Es sind überwiegend Frauen, die zu den Gruppenstunden kommen. „Die größte Hürde ist, sich anzumelden. Die zweite vielleicht, wenn ich den Raum betrete, nicht wissend, wem ich dort begegne“, sagt Stefanie Rosenwick. Deshalb ist es den Trauerbegleiterinnen wichtig, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Bereits beim Kennenlernen am ersten Abend erzählt jeder, welche Trauergeschichte er mitbringt. „Sie merken, hier sitzen Leute, denen geht es wie mir“, ergänzt Hildegard Giepen.
„Wir müssen das manchmal zeitlich begrenzen, aber wir gucken an jedem Abend wieder auf die Geschichte des Einzelnen.“ Es geht an verschiedene Themen, Werkzeuge im Umgang mit der Trauer werden erarbeitet. Optimal ist es, wenn der Verlust drei bis vier Monate zurückliegt. Manche kommen auch erst nach zwei Jahren. „Der Freundeskreis und die Familie wollen irgendwann zurück in den Alltag, laden zum Kegeln oder Ähnlichem ein, was die Betroffenen noch nicht können“, sagt Rosenwick. In der Gruppe sind alle solidarisch miteinander. „Sie ist ein unglaublich stärkender Faktor für den Einzelnen.“ Oftmals tauschen die Teilnehmer Nummern aus und bleiben in Kontakt.
An einem Abend wird gemeinsam geschaut, welche Beziehungen derjenige hat. Kontakte, die ihm in der Trauer nicht einfallen. Aber auch Erinnerungsarbeit ist ein wichtiger Schritt in der Trauer. Rosenwick hierzu: „Nicht jeder, der einen Menschen verloren hat, ist ein Tieftrauernder. Manchmal fällt eine große Last ab, weil die eigene Beziehungs- oder Kindheitsgeschichte schwer verlaufen ist. Dann trauert die Person vielleicht um das, was sie nicht bekommen hat.“
Meist werde um ein Familienmitglied getrauert, den Partner, ein Elternteil oder ein Kind, erklärt Giepen. Kommen könne aber jeder. Auch der Verlust eines Freundes kann tief treffen und Trauermomente mit sich bringen, für die das Umfeld keinen Raum lässt.
Herausfordernd wurde die Trauerarbeit zur Corona-Zeit, als man mit Masken beisammensaß und Abstands- und Hygieneregeln einhalten musste: „Man sieht die Mimik nicht, bekommt die Reaktionen nicht mit. Da mussten wir sehr genau auf die Worte achten.“
Für Trauernde war es eine doppelt schwere Zeit. „Sie konnten nicht in der großen Gruppe bei der Beerdigung Abschied nehmen, den Sterbenden oder Kranken nicht im Krankenhaus besuchen. Wenn wir eines gelernt haben sollten, dann, dass wir das anders regeln, sollte es noch mal zu einer Pandemie kommen“, zieht Giepen ein Fazit.
Zu regelmäßigen Zeiten gibt es im pastoralen Raum Lippetal auch Gedenkgottesdienste für Trauernde. Angedacht ist ein Pilgern für Trauernde im Herbst sowie ein Nachtreffen, für alle, die an einer Trauergruppe teilgenommen haben. Man wird erinnert, welche Entwicklung die Trauer genommen hat. „Der Weg ist nie ganz abgeschlossen, ein wenig Resttrauer bleibt“, so Rosenwick.