in der Gemeinde Lippetal. Der Eigentümer hatte das Haus der Kommune laut „Nicole“ vor einiger Zeit zum Kauf angeboten.

Nach Anzeiger-Informationen hat der Rat am Montag hinter verschlossenen Türen dem Erwerb des ehemaligen „Heintroper Bahnhofs“ an der Bundesstraße 475 schräg gegenüber vom Raiffeisen-Markt zugestimmt. Flüchtlinge statt Sexarbeit, das ist offensichtlich die neue Zukunft des Hauses, das der Eigentümer vor dem Einzug des Bordells erheblich renoviert und modernisiert hatte und im Garten zum Süden sogar mit einem Swimmingpool ausgestattet ist.

Ukraine-Flüchtlinge in ehemaligem Bordell: Sex-betrieb am Heintroper Bahnhof

Zuletzt war der „Traumraum“ der einzige Sex-Betrieb in Lippetal. Seit fünf Jahren wurden dort aufgrund eines Beschlusses des Gemeinderates Steuern eingenommen. Jetzt schließt das Etablissement, weil der Eigentümer den Mietvertrag gekündigt haben soll und das Gebäude eben an die Gemeinde Lippetal veräußert hat.

Seit den 80er Jahren residierten im ehemaligen „Heintroper Bahnhof“ an den Gleisen der Ruhr-Lippe-Eisenbahn (RLE) (Strecke von Uentrop über Heintrop nach Oestinghausen) unter anderem die einmal abgebrannte, etwas anrüchige „Annabelle-Bar“ und die „Golden Queen“ mit einem Swinger-Club. Zudem gab es viele Jahre noch das „Waldhaus“ an der Landesstraße 822 bei Uentrop, doch nach einem Überfall mit Entführung von drei Sexarbeiterinnen machte das „Waldhaus“ zu. Heute finden Besucher in der Nähe dort das Café und den Hofladen von „Tante Malchen“.

Ukraine-Flüchtlinge in ehemaligem Bordell: Ratsmitglieder informiert

Auch der ehemalige „Gasthof Bockey“ wird wie erwartet schon bald eine Unterkunft für geflüchtete Ukrainer. Die Gemeinde Lippetal arbeitet nach eigener Angabe seit einigen Wochen mit Hochdruck daran, Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete zu schaffen. Hierüber informierte die Gemeindeverwaltung den Haupt- und Finanzausschuss sowie zuletzt die Ratsmitglieder in der Sitzung am Montag. Nun steht fest: Der Gasthof Bockey wird von der Gemeinde für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet.

„In den vergangenen Wochen sind zahlreiche Miet- und Kaufangebote zur Unterbringung von Flüchtlingen an uns herangetragen oder von uns akquiriert worden“, berichtete Bauamtsleiterin Elisabeth Goldstein. Darunter befinde sich unter anderem auch der Gasthof Bockey an der Hauptstraße in Lippborg. Das Gebäude verfüge im Obergeschoss bereits über sieben eingerichtete Fremdenzimmer. Zudem biete auch das Erdgeschoss noch eine Unterbringungsmöglichkeit sowie eine großzügige Küche und Gemeinschaftsflächen zum Essen und Verweilen. Auch der Außenbereich als ehemaliger Biergarten könne von den Familien genutzt werden. Insgesamt gehe man davon aus, dass rund 20 Personen dort beherbergt werden könnten.

Ukraine-Flüchtlinge in ehemaligem Bordell: Auch ein Gasthof kommt in Frage

Der Eigentümer hatte der Gemeinde das Objekt in zentraler Lage von Lippborg zur Anmietung angeboten. Nach Besichtigung und Prüfung durch die Gemeindeverwaltung stellte sich heraus, dass das Gebäude mit einigen Veränderungen und Maßnahmen im Bereich des Brandschutzes für den Zweck gut geeignet ist. Bereits in den letzten Wochen hatte der Eigentümer mit Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten begonnen. Seitens der Gemeinde werden noch zwei Sanitär- und Duschräume nachgerüstet. Der Gemeinderat sprach sich in seiner Sitzung für eine Anmietung der sofort verfügbaren Räumlichkeiten aus, um auf die zu erwartenden Flüchtlingszuweisungen vorbereitet zu sein.

Wohncontainer sind derzeit in allen Gemeinden der Börde ein Thema, so auch in Lippetal. Sie können bei Bedarf relativ schnell für Flüchtlingsfamilien dort aufgestellt werden, wo die entsprechende Infrastruktur zum Einkaufen und allgemeiner Versorgung relativ komplett vorliegen.

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