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Vereine befürchten Verluste der Festwirte und Zeltverleihe

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Von: Klaus Bunte

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Parade in Herzfeld im Jahr 2019. Ein Anblick, nach dem sich viele Schützen sehnen und hoffen, dass sie ihn in diesem jahr wieder erleben dürfen.
Parade in Herzfeld im Jahr 2019. Ein Anblick, nach dem sich viele Schützen sehnen und hoffen, dass sie ihn in diesem jahr wieder erleben dürfen. © Holthoff

Das nächste Schützenfest kommt bestimmt. Irgendwann halt. Jahr um Jahr planen die Vereine erneut, um dann doch wieder alles absagen zu müssen. Zweimal Mal in Folge schon. Klar hoffe man, in diesem Jahr endlich wieder feiern zu können, das steht bei den Vereinen außer Frage. Aber unter welchen Bedingungen das sein wird, das treibt den Vereinen die Sorgenfalten auf die Stirn.

Lippetal – Heiner Mersch ist Oberst der Schützenbruderschaft Hultrop-Heintrop-Büninghausen. „Für Prognosen ist es vermutlich noch zu früh“, hat er seine Lehre aus den Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre gezogen.

„Ich gehe aber davon aus, dass das Fest stattfinden wird am dritten Sonntag im Juli. Letztes Jahr hatten wir immerhin ein gut besuchtes Kaiserschießen. Das zeigt, die Leute werden kommen. Sie wollen raus und auch was erleben. Das ist nicht das Problem.“

Spielmannszüge können Krise überstehen

Auch die Spielmannszüge würden die Krise wohl überstehen, denn sie leben ja nicht von ihrer Musik. Das gleiche gilt für die meisten Tanzkapellen, die zwar in ihre Instrumente und Technik investiert haben, die Musik aber in der Regel im Nebenerwerb betreiben.

Ganz anders sehe das aber aus bei Geschäftspartnern wie Festwirten und Zeltverleihen, die voll gewerblich damit tätig sind, „und die brechen uns zurzeit massiv weg.“

Zeltverleihen werden weniger

Sprich, diese Gewerke hatten keine Einnahmen, drohen zu schließen oder haben es schon: „Ich kenne einen Verleiher, der hat sein Zelt verkauft. Das wurde zerlegt, das ist komplett weg vom Markt. Was soll man machen, wenn man an keine Zelte mehr kommt?“

Anschaulich formuliert: Angenommen, von 100 Verleihen bleibt nur die Hälfte übrig, werden diese 50 doppelt so stark frequentiert. Doch man kann ein Zelt nicht an zwei Orten zugleich aufbauen. Mersch: „Und was meinen Sie, was die Brauereien an Verlusten erlitten, weil sie kaum noch Fassbier verkaufen konnten?“

Kontakt zu Geschäftspartnern

Zu seinen Geschäftspartnern hält Mersch die ganze Zeit über Kontakt, „natürlich nicht täglich, aber auch ich weiß, die stehen Gewehr bei Fuß“. Aber was passiert, wenn ein Verein diesen Kontakt nicht hielt und plötzlich statt unterm Zeltdach auf dem Schlauch steht?

Mersch: „Das ist eine Situation, hätte mir das einer vor drei Jahren prophezeit, hätte ich ihm gesagt, er hätte doch wohl den Schuss nicht gehört. Und es ist damit zu rechnen, dass durch diese Verknappung auch die Kosten steigen.“

Wer eine Halle hat, hat Vorteile

Im Vorteil ist, wer eine eigene Halle hat – so wie die Schützenbruderschaft St. Hubertus Oestinghausen, Krewinkel-Wiltrop und Niederbauer.

Stefan Schulte, 1. Vorsitzender und Oberst: „Wir haben halt das Glück, dass wir durch die Oestinghauser Gemeinschaftshalle nicht auf Zeltverleihe angewiesen sind. Wir brauchen nur einen Bierwagen und können loslegen. Daher sind wir gut gerüstet. Wir haben die Zeit der Pandemie auch genutzt, sie zu modernisieren und mit Hilfe der Gemeinde viel Geld investiert. Andererseits sind wir nun umso mehr auf Vermietungen angewiesen, um die Investitionen wieder reinzuholen. Karneval fällt dafür ja schon wieder flach.“

Ebenso fielen die Einnahmen aus einem für 2021 geplanten Jubiläum-Kreisschützenfest des Sauerländer Schützenbundes aus. Ob es in dieser Form nachgeholt wird, steht noch nicht fest, aber ein Kreisschützenfest solle es in 2023 geben.

Schützenfest ist Thema bei der Hauptversammlung

„Das diesjährige Schützenfest wird Ende März Thema bei der Hauptversammlung sein. Aber wir gehen definitiv davon aus, dass wir wieder eines organisieren können“, zeigt sich Schulte daher zuversichtlich. „Würden wir es darauf anlegen, könnten wir in vier Wochen Schützenfest feiern. Dazu würden wir einfach auf den Standardablauf zurückgreifen.“

Dennoch kann die Planung ein Problem darstellen, hat Oliver Wickord, Vorsitzender und Oberst des Schützenvereins Lippborg, feststellen müssen. „Wir sind zwar guter Dinge. Doch es war natürlich frustrierend in den vergangenen beiden Jahren. Man plant ständig unter neuen Bedingungen.“

Sprich, wenn der Vorstand oder ein Festkomitee die Köpfe zusammenstecken will, unter welchen Bedingungen darf man das? Zu wie vielen Personen maximal? Mit Test oder ohne? „Da macht man es lieber gleich per Video- oder Telefonkonferenz“, seufzt Wickord.

Die Flinte wird nicht ins Korn geworfen

Daran, die Flinte ins Korn zu werfen, denkt keiner. Denn natürlich bedeutet für die Menschen im Dorf das Schützenfest mehr als nur eine Gelegenheit, miteinander anzustoßen.

Es ist ein Fixpunkt im Jahreskalender, jeder trifft jeden, viele, die es in die Ferne verschlagen hat, kommen dazu wieder in die Heimat. Wickord: „Und schon allein das ist ein Grund, an den Planungen festzuhalten und alle Hebel in Bewegung zu setzen, sie dann umzusetzen, wenn wir die Möglichkeit dazu haben.“

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