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Rehkitze vor dem Mähtod retten: Jäger und Landwirte arbeiten zusammen

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Von: Sarah Hanke

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In der Früh in Sachen Kitzrettung unterwegs: Jungjäger Linus Willenbrink und Simon Pöpsel tragen Rehkitze an einen sicheren Ort.
In der Früh in Sachen Kitzrettung unterwegs: Jungjäger Linus Willenbrink und Simon Pöpsel tragen Rehkitze an einen sicheren Ort. © Hegering/Alfons Bröckelmann

Rehkitze, Junghasen und am Boden brütende Vogelarten werden durch Mähwerke bedroht. Wie Jäger vom Hegering Herzfeld-Lippborg Tiere vor dem Mähtod retten.

Lippborg/Herzfeld – Die Saison für die Wildtierrettung vor der Mahd 2023 hat begonnen. Von Mitte April bis Ende Juni suchen Teams vom Hegering Herzfeld-Lippborg die Wiesen und Weiden nördlich der Lippe auf rund 1 .000 Hektar mit Drohnen und Wärmebild-Kameras ab.

NameReh (Capreolus capreolus)
Eigenschafthäufigste und kleinste Art der Hirsche in Europa
FamilieHirsche
NachwuchsMai bis Juni
Tragezeit290 Tage

Das Ziel: Rehkitze, Gelege von Fasanen oder Enten sowie Junghasen aufzufinden und sie aus der Gefahrenzone zu schaffen. Im vergangenen Jahr konnten über 200 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet werden.

Rehkitz-Rettung: „Der Verlierer ist das Tier“

„Mit dem ersten Licht um 5 Uhr oder 5.30 Uhr sind wir draußen“, sagt Stefan Schreiber, Hegeringleiter vom Hegering Herzfeld-Lippborg. Wir, das ist ein Dreiergespann aus Jägern aus dem Hegering, der sich auf die beiden Ortsteile Lippborg und Herzfeld aufteilt, sowie ein Drohnen-Team. Begleitet werden sie meist auch von dem Landwirt selbst, der die Jäger mit der Rettungsaktion im Vorfeld beauftragt hat.

„In der modernen Landwirtschaft bekommen die Kühe das Gras auf dem Futterteller serviert“, sagt Schreiber. Der Landwirt schneide das im Frühjahr in zwei Etappen, um das Futter zu gewinnen. „Die Arbeiten fallen damit genau in die Zeit, in der im ländlichen Raum auch das Brut- und Jungtiergeschäft begonnen hat“, so der Hegeringleiter. „Der Verlierer ist das Tier.“

Die Pilotinnen an der Drohne: Monika Stratbücker und Delia Bröckelmann.
Die Pilotinnen an der Drohne: Monika Stratbücker und Delia Bröckelmann. © Hegering/Alfons Bröckelmann

Die Landwirte seien dazu verpflichtet, alles zumutbare zu tun, um Tierleid zu verhindern. Die eigenen Möglichkeiten seien jedoch begrenzt. Hier kommen die Jäger vom Hegering ins Spiel, die sich auf die Fahne geschrieben haben, Tierarten zu hegen und zu schützen und so den Wildtier- und Artenschutz zu fördern.

Rehkitz-Rettung: Felder werden per Drohne abgesucht

Eine Leader-Maßnahme der Region Lippe-Möhnesee hatte die Finanzierung von zwei Drohnen und die Ausrüstung mit Spezialkameras im Wert von insgesamt 22. 000 Euro ermöglicht. „Die Flächen werden dann mit der Drohne in 50 Metern Höhe und mit einer Geschwindigkeit von 11 bis 12 Kilometer pro Stunde in Spurbahnen abgesucht“, erklärt Schreiber.

Die Herausforderung? „Es ist eine große Kunst echte von falschen Liegestellen zu unterscheiden.“ Neben den Fund- gibt es auch Liegestellen der Nacht, die von den Tieren bereits verlassen worden sind, aber noch warm sind.

Die aufgefunden Rehkitze werden dann entweder für die Mäh-Dauer in einen Karton mit Gras neben das Feld gesetzt oder in eine benachbarte Feldfläche gesetzt. Mutter und Kitz finden sich – durch Beobachten, Rufen und Antworten. Schreiber: „Wir sind kaum weg, dann sind sie auch schon wieder vereint.“

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