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25 Jahre Meditierender Tanz: Schritt für Schritt zur inneren Mitte

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Von: Karin Hillebrand

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Hochkonzentriert und doch unglaublich leicht wirkt der Tanz. © Karin Hillebrand

Seit 25 Jahren trifft sich die Gruppe Meditierender Tanz im Franziskussaal am St.-Ida-Stift. Mit jeder Bewegung finden die Tänzerinnen zur Ruhe.

Hovestadt – „Ich möchte euch einladen, um den Frieden zu tanzen – mehr bleibt uns nicht“, sagt Waltraud Duhme. Sechzehn Frauen stehen im Kreis, halten einander an den Händen, beginnen ihren Tanz. Seit 25 Jahren trifft sich die Gruppe. Anfangs im Haus Idenrast, später im St.-Ida-Kindergarten, jetzt seit langem schon hier im Franziskussaal am St.-Ida-Stift. Seit Beginn dieses Jahres wird der Abend immer mit dem Friedenstanz eröffnet.

Das Meditierende Tanzen hat Duhme 1989 aus einer Laune heraus ausprobiert. Von 1995 bis 1998 machte sie dann die Ausbildung zur Tanzlehrerin, gründete die etwa 20 Frauen starke Gruppe. „Die Menschen kamen einfach. Viele auch aus Lippstadt, bis ich dort einen eigenen Termin eingerichtet habe“, erzählt die heute 86-Jährige.

Begegnungen tanzen

Jeden dritten Dienstag im Monat wird in Hovestadt, jeden vierten Dienstag im Monat in Lippstadt getanzt. Bis vor drei Jahren gab sie auch Tanzstunden bei der Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs in Soest. „Wir haben in den 25 Jahren mit vielen anderen Gruppen getanzt, haben viele Begegnungen gehabt. Die können wir tanzen“, leitet sie jetzt in den nächsten Tanz ein, führt ihre Arme zu sich und streckt sie in die Runde aus. „Zuerst begegne ich mir, dann begegne ich dir“, sagt sie, bewegt sich mit leichten Schritten zu Musik von Händel in die Mitte des Kreises.

Ob Sacred Dance, Liturgischer Tanz oder Meditierender Tanz: Es ist alles ein Begriff für dasselbe und bedeutet, tanzend zu unterschiedlichsten Musiken die eigene Mitte zu finden. Das Repertoire reicht von Klassik über Folklore und Pop bis zu finnischen Messen und Taizé-Liedern.

Letztendlich ist unser Tanzen für mich persönlich immer auch Gebet.

Waltraud Duhme

Für Waltraud Duhme ist es eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und Begegnungen mit Gleichgesinnten zu haben. „Letztendlich ist unser Tanzen für mich persönlich immer auch Gebet. Ich tanze jeden Tag“, erklärt sie. In der Mitte des Kreises steht eine Engelsfigur, Kerzen flackern darum herum. Jedes Treffen steht unter einem Motto. Dieses Mal lautet es „Licht erwache“ – schließlich werden die Tage bald wieder länger. Der Jahreskreis, manchmal kirchliche Feiertage und Ähnliches werden so aufgearbeitet.

Die Tanz-Leiterin sucht die nächste CD aus, diesmal hat sich eine der Mittänzerinnen etwas gewünscht -Geburtstagskinder dürfen das. Duhme erklärt die nachfolgende Choreographie: „Schritt, Schritt, Schritt, wieg links, wieg rechts, die Hand nach oben.“ Es klingt fast stakkatoartig und doch greifen die Frauen die Kommandos schnell auf, versinken hochkonzentriert in den Bewegungen und Melodien, wirken gleichzeitig dabei jedoch unglaublich leicht.

Die jüngste Teilnehmerin ist Mitte 40. Hiltgart Graefe ist mit 97 Jahren die älteste Tänzerin. „Für mich spielt Musik seit klein auf eine große Rolle. Ich war von Beruf Gymnastiklehrerin, habe rhythmische Gymnastik unterrichtet, Klavier dazu gespielt“, sagt sie.

Begründer Bernhard Wosien

Irgendwann hat sie mit Volkstanz begonnen, kam dann zum Meditierenden Tanz und hat noch Bernhard Wosien, den Begründer dieser Tanzform, kennen lernen dürfen. „Er war damals 80 Jahre alt. Mich hat es einfach gepackt. Ich habe viele Lehrgänge und Ausbildungen hierzu gemacht und selbst Kurse gegeben.“

Die Bewegung nach Musik ist für mich Lebenselixier – in guten wie in schweren Tagen.

Hiltgart Graefe,

Als Waltraud Duhme mit ihren Kursen begann, stieß Hiltgart Graefe dazu und genießt es seitdem, einfach mal mitmachen zu können, statt selbst anleiten zu müssen. „Ich lasse möglichst keinen Dienstag aus. Die Bewegung nach Musik ist für mich Lebenselixier – in guten wie in schweren Tagen.“

Schon die Begrüßung der Frauen war überaus herzlich, zwischen den Tänzen lächeln sie sich verschmitzt zu. Alle haben anlässlich des 25-jährigen Jubiläums etwas fürs Büffet mitgebracht. In der Pause wird Waltraud Duhme einen Abriss über die vergangenen Jahre geben, bevor sie den nächsten Tanz erklärt.

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