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Statt schnellem gar kein Internet

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Von: Klaus Bunte

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„Kein Anschluss unter dieser Nummer, Sie sind nicht mit dem Internet verbunden“: Durch einen Fehler, der offenbar bei der Westconnect liegt, hat Paul Bussler zurzeit weder Festnetz noch Internet.
„Kein Anschluss unter dieser Nummer, Sie sind nicht mit dem Internet verbunden“: Durch einen Fehler, der offenbar bei der Westconnect liegt, hat Paul Bussler zurzeit weder Festnetz noch Internet. © Bunte, Klaus

Paul Bussler aus Herzfeld hat einen Vertrag bei Westconnect abgeschlossen, nachdem er bislang Kunde bei der Telekom war. Mit diesem Schritt will er vom schnellen Internet profitieren, das in etwa eineinhalb Jahren verfügbar ist. Die Telekom hat ihm wegen eines Fehlers von Eon aber schon jetzt die Leitung gekappt.

Herzfeld – „Herzfeld bekommt schnelles Internet“, konnte unsere Zeitung kürzlich vermelden, und nachdem der Anbieter, die Eon-Tochter Westconnect, die frohe Botschaft der erfolgreichen Nachfragebündelung verkündet hatte, jubelt auch der Kreis Soest in einer Pressemitteilung: „1200 Haushalte in Lippetal-Herzfeld erhalten Glasfaseranschluss.“

Die Schattenseite hat nun einer dieser Haushalte kennengelernt. Paul Bussler hat einen Vertrag bei Westconnect abgeschlossen, nachdem er bislang Kunde bei der Telekom war. Und eigentlich noch sein sollte, zumindest so lange, bis Eon überall die Straßen aufgerissen und die Glasfaserleitung bis in sein Haus verlegt hat. Dann erst wäre die Zeit, der Telekom adieu zu sagen. Die hingegen hat sich schon jetzt von ihm verabschiedet und ihm zum 10. Oktober die Leitung gekappt. Gäbe es nicht den Mobilfunk, Paul Bussler müsste zum Nachbarn gehen, um telefonieren zu können. Seine E-Mails ruft er nur am Computer ab – der 78-Jährige, der zugibt, sich altersbedingt gar nicht recht mit solchen Themen auszukennen, hat den E-Mail-Empfang nicht auf seinem Smartphone eingerichtet. „Ich bin nicht mit dieser Technik aufgewachsen und habe Angst, dass ich da was kaputtmache“, sagt er.

„Dabei habe ich den Vertrag mit der Telekom doch gar nicht gekündigt“, wundert er sich. Wer jedoch schon einmal den Anbieter gewechselt hat, sei es nun bei Festnetz und Internet, Kabelfernsehen oder Mobilfunk, der weiß, dass der neue Anbieter dem potenziellen Neukunden die Entscheidung zum Wechsel dadurch möglichst leicht machen will, dass er ihm den ganzen Papierkram mit der Beendigung des alten Vertrags abnimmt, mitunter sogar mögliche Restlaufzeiten übernimmt. Insofern nahm hier alles seinen geregelten Gang – nur eben eineinhalb Jahre zu früh. Denn so lange, schätzt Paul Bussler, werde es wohl dauern, bis seine Straße am Glasfaserkabel hängt. Alternativ wäre nur möglich, dass Westconnect ihn nun zunächst noch mit langsamerem Internet übers alte Kupferkabel versorgen sollte, in Busslers Haus davon jedoch nichts ankommt.

„Wenn ich die Servicehotline anrufe“, deren Nummer er einem Anschreiben entnommen habe, „sagt man mir: Wir haben Sie ja freigeschaltet. Wenn ich denen dann sage, dass ich den dazu nötigen Glasfaseranschluss doch noch gar nicht habe, dann interessiert die das offenbar nicht“, renne er sich bei seinem neuen Anbieter den Kopf ein. „Und ich soll auf irgendeine Internetseite gehen. Wie denn, ohne Internet?“ Dafür sage man ihm dort, er müsse sich einen neuen Router kaufen, da der alte inkompatibel sei.

Diese Behauptung ist direkt das Erste, worin die Westconnect-Pressestelle in Arnsberg sofort Entwarnung geben kann: Wie bei allen Anbietern wird dem Kunden ein Leihgerät zur Verfügung gestellt – wie gesagt, man will es dem Kunden ja möglichst leicht machen, sich abwerben zu lassen. Für alles Weitere war dann seitens der beiden Telekommunikationsunternehmen ein wenig Recherche nötig.

Als erste Vollzug meldete die Telekom. Deren Presseabteilung teilt mit, dass die Westconnect in der Tat schon jetzt für Paul Bussler seinen Vertrag gekündigt und seinen neuen Vertrag freigeschaltet hat – lange, bevor auch nur annähernd klar ist, wann überhaupt erstmals die Bagger anrollen. „Wir sind jederzeit bereit, Herrn Busslers Leitung wieder freizuschalten – zuvor muss aber erst die Westconnect uns dazu wieder seine Nummern freigeben“, sagt die Telekom. Nur: Abermals telefoniert sich Bussler (am Handy, versteht sich) bei der Service-Hotline die Finger wund, kommt er keinen Deut – oder vielmehr, Kilobyte – weiter.

Zugegeben: Die automatisierten Schreiben von Mitte September schrieben zwar nicht ausdrücklich „Achtung, in vier Wochen drehen wir Ihnen den Saft ab“, aber bei genauerem Hinsehen war das Drama abzusehen, wenn der neue Anbieter schreibt, dass der neue Anschluss zum 10. Oktober freigeschaltet wird, und wenn die Telekom ihr Bedauern ausdrückt, dass der Vertrag „zum Ende der Laufzeit beendet“ wird – dass es sich dabei um den 10. Oktober handelt, steht an anderer Stelle. Bussler: „Aber so genau habe ich mir das gar nicht angesehen, denn ich ging ja davon aus, dass alles so läuft, wie es vertraglich ausgemacht war: Dass der Wechsel erst erfolgt, sobald ich den Glasfaseranschluss habe.“

Busslers haben auf jeden Fall ein ruhiges Wochenende vor sich. Keine lästigen Werbeanrufe, keine E-Mails, somit auch kein Spam. Die kommenden Tage werden zeigen, wie die Eon-Tochter den Fall geradebiegt, die Pressestelle teilt am Freitagvormittag mit, sie „habe das Anliegen noch einmal an den zuständigen Fachbereich weitergeleitet“, und ob sich noch weitere betroffene Herzfelder melden.

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