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Veranstalter hofft auf Kabarett-Start mit Mathias Tretter

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Von: Klaus Bunte

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Mathias Tretter bei seinem letzten Auftritt im Bürgerhaus Herzfeld im Jahr 2018.
Mathias Tretter bei seinem letzten Auftritt im Bürgerhaus Herzfeld im Jahr 2018. © Klaus Bunte

Die pandemische Lage ist auch für Veranstalter ein schwieriges Pflaster. Von Sälen, die nur zu einem Viertel gefüllt sind bis hin zum Verein „Kultur in Lippetal“, der keinen Profit erwirtschaften darf, ist alles dabei.


Lippetal – Es ist nicht irgendwer, der am 22. Januar im Bürgerhaus Herzfeld auftreten soll. Mathias Tretter hat alle möglichen wichtigen Kleinkunstpreise abgestaubt. Gut möglich, dass er am 22. Januar dennoch alle Zeit der Welt hat, sie erneut abzustauben – also, im wörtlichen Sinne, daheim bei sich in Leipzig. Denn wer weiß, wie sich die pandemische Lage bis dahin entwickelt.

Die stellt für Veranstalter generell mindestens eine Herausforderung dar, wenn nicht gar eine Katastrophe. Während in Soest sowohl Kulturveranstaltungen wie Volksfeste oft in den Händen von Profis liegen, fallen sie in Lippetal in die Obhut engagierter Ehrenamtler. Das hat Vor- wie Nachteile.

Verein darf keinen Profit erwirtschaften

Als Verein darf „Kultur in Lippetal“ keinen Profit erwirtschaften, ehrenamtliche Arbeit erfolgt ohne Bezahlung. Das macht es etwas einfacher, in Pandemiezeiten zu wirtschaften, wenn nur ein Viertel der Besucher in den Saal darf, ergo auch nur ein Viertel der Einnahmen reinkommt.

„Wir haben nur ein ganz kleines Polster, das wir in solch eine Veranstaltung dann auch investieren“, meint Franz Peters, Vorsitzender des Vereins. „Aber Mathias Tretter ist nun einmal ein Publikumsmagnet und erfüllt unseren hohen Anspruch ans Kabarett.“

80 Zuschauer sind das Minimum

Knapp 400 Zuschauer würden normalerweise in den Saal passen, nun werden es nur 100 sein, die über den ganzen Raum verteilt werden – und das entspricht in etwa dem bisherigen Vorverkauf für Tretter. Denn die Pandemie hat überall auch für einen entsprechenden Einbruch bei der Nachfrage gesorgt, „das Publikum ist sehr vorsichtig geworden“.

80 Karten gingen bislang weg, „und das ist auch das Minimum, damit Mathias Tretter überhaupt auftritt“, meint Peters. Es ist stets auch für die Künstler die Abwägung zwischen Einkommen und der Sinnfrage, wenn man nur vor 20 Leuten aufzutreten droht.

Künstler haben das Nachsehen

Ob Tretter auftreten wird, wird sich erst in der kommenden Woche entscheiden. Peters: „Einerseits schauen wir auf den Verlauf der Pandemie und wie die anderen Veranstalter in der Region sich verhalten. Andererseits haben wir den rechtlichen Rahmen, den wir ausfüllen und nach unserem Maß so ausgestalten, dass die Zuschauer sich nicht sorgen müssen.“

Das Nachsehen haben dagegen die Künstler, auf deren Auftritte es einen förmlichen Run gibt. Das Münsteraner Kabarett-Trio „Storno“ etwa, das mit seinen Jahresrückblicken stets für ein volles Bürgerhaus sorgt, obwohl es mit dem gleichen Programm auch immer die Soester Stadthalle gleich mehrfach ausverkaufen könnte. Deswegen soll Storno erst im April oder Mai wieder nach Herzfeld kommen.

Stau an Shows

Auch die dauernden Terminverschiebungen nagen an den Nerven der Branche. „Gankino Circus“ sollte schon im Februar 2020 nach Herzfeld kommen. Zuletzt wurde die Show Anfang Dezember seitens der Künstler abgesagt.

Die Zahl der Termine in Herzfeld ist überschaubar, bei den Profis dagegen hat sich ein langer Stau gebildet an Shows, die nachgeholt werden sollen, sofern sie nicht schon komplett abgesagt wurden. „Und dann müssen unsere Besucher schon Verständnis dafür haben, dass der Nachholtermin dann mal nicht aufs Wochenende, sondern auf einen Wochentag fällt, weil es einfach nicht anders geht angesichts der Termindichte“, so Peters.

Anreise aus Leipzig

Letztlich sind Inzidenzen nicht die einzigen Zahlen, auf die man achten muss. Für Tretter ist es laut Tourplan seiner Homepage der erste Auftritt in diesem Jahr, der nächste ist erst vier Tage später. Sofern also tags zuvor und tags drauf keine TV-Termine anstehen, reist er eigens aus Leipzig an und muss im Hotel unterkommen.

Dazu kommen die Gage und die Kosten für den Saal. Immerhin: Da die Veranstalter ehrenamtlich arbeiten, müssen somit nicht auch noch ihr Einkommen von den Einnahmen dieser Arbeit bestreiten. Und die bestand zuletzt vornehmlich in der Erstattung von sage und schreibe 15 000 Euro an Eintrittsgeldern, „und das war kaum zu leisten“.

Schattenseiten des Ehrenamts

Hier hat das Ehrenamt eben seine Schattenseiten: Es fehlen manchmal auch die Manpower und die finanzielle Absicherung – vor allem bei Großveranstaltungen. Der Lippborger Markt mag in Sachen Größenordnung nicht vergleichbar sein mit der Allerheiligenkirmes, abgesagt wurde er dennoch gleich zweimal in Folge.

Die Homepage zeigt zwar nur das Logo und einen Countdown, der die Sekunden, Minuten, Stunden und Tage bis zum Startschuss am letzten Wochenende im August zählt. Aber so zeigt sich immerhin: Demnach soll es in 227 Tagen losgehen.

Hoffnung auf Ende der Pandemie

Christian Hörster ist einer der drei Marktmeister. Normalerweise würden sie ohnehin nach Ende des Marktes direkt wieder mit der Akquise der Schausteller beginnen. Insofern läuft die Planung auch.

„Wobei wir noch nicht genau sagen können, welche Schausteller die Pandemie finanziell überlebt haben und welche nicht. Nur mit den kleinen Ständen haben wir schon im vergangenen Jahr noch keine Verträge gemacht, dazu war es zu unsicher“, meint Hörster. Er hofft, dass sich die Behauptungen, dass die Pandemie bis August besiegt ist, eintreffen – doch dieses Wunschdenken gab es vor einem Jahr ja auch schon.

Markt ist ein Treffpunkt

Hörster: „Es ist nicht schön, wenn die Arbeit umsonst war, für uns nicht und schon gar nichts fürs Dorf. Denn der Markt ist ein Treffpunkt, zu dem auch viele Ehemalige, die weggezogen sind, wieder zurückkommen. Durch Corona sieht man ja kaum noch jemanden. Daher wäre es umso schöner, wenn endlich wieder etwas Normalität einkehrt.“

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