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Politik stimmt für neue 180-Meter-Windräder

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Von: Michael Dülberg

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Die hohen Windräder kommen, Verspargelung durch Windparks wird es in Lippetal aber nicht geben.
Die hohen Windräder kommen, Verspargelung durch Windparks wird es in Lippetal aber nicht geben. © Peter Dahm

„Klimaneutral wird die Gemeinde Lippetal nicht ohne Windkraft, wir sollten die Möglichkeiten von Windenergieanlagen (WEA) nutzen“, so begründete CDU-Fraktionsvorsitzender Tobias Nillies im Ausschuss für Gemeindeentwicklung im Herzfelder Bürgerhaus die Zustimmung zum Repowering.

Lippetal - Auch die Ausschussmitglieder von SPD, Grünen, BG und FDP stimmten für die Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens und somit für den Austausch der Windenergieanlagen auf den Lippetaler Vorrangflächen C in Rassenhövel und D in Uelentrup.

Auch in Nordwald dürfte es demnächst soweit kommen, dass auch der Rat dem Vorhaben, jeweils zwei 100-Meter hohe Windräder durch ein 180-Meter hohes modernes Windrad mit neuester Technik zu ersetzen, zustimmt.

Experten für Windkraft haben ausgerechnet, dass in der Gemeinde Lippetal dann mit sieben rund 180-Meter hohen Windrädern plus dem 100-Meter-Windrad in Ebbecke so viel Strom erzeugt werden kann, wie die Gemeinde insgesamt an Elektrizität verbraucht.

Vor der Entscheidung im Gemeindeentwicklungsausschuss im Herzfelder Bürgerhaus hatten sich die Politiker schon intensiv mit dem Thema beschäftigt, letztlich auch in so genannten Werkstatt-Gesprächen die Interessen der Anwohner aufgenommen. Einige von ihnen verfolgten jetzt auch die Sitzung im Bürgerhaus, in der Planungsarchitekt Michael Ahn vom Büro Wolters Partner aus Coesfeld und Sabrina Raser vom Planungsbüro Düser in Ense, die die WEA-Projekte umsetzen, nochmals Erläuterungen zur Windenergienutzung in Lippetal gaben.

Dabei rät Planer Ahn der Gemeinde davon ab, eine neue Steuerungsplanung für Lippetal zu beschließen. Eine neue Planung entfalte keine Wirkung mehr auf die laufenden genehmigungsreifen Bauanträge in Rassenhövel, Uelentrup und Nordwald.

„Lippetal ist nicht Lichtenau“

„Lippetal ist nicht Lichtenau“, spielte Ahn an auf den Windpark an der Autobahn 44 nahe dem Flughafen Paderborn, wo Dutzende Windräder sich auf der Paderborner Hochebene massieren, weil hier viel Wind weht und es so gut wie keine Wohnbebauung gibt. Bei der Streubebauung in Lippetal blieben kaum Lücken offen, wo weitere über die fünf bestehenden Standorte hinaus gehende Windräder aufgestellt werden könnten. Lediglich südlich von Hultrop sah der Planer noch Möglichkeiten.

Da der Kreis Soest angekündigt habe, das bisher aus organisatorischen Gründen von der Gemeinde Lippetal versagte Einvernehmen zu ersetzen, sei es wenig sinnvoll, beim Nein zum Repowering zu bleiben. Der Kreis habe auch eine Pflicht, die Baugenehmigungen zu erteilen, wenn alle Belange positiv abgeprüft worden seien.

Sabrina Raser erläuterte, dass der Mindestabstand der neuen Anlagen an allen drei Standorten des Repowering eingehalten werde. Zudem berichtete sie über die technischen Maßnahmen zur Minimierung von Schall- und Schattenwurf-Emission. Beim Thema Infraschall verwies sie auf neuere Untersuchungen, nach denen sich diese tiefen Schalldrücke nur bis etwa 150 Meter um die Anlagen ausbreiteten.

Nach dem Stand der Technik werde auch die Nachtbeleuchtung der hohen Windräder so gesteuert, dass die Lampen nur dann blinken, wenn sich Flugzeuge in der Nähe aufhalten. Überwachung und Wartung seien gesichert, es gebe auch nur eine minimale Schadenhäufigkeit, was an niedrigsten Versicherungssummen WEA nachweisbar sei. Bürgerbeteiligung an den Erlösen der WEA sei als Schwarmfinanzierung vorgesehen.

Kommentar: Es geht nicht ohne hohe Windräder

Von Michael Dülberg
Nein, die Gemeinde Lippetal wird ganz sicher kein Windpark. Egal ob die Abstandsregelung bei 1000 Metern bleibt oder halbiert wird, wie manche Politiker fordern, dies hat kaum Auswirkungen auf die Flächengemeinde.

Denn neben den geballten Ortschaften Herzfeld, Lippborg und Oestinghausen und den Dörfern wie Hovestadt, Nordwald, Brockhausen, Hultrop-Heintrop, Büninghausen, Kesseler, Wiltrop und Krewinkel – liegen besonders im münsterländischen Norden Lippetals lauter Höfe, Kotten und Landhäuser, denen große Windenergieanlage bedrängend zu nahe kämen.

Lippeaue und Naturschutzgebiete sind weitere Zonen, in denen Windräder aller Voraussicht nach nicht gebaut werden dürfen. Aber man soll niemals nie sagen, weil man nicht weiß, was auf uns zukommt, wie so ein Angriffskrieg zum Beispiel. Nicht nur Erpressung durch Energieträger als Waffe sollten uns drängen, viel mehr regenerative Energie zu erzeugen und weniger zu verbrauchen, auch das Klima ruft um Hilfe. Deshalb führt an hohen Windrädern vorerst kein Weg vorbei.

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