Lippetal: Der Juli ist im Lippebereich der sechsttrockenste Monat seit 130 Jahren

Seit 130 Jahren halten Emschergenossenschaft und Lippeverband die Niederschläge um die Flüsse Emscher und Lippe fest. Den vergangenen Juli vermeldet der Lippeverband als sechsttrockensten Monat im Bereich der Lippe seit Beginn der Aufzeichnungen.
Lippetal - Demnach fallen hier im Durchschnitt 81 Millimeter Regen im Juli. In diesem Jahr waren es jedoch nur 36 Millimeter. Insgesamt sechs Messstellen hat der Lippeverband entlang der Lippe im Betrieb. „Im Kreis Soest gibt es zwei davon. Diese liegen in Soest und in Werl und sind an den dortigen Kläranlagen des Lippeverbandes stationiert“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes. Mithilfe der Niederschlags-Aufzeichnungen analysieren Wasserwirtschaftsverbände die Entwicklungen in der jeweiligen Region. Das Wasserwirtschaftsjahr reicht von November bis Oktober des Folgejahres. Laut Abawi ist 2022 bislang das sechste zu trockene Wasserwirtschaftsjahr in Folge - obwohl der April im Durchschnitt lag und der Februar besonders nass war: An der Lippe fielen im laufenden Jahr bis 422 Millimeter, im Durchschnitt sind es jedoch 564 Millimeter (weitere Zahlen siehe Infokasten).
Gefährdete Tierarten
„Die Wasserwirtschaft hat grundsätzlich noch kein Problem mit der momentanen Situation“, so Abawi. Durch die Niederschläge in den Vormonaten haben die Pegelstände mancherorts noch nicht den Tiefststand der Vorjahre erreicht. Allerdings träfe Trockenheit die Ökologie, Niedrigwasser führe zu Erwärmung und verminderter Sauerstoffkonzentration sowie erhöhter Konzentration von Stickstoff, Phosphor, Salzen und anderen Wasserinhaltsstoffen. Empfindliche Tierarten könnten hierdurch mittelfristig ganz verschwinden. Einige Fließgewässer seien bereits trockengefallen - ihr Grund ist zu sehen. Kleinere Flüsschen fielen jedes Jahr im Sommer trocken, wodurch sich die Tier- und Pflanzenwelt auf die wechselnden Bedingungen dort eingestellt hätten. Naturnahe Bäche, die von Bäumen und Sträuchern beschattet werden und Totholz führen, widerständen dem Trockenfallen jedoch eher.
Renaturierungsmaßnahmen
Renaturierungmaßnahmen sollen zunehmendem Niedrigwasser als Folge des Klimawandels begegnen. Der Lippeverband ist für die Lippe von Lippborg bis zur Mündung in Wesel zuständig. Für die Nebenflüsse und dortige Renaturierungsprojekte stellt der Kreis Soest jedoch laut Abawi eine Besonderheit dar: Die Emschergenossenschaft wurde Ende des 19. Jahrhunderts in einer Bergbau-Region gegründet, um an problembehafteten Bereichen von zentraler Stelle aus die Gewässer übergreifend zu betreuen, die durch Bergschäden in ihrer Wasserqualität extremst beeinträchtigt waren. „Der Lippeverband entstand 1926 nach dem Vorbild der Emschergenossenschaft. Für die Nebenflüsse sind der Kreis Soest und die Bezirksregierung Arnsberg zuständig“, erläutert Abawi.
Quellen am Haarstrang schütten weniger
Der Sprecher des Kreises, Wilhelm Müschenborn, verweist in diesem Zusammenhang auf das Projekt „Lebendige Bördebäche“ des Kreises Soest und der Stadt Hamm, das der Renaturierung von Nebengewässern im Einzugsgebiet der Lippe dient: „In der Gemeinde Lippetal wurde zuletzt die Ahse bei Haus Ahse verlängert und ökologisch verbessert. Im Oberlauf der Ahse wurde die Verlegung der Ahse an der Papiermühle in Bad Sassendorf abgeschlossen.“ Zudem seien auch am Soestbach in Welver, sowie an Salz- und Mühlenbach in Welver und Werl Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt worden. Eine größere Maßnahme starte bald an der Ahse bei Welver-Dinker. Für das laufende Wasserwirtschaftsjahr benennt Müschenborn eine weitere Besonderheit: „Am Haarstrang fallen viele Gewässer zeitweise trocken. In diesem Jahr schütten auch einige Quellen, die ihr Einzugsgebiet am Haarstrang haben, deutlich geringer (Anmerkung der Redaktion: es tritt weniger Wasser aus) - auch das kann zu zeitweisem Trockenfallen von Gewässern führen.“
Höchststände im Lippebereich aus 130 Jahren Pegelmessung
Die Spitzenstände auf das gesamte Jahr gesehen betragen laut Lippeverband in Soest: niedrigster Stand 287,35 Millimeter im Jahre 1964 und höchster Stand 771,57 Millimeter im Jahre 1966. In Werl lag der niedrigste Wert bei 255,19 Millimetern im Jahre 1996 und der höchste bei 683,50 Millimetern im Jahre 1966.
Für den Monat Juli betragen die fünf niedrigsten Pegelstände: Platz 5 - 34,3 Millimeter im Jahre 2016; Platz 4 - 26 Millimeter im Jahre 2013; Platz 3 - 24,5 Millimeter im Jahre 2018; Platz 2 - 23 Millimeter im Jahre 1982; Platz 1 - 22 Millimeter im Jahre 1983.